48.1 Konzept der Patientenzufriedenheit
48.2 Lebensqualität und Mundgesundheit
48.2.1 Allgemeiner Gesundheitsstatus
48.2.2 Lebensqualität und Mundgesundheit
48.3 Messung von Patientenaussagen
48.3.1 Psychometrische Grundlagen
48.3.2 Messung der Patientenzufriedenheit und Lebensqualität
48.3.3 Messung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität
48.4 Studien unter Verwendung patientenbezogener Messgrößen in der Zahnheilkunde
49 Evidenzbasierte zahnärztliche Prothetik
49.2 Die drei Säulen der EbM/EbZ
49.3 Hierarchie der klinischen externen Evidenz
49.6 Externe Evidenz in der zahnärztlichen Prothetik
Literatur
Sachregister Band I bis III
31 Einführung in die Teilprothetik
31.1 Ziele der Versorgung mit Teilprothesen
Teilbezahnte Kiefer sind Folge des Verlustes oder der Nichtanlage einzelner oder mehrere Zähne. Als Resultat kommt es entweder zu Unterbrechungen oder Verkürzungen der Zahnreihe in einem oder beiden Kiefern. Unterbrechungen können ein- oder mehrfach auftreten. Weiterhin kann die Zahnreihe ein- oder beidseitig verkürzt sein, ggf. auch in Kombination mit Unterbrechungen. Liegt als Folge der Teilbezahnung eine relevante Einbuße der orofazialen Funktionen (Mastikation, Sprache, Ästhetik, Okklusion) vor oder drohen diese gestört zu werden, ist der Ersatz fehlender Zähne zur Wiederherstellung indiziert. Dies ist auch unter Aspekten der Tertiärprophylaxe sinnvoll.
31.2 Zahnverlust und seine Folgen
(Brunner und Kundert 1988, Fröhlich und Körber 1977)
Die Mehrzahl zahnbegrenzter Lücken ist durch Zahnverluste infolge von Karies, Parodontalerkrankungen oder Traumata bedingt. Weitere Ursachen für zahnbegrenzte Lücken sind Nichtanlagen (Hypodontie). Im Durchschnitt fehlen jedem jungen Erwachsenen (35–44 Jahre) in Deutschland 2,1 Zähne. In der Alterskohorte der jungen Erwachsenen sind 1,9 % mit einer Teilprothese versorgt, bei 21 % liegt ein nicht versorgtes, teilbezahntes Lückengebiss vor. Bei Senioren (65–74 Jahre) fehlen im Mittel 11,1 Zähne und rund 28 % tragen eine herausnehmbare Teilprothese. Modellgussprothesen finden sich bei knapp 14 % der teilbezahnten Senioren. Nur noch 5,7 % der Senioren weisen unversorgte teilbezahnte Gebisse auf (Jordan und Micheelis 2016).
31.2.2 Auswirkungen des teilweisen Zahnverlustes
Unmittelbare Folgen des Zahnverlustes sind für den Patienten spürbar als Einschränkung des Kauvermögens, Beeinträchtigung der Ästhetik und der Sprachfunktion. Die Beeinträchtigung der Kaufunktion nimmt mit zunehmender Anzahl fehlender Zähne zu. Dem Patienten können solche Veränderungen u. a. dadurch bewusst werden, dass sich die Verschlechterung der Kieferfunktionen (hier speziell der Kaufunktion) durch verlängerte Kauzeit und durch Impaktion von Speiseanteilen in den Lücken bemerkbar macht. Die Aspekte der gestörten Ästhetik und Sprache wiegen vor allem dann besonders schwer, wenn die Zahnverluste im Bereich der Front-, Eckzähne und Prämolaren des Oberkiefers, mit etwas geringerem Schweregrad auch im Unterkiefer, vorliegen. Patienten bemerken die Lückenbildung und empfinden dadurch eine starke persönliche und soziale Einschränkung. Die Störung der Phonetik macht sich meist durch Lispeln (Sigmatismus) bemerkbar. Nicht selten gehen mit Zahnverlust psychische Probleme einher.
Auf der Ebene des Organismus haben Verluste einzelner Zähne in vielen Fällen eine direkte Auswirkung auf die Position der Nachbarzähne und Antagonisten. So können Nachbarzähne rotieren, wandern und/oder kippen; vorhandenen Lücken gegenüberstehende Zähne können elongieren. Diese Positionsänderungen können sich sekundär in Veränderungen der statischen und dynamischen Okklusion niederschlagen. Dadurch bedingt können okklusale Frühkontakte und Gleithindernisse bei exzentrischen Unterkieferbewegungen und eine erhöhte Attrition der betroffenen Zähne, eine Traumatisierung und ein Umbau bzw. Abbau des Zahnhalteapparats und Zahnlockerung bis hin zu Zahnverlust mit folgendem Knochenabbau auftreten. Darüber hinaus können Unstimmigkeiten im dentalen Bereich mitverantwortlich für das Auftreten von funktionellen Problemen im Bereich von Kiefergelenk und Kaumuskulatur sein (vgl. Kap. 10). Treten weitere Folgen auf, spricht man vom unkompensierten Gebissschaden.
Es gibt aber auch Fälle, in denen das Vorliegen eines Lückengebisses nicht zu einer Ausweitung des vorhandenen Gebissschadens führt. In diesen Situationen kommt es nicht zu Störungen der Kaufunktion, der Unterkieferbeweglichkeit oder der Sprachfunktion oder zu Destruktionen des Parodonts. Stattdessen findet im Rahmen einer Adaptation ein funktioneller Umbau statt; das Lückengebiss befindet sich in einem stabilen Gleichgewicht. Solch ein kompensierter Gebissschaden ist in der Regel nur bei einzelnen Zahnverlusten zu erwarten, wobei die der Lücke benachbarten Zähne in habitueller Interkuspidation durch ihre Antagonisten deutlich fixiert sein müssen (Wenz und Hellwig 2018).
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