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Umbanda
Die nächste Religion, die ich vorstellen und beleuchten will, trägt den Namen „Umbanda“. Umbanda? Moment mal, da wurde doch schon etwas darüber geschrieben, oder? Ja klar! Im Kapitel über die Religion „Candomblé“, oder? Ja! Stimmt! Doch ich will hier noch einmal die Religion Umbanda direkt beleuchten, denn auch wenn es hier einen sehr klaren und starken Synkretismus mit dem Katholizismus gibt, ist es eine eigenständige Religion. Hierbei besitzt dieser Religion sehr starke mystische und spirituelle Bereiche, was eigentlich ein Widerspruch ist, wenn man den starken Synkretismus mit dem katholischen Glauben berücksichtigt. Primär wird Umbanda in den Ländern Uruguay, Argentinien und Brasilien gelebt, wobei es hier natürlich auch in den anderen südamerikanischen, mittelamerikanischen und karibischen Ländern immer wieder Fraktionen gibt, die Umbanda als Religion verstehen und leben. Ein essenzieller Punkt in Umbanda ist der Kontakt zu anderen Geistwesen, was ein erneuter Widerspruch ist, wenn es um einen starken Synkretismus mit dem Katholizismus geht. Natürlich werden auch in der katholischen Kirche entsprechende Geistwesen angesprochen, doch hier ist es eigentlich primär Gott, maximal irgendwelche Engel, die aber definitiv nicht als „Geistwesen“ deklariert und beschrieben werden. Der Kontakt mit diesen Geistwesen würde im westlichen Kontext, und mit Vokabeln der heutigen Zeit einfach mit klassischen Channelings beschrieben werden, wobei hier nicht nur Botschaften verbal übermittelt werden, sondern auch bewusste Invokationen bzw. Besessenheiten forciert werden, sodass die jeweiligen Geister die Körper der Gläubigen übernehmen.
Hierbei gibt es verschiedene Rituale, die in diesem Kontext aber auch wieder von der katholischen Kirche mehr als nur kritisch gesehen werden. Daher muss man sagen, dass Umbanda zwar Einflüsse des katholischen Glaubens hat, wobei hier der Synkretismus aber relativ zurückhaltend ist. Doch „Relativ“ ist eine Begrifflichkeit, die eben relativ ist, da in Umbanda auch sehr eng mit Mutter Maria agiert wird. Wenn man dann aber wieder sieht, dass auch divinatorische Arbeiten gemacht werden, genauso wie Opferzeremonien, wobei auch hier Blumen geopfert werden, dann ist dies wieder mit dem katholischen Glauben nicht ganz im Kontext 1:1 übereinander zu bringen. Die verschiedenen Opferzeremonien beziehen sich dann aber natürlich auch auf spezifische Geistwesen, wobei man hier klar von Göttinnen spricht bzw. von Göttern. Und vielleicht ist dies eines der großen Gründe, warum die Religion Umbanda eine sehr große Anhängerschar hat. Auf der einen Seite werden strikte religiöse Maßstäbe eingehalten und erfüllt, auf der anderen Seite existiert aber auch eine spirituelle und auch magische Offenheit, welche man in Europa ohne weiteres findet, da hier mittlerweile die Beeinflussung der Kirche zurückgegangen ist, zumindest in Deutschland. Wenn man es vielleicht auf die Spitze treiben will, dann könnte man die Religion Umbanda zum Glück mit anderen Naturreligionen gleichsetzen, wo es auch eben um Götter und Göttinnen geht, da auch hier entsprechende Rituale existieren, genauso wie spezifische Divinationsarbeiten. Gott und Göttin sind in diesem Kontext aber nicht direkt afrikanische Elemente, auch wenn es hier verschiedene Götter gibt, werden zum Beispiel die Loas/Iwas im haitianischen Voodoo bzw. Vodun/Vodon im (west)afrikanischen Voodoo bzw. die Orishas in der Santería-Religion anders bewertet, sodass hier die Vokabeln „Götter“ bzw. „Göttinnen“ nicht verwendet werden. Doch der spiritistische Einfluss, also der primäre Kontakt zu verstorbenen, zu den eigenen Ahnen, zu den Verwandten steht auch in der Religion Umbanda in einem klassischen Mittelpunkt. Da aber in Umbanda auch sehr viele europäische Blickwinkel, Philosophien, Maximen und magische Ideen adaptiert und aufgegriffen wurden, ist es nicht überraschend, dass man, wenn man exakt hinschaut, hermetische und auch kabbalistische Elemente findet. Doch es wäre zu viel, wenn man sagt das Umbanda kabbalistisch und hermetisch arbeitet. Wie jede Religion, hat natürlich auch Umbanda spezifische Fachvokabeln, die erklärt werden müssen. So gibt es zum Beispiel Entitäten, die mit der Bezeichnung „Caboclas“ bzw. „Caboclos“ betitelt werden, wobei hier Caboclos männliche Schwingungen besitzen und Caboclas weibliche Schwingungen.
Gleichzeitig sind diese Vokabeln aber auch feststehende Begriffe, die auf „Mischwesen“ hindeuten, wobei der Ursprung eher einen rassistischen Grundgedanken hat, da man so Menschen bezeichnet hat, die aus einer Verbindung aus Europäern und indigenen Bevölkerungsteilen entstanden sind. Gut, in Europa hat man diese Menschen einfach „Bastarde“ genannt, „Mischlinge“ oder andere Schimpfwörter verwendet. In Südamerika waren es eben die Caboclas, wobei hiermit auch eine ganz klare Negativierung vollzogen wurde, da Menschen, die als Caboclas betitelt wurden, meistens kein hohes Vertrauen genießen durften. Sie wurden als Verräter, falsche Charaktere und Verleumder tituliert, sodass hier natürlich ein sehr negativer Touch entsteht, bzw. entstanden ist. Eine weitere Vokabel, die in der Religion Umbanda vorkommt, lautet Erês. Wenn man so will, sind es auf der einen Seite die Nachfahren, die Kinder von Geistern, auf der anderen Seite ist es aber auch eine Sichtweise, eine Maxime, die man so deklarieren kann, dass man unvoreingenommen die Welt betrachtet, aus den Augen von Kindern. Daher ist es ein wichtiger Umstand, dass man sich selbst mit den Erês verbindet, bzw. sich die Grundschwingungen der Erês aneignet, da man hierdurch die Emotionen und auch die Mentalität eines Kindes erfahren kann, wodurch eben die erwünschte Unvoreingenommenheit, die Neutralität, die Neugier, der Wissensdurst eines Kindes eingenommen bzw. verkörpert werden kann. Die grundsätzliche Vokabel „Erê“ stammt natürlich wieder aus dem Yoruba, und wenn man hier eine mögliche Übersetzung sucht, dann könnte man sagen, dass diese Vokabel für „Belohnung“ steht, wobei auch sehr gerne davon gesprochen wird, dass hier der Grundgedanke von Spiel und Spaß existiert, sodass hier eben nicht zu viel deduktiv gedacht wird, sondern einfach seiner (kindlichen) Natur die Freiheit gegeben wird, die sie benötigt. So muss man also hier unterscheiden, dass es auf der einen Seite um autarke Entitäten geht, die eben als Erês deklariert werden, gleichzeitig aber auch eine Maxime beschrieben wird, eine Grundstellung, die eben eine Offenheit, eine Fröhlichkeit, eine Unvoreingenommenheit deklariert. Wenn man hier jedoch wirklich davon ausgeht, dass diese Entitäten einen kindlichen Charakter haben, dann sollte man auf jeden Fall aufpassen. Man sollte aufpassen? Warum? Nun, es ist korrekt, dass Kinder neugierig, fröhlich, offen und auch unvoreingenommen agieren können – sie können, müssen aber nicht. Genauso gut ist es möglich, dass Kinder eine Brutalität und eine Kaltschnäuzigkeit an den Tag legen, wo man ganz klar sagen muss, dass sie ein Produkt von verkorksten Beziehungen sind, von Umständen, die das eigentliche Kindsein zerstört haben, dennoch immer noch als Kinder zu sehen sind.
Dies ist jedoch im Falle der Religion Umbanda nicht so gemeint, denn hier geht es wirklich darum, dass eine Freundlichkeit, eine Offenheit, eine Unvoreingenommenheit und eine Fröhlichkeit an den Tag gelegt werden, sodass diese Entitäten sehr friedvoll, neugierig, schelmisch und auch irgendwie verrückt sind. Es wird davon ausgegangen, dass die Erês niemals inkarniert waren, da sie mit den menschlichen und materiellen Vorstellungen meistens nichts anzufangen wissen. Doch auch dies ist ein großes Problem, wenn man sich solche Energien in das eigene Energiesystem holt, ihnen seinen physischen Körper überlässt, denn dieser besitzt ganz deutliche Beschränkungen. So kann der Mensch seinen Kopf eben nicht um 360° drehen, so besitzt der Mensch eben keine Kugelgelenke in Armen und Beinen, sodass hier extreme Verrenkungen gemacht werden können. Wenn aber die Erês kein Konzept davon haben, was es bedeutet, körperlich zu sein, dann ist es möglich, dass hier der Mensch Bewegungen ausführt, die entgegengesetzt der eigenen Physis laufen. Und ja, dies ist möglich, und ja, hier können auch physische Verletzungen übrigbleiben.