Die vestibulären Flächen der Prothesen sollen Wangenkontakt aufweisen.
Die zahntragenden Sattelteile dürfen trotz der in 1. genannten Prinzipien weder die Zunge noch die Kaumuskulatur behindern. Im Bereich von Wangenbändern müssen in die Prothese entsprechende Passagen eingeschliffen werden („muskelgriffige“ Gestaltung wie bei Totalprothesen).
Um eine unerwünschte Kaudruckbelastung im distalen Drittel des Freiendsattels zu vermeiden, sollte, wenn möglich, auf die Aufstellung eines zweiten Molaren verzichtet werden. Falls notwendig (z. B. bei vorhandenem zweiten Molaren im Oberkiefer bei Gefahr der Elongation desselben), kann der 7er durch einen Prämolaren ersetzt werden.
Uni- und bilaterale Freiendprothesen sollten sattelfern auf der sattelabgekehrten Seite des endständigen Pfeilerzahns abgestützt werden; Schaltprothesen sollen eine sattelnahe Abstützung aufweisen.
Um die nach Zahnverlust eintretende Resorption des Kieferkamms im Rahmen der Nachsorge durch entsprechende Unterfütterungen ausgleichen zu können, müssen Freiendsättel und längere Schaltsättel unterfütterbar gestaltet werden. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass ein gewisses Ausmaß einer Druckbelastung der Schleimhaut durch den Prothesensattel gewünscht wird, da nicht belastete Kieferabschnitte im Sinne einer Inaktivitätsatrophie einem verstärkten Abbau unterworfen sind. Andererseits führt aber auch ein zu starker Druck, wie er typischerweise in Form von kleinflächigen Druckzonen bei passungenauen Prothesensätteln vorkommt, zu einem von Individuum zu Individuum unterschiedlich stark ausgeprägten beschleunigten Knochenabbau (Marxkors 2009) (Abb. 32-5). Dies unterstreicht die Notwendigkeit regelmäßiger Kontrollen und Unterfütterungen.
Eine optimal eingeschliffene statische und dynamische Okklusion wirkt sich auf Funktion, Passung und Tragekomfort der Teilprothese vorteilhaft aus und ermöglicht eine atraumatische Belastung des Prothesenlagers (geringerer Knochenabbau).
Teilprothesen sollen parodontalfreundlich gestaltet werden. Plaqueretentive Nischen müssen so weit wie möglich eliminiert werden. Dem Patienten muss die Durchführung optimaler Mundhygienemaßnahmen möglich sein. Die eingesetzte Teilprothese sollte die Reinigung der an den Zahnersatz angrenzenden approximalen Zahnflächen erleichtern (Gestaltung von Führungsflächen zur Reinigung mit Interdentalbürstchen) (Walther 1990, Marxkors 2009).
Abb. 32-6 Gerüst einer partiellen Prothese im Oberkiefer.
32.4 Aufbau und Bestandteile von partiellen Prothesen
(Brunner und Kundert 1988)
Das Gerüst einer partiellen Prothese besteht aus vier Anteilen (Abb. 32-6):
zahntragende Sattelteile (Prothesensattel, bestehend aus unterfütterbaren Retentionen, künstlichen Zähnen und Kunststoff der Prothesenbasis)
großer Verbinder (Stabilisierungs- und Versteifungselement = Ausgleichselement; ausgeführt als Platten, Bänder, Bügel)
kleine Verbinder (Verbinder zwischen Prothesenkörper und Verankerungselementen)→ diese drei Anteile werden auch unter dem Begriff „Prothesenkörper“ zusammengefasst
Verankerungselemente zur (lösbaren) Verankerung des Prothesenkörpers am Pfeilerzahn:direkt: gebogene oder gegossene Klammern (Einstückgussprothese)indirekt: Geschiebe, Doppelkronen (bei kombiniert festsitzend-herausnehmbarem Zahnersatz)
32.4.1 Zahntragende Sattelteile
(unterfütterbare Retentionen plus Basiskunststoff plus Prothesenzähne)
Vom Metallgerüst wird eine genügende Steifigkeit (Formstabilität) gefordert. Es wird netzförmig (Netze, Ringretentionen, Schienenform) und damit unterfütterbar gestaltet und sollte auf der Mitte des Kieferkamms liegen. Aus parodontalen und ästhetischen Gründen können bei Schaltlücken und Freiendsituationen die den Pfeilerzähnen benachbarten künstlichen Kaueinheiten in Form sattelfreier und mit dem Prothesenkörper verbundener Brückenglieder (sog. Pontics) zur Anwendung kommen (Brunner und Kundert 1988).
Für den Ersatz der Zähne bzw. der Kaufläche kommen unterschiedliche Materialien zur Anwendung:
Kunststoff
Kompositkunststoff
Keramik
Metall
Kunststoffzähne sind heute etabliert und sind die Standardausführung für alle Zähne an Teilprothesen. Sie kommen sowohl bei definitiven Teilprothesen wie bei Interimsersatz zur Anwendung. Die heute lieferbaren Kunststoffzähne sind aus hochvernetzten und gefüllten Kunststoffen hergestellt und sind ästhetisch hochwertig, farbstabil und ausreichend abrasionsfest. Sie sind leicht zu verarbeiten, da sie durch Beschleifen in ihrer Form verändert werden können; zudem gehen sie einen Verbund mit dem Prothesenbasiskunststoff ein. Auch zum Zwecke der Bisshebung (ggfs. nach vorheriger Austestung der neuen Bisshöhe) können Kunststoffzähne eingesetzt werden.
Prothesenzähne aus Kompositkunststoffen mit keramischen Nanopartikelfüllerkörpern sind teurer, aber weisen eine geringere Abrasion als reine Kunststoffzähne auf. Sie sind daher besonders dann zu empfehlen, wenn die antagonistischen Kauflächen aus Schmelz, Keramik oder Metall bestehen (Ghazal et al. 2008).
Keramikzähne zeichnen sich im Vergleich zu Kunststoffzähnen durch größere Abrasionsfestigkeit, höhere Farbbeständigkeit und nochmals bessere Ästhetik aus. Der frühere Nachteil, nämlich der nur auf mechanischem Wege (über Crampons) erzielbare Verbund zum Prothesenkunststoff, besteht heute aufgrund der Möglichkeit der Silanisierung von Keramikzähnen nicht mehr, so dass mit diesem Verfahren ein chemischer Verbund zum Kunststoff erzielt werden kann (vgl. Kap. 29). Wegen der aufwändigen Verarbeitung und der verbesserten Materialeigenschaften der Kunststoff- und Kompositkunststoffzähne haben Keramikzähne kaum noch eine Bedeutung und der Vertrieb wurde mittlerweile herstellerseitig eingestellt. In speziellen Patientenfällen können heute Keramikzähne aus mittelfesten Lithium(di)silikatkeramiken individuell hergestellt werden.
Kauflächen aus Metall oder mittel- bis hochfesten Keramiken können bei Patienten mit Bruxismus gewählt werden. Diese müssen allerdings individuell hergestellt werden. Es handelt sich ebenfalls um ein sehr seltenes und aufwendiges Vorgehen.
Dem großen Verbinder, im Oberkiefer als Platte oder Band, im Unterkiefer als Lingualbügel konstruiert, kommt die Aufgabe zu, die auf einen Teilbereich der Prothese auftreffenden Kräfte auf die Gesamtkonstruktion zu verteilen und auf die Pfeilerzähne und zahnlosen Kieferpartien weiterzuleiten. Aus diesem Grunde muss ein großer Verbinder möglichst starr sein, sollte aber gleichzeitig in seiner Dimensionierung so gestaltet werden, dass er für die Zunge so wenig wie möglich als Störfaktor empfunden wird. Im Allgemeinen sollte der Mindestabstand vom Tegumentalrand im Oberkiefer aus parodontalhygienischen Gründen mindestens 4 bis 6 mm, im Unterkiefer (Oberrand des Lingualbügels) 3 bis 5 mm betragen (Brunner und Kundert 1988).
Abb. 32-7 Transversalband (Palatinalband).