Als der Lindwurm merkt, dass der Wolf losgelassen hat, drehte er um und tauchte sofort wieder auf. „Ha, ich habe doch gewusst, dass du loslässt“, lachte er und schaute den Wolf grinsend an.
„Ich glaube ich werde mal besser wieder an Land gehen. Das viele Schwimmen macht müde.“ Velyne schwamm in Richtung des nächstgelegensten Ufers.
Ausbildung nach Lindwurmart
Der Lindwurm blieb noch etwas länger im Wasser, da es allein jedoch bald langweilig wurde, schwamm auch er ein paar Minuten später wieder zum Ufer.
Am Ufer angekommen gähnte Velyne laut. „Wie kannst du nur so gut schwimmen und danach kaum erschöpft sein? Ich könnte auf der Stelle umfallen“, fragte Velyne und streckte sich einmal durch und gähnte noch mal.
„Tja wir Lindwürmer sind eben gute Schwimmer. Und das ist auch kaum mit einer Anstrengung für uns verbunden. Wenn ich mich an Land fortbewegen muss, finde ich das viel schwieriger“, erklärte der Lindwurm und machte es sich neben dem Wolf bequem.
„An Land könnte ich ein paar Stunden laufen ohne eine Pause zu brauchen“, erwiderte der Wolf stolz und war froh, wenigstens in einer Sache besser zu sein als der Lindwurm. „Weißt du was ich mich schon öfters gefragt habe? Hm... wie drück ich mich da jetzt am besten aus?“
Der Lindwurm legte sich neben den Wolf und gähnte auch mal. „Also bevor ich stundenlang herumlaufe, bleibe ich lieber einfach liegen. Aber was meintest du, Kleiner? Was hast du dich gefragt? Du kannst mich ruhig alles Fragen.“
Der kleine Wolf nickte. „Nun... also hattest du überhaupt schon mal einen Begleiter, der dir so lange gefolgt ist wie ich, ohne dabei als dein Mittagessen zu enden?“, fragte er neugierig und senkt seinen Kopf erschöpft zu Boden. Dabei sah er den Lindwurm mit seinen neugierigen blauen Augen an.
Der Lindwurm dachte lange nach, bevor er antwortete. „Also... zumindest nicht, wenn es ein Wolf war. Die meisten Lindwürmer sind immer allein unterwegs. Überhaupt kein Tier deiner Größe hat es bisher lange überlebt, in meiner Nähe zu sein. Aber du hast gute Chancen sogar noch länger durchzuhalten, Kleiner“, sagte der Lindwurm und streichelte den Wolf zärtlich über das vom Schwimmen noch immer nasse Fell.
Velyne dachte sich, dass er diese Frage besser für sich behalten hätte. „Chancen?“, fragte er noch bevor er sich auf den Rücken rollte um sein Fell am Bauch von der Sonne trocknen zu lassen.
„Ähm... ja. Ich glaube, ich würde es gar nicht übers Herz bringen, dich wirklich zu fressen. Da müsste ich schon sehr hungrig sein. Du brauchst dir also gar keine Sorgen zu machen, denn hier gibt es genug andere Tiere, die ich fressen könnte. Außerdem bist du mein Freund. Und Lindwürmer behandeln ihre Freunde immer sehr freundschaftlich.“ Der Lindwurm kraulte dem Wolf über den Bauch und schnurrte dabei leise.
Der Wolf entgegnete ihm auch mit einem leisen Schnurren: „Könntest du mich noch ein wenig im Kampf ausbilden oder mir was beibringen? Ich halte mich noch immer für einen schwachen Wolf. White Fang meinte immer, ich würde sicher nie ein guter Kämpfer werden. Bisher wollte ich das auch gar nicht. Aber wenn du mir etwas beibringst, dann macht es gleich viel mehr Spaß“, sagte er etwas zurückhaltend. Aber er meinte es ernst. Dabei sah er den Lindwurm an und spitzte seine Ohren.
„Hm könnte ich machen. Aber ich kann dir höchstens beibringen, wie du dich gegen einen Lindwurm verteidigen kannst. Das könntest du gegen mich üben, wenn du willst. Vielleicht kann dir das ja irgendwann mal nützlich sein, Kleiner. Aber es ist sicher schwierig für mich, dir beizubringen wie ein Wolf zu kämpfen. Dazu wären andere Wölfe sicher besser geeignet. Aber ich bringe dir gerne bei, wie du dich verteidigen kannst.“
Velyne freute sich als er diese Antwort bekam. „Ja, gerne. Dadurch würde ich mich dann auch gegen viele Andere wehren können“, sagte er und stupste den Lindwurm erfreut an. „Wann wollen wir beginnen?“, fragte er übermütig, legte sich dann aber aus Erschöpfung wieder zu Boden und gähnte. Heute jedenfalls nicht mehr, dachte sich der Wolf.
„Am besten gleich morgen früh. Jetzt solltest du erst mal schlafen. Wenn man kämpfen lernen will, dann sollte man nicht müde sein“, sagte der Lindwurm und grinste. „Es wird mir bestimmt Spaß machen, dich auszubilden. Noch nie hat ein Wolf von einem Lindwurm Kampfunterricht bekommen. Zumindest kenne ich keinen solchen Fall bisher.“
Velyne schmunzelte nur mehr zufrieden und legte sich auf den Boden um zu schlafen. Er freute sich schon auf den morgigen Tag und konnte es kaum noch abwarten was er wohl alles lernen würde. Aber wegen seiner Müdigkeit schlief er schon bald ein. Dabei fing er auch an, etwas zu schnarchen.
Der Lindwurm legte sich auch hin und ließ sich durch das Schnarchen nicht stören. Doch sehr lange ließ er den Wolf nicht schlafen. Es war noch in aller Frühe, als der Lindwurm sich vorsichtig ein wenig um den noch schlafenden Wolf wickelte. Er war dabei so vorsichtig, dass der Wolf noch nicht einmal aufwachte. Als er glaubte, den Wolf recht sicher festhalten zu können, sagte er laut: „Aufwachen, Kleiner. Und jetzt versuche gleich mal dich zu befreien."
Velyne riss es aus dem Schlaf und er wusste vorerst noch gar nicht was um ihn herum geschah. Doch ziemlich bald erkannte er die Lage und wusste, dass das Training gerade begonnen hatte. Velyne versuchte sich zuerst zu befreien indem er sich mit seinen Pfoten gegen den Lindwurm stemmte um dadurch aus dem Griff zu entkommen. Dabei schnaufte er laut und angestrengt.
Der Lindwurm wollte es dem Wolf zu Anfang nicht allzu schwer machen, denn immerhin war es ja noch verdammt früh am Morgen und der Wolf war auch noch kein geübter Kämpfer. Velyne reagierte genau so, wie der Lindwurm erwartet hatte. „Mit Kraft wirst du gegen einen Lindwurm garantiert immer verlieren. Wenn du dich befreien willst, kommt es nur auf die richtige Technik an“, behauptete der Lindwurm, obwohl er selbst keine Ahnung von einer solchen Technik hatte. Denn normalerweise konnte sich ein Wolf niemals aus so einem Griff befreien. Jeder Wolf, den der Lindwurm in seinem bisherigen Leben auf diese Weise umwickelt hatte, war kurz darauf im Magen des Lindwurms gelandet. Nicht ein einziger Wolf hatte dem Lindwurm entkommen können.
„Oh... eine Technik?“, fragte Velyne schon etwas verzweifelt und versuchte es nochmals mit Kraft. Doch wie der Lindwurm bereits erwähnt hatte, konnte sich der Wolf mit Kraft nicht befreien. Egal wie er sich auch anstrengte. Velyne schaute etwas skeptisch drein und zog seinen Körper soweit zusammen, wie es der Griff zuließ. Blitzartig atmete Velyne die ganze Luft in seinen Lungen aus und dadurch nahm das Volumen ab. Da er sich schon darauf vorbereitet hatte, stieß er sich mit seinen Hinterläufen vom Lindwurm ab und konnte dadurch tatsächlich ein Stück aus der Umschlingung entkommen. Sobald er draußen war, stieß er sich mit den Pfoten in eine andere Seite und konnte dadurch möglicherweise einen zweiten Griff verhindern. Schließlich landete er auf seinen vier Pfoten und sah den Lindwurm fragend an.
„Hm das war gar nicht so schlecht. Für den Anfang. Aber ich habe ja auch gar nicht ernsthaft versucht, dich festzuhalten. Ein anderer Lindwurm hätte dir sicher keine Chance gelassen. Es war ein netter Versuch und könnte bei einem unerfahrenen Lindwurm mit etwas Glück sogar klappen. Aber in der Regel könntest du dich auf diese Weise nicht befreien. Wenn ein Lindwurm wirklich auf Beute aus ist, dann könnte er dich so fest umschlingen, dass du nicht mal mehr atmen kannst. Ein Lindwurm könnte dir, wenn du das Pech hast, von ihm in einen Würgegriff genommen zu werden, so ziemlich jeden Knochen brechen. Er könnte die Umschlingung so eng ziehen, dass all deine Blutgefäße in dir platzen und dein Herzschlag aussetzt. Und er könnte deine Brust so eng umschlingen, dass du nicht mehr atmen könntest. Deshalb ist es für einen Wolf wichtig, gar nicht erst in eine solche Situation zu geraten. In der Regel ist ein Kampf schon entschieden, wenn dich ein Lindwurm schon umschlungen hat. Du musst also immer aufmerksam auf deine Umgebung achten, damit sich ein Lindwurm nicht unbemerkt an dich anschleichen kann.“
Velyne nickte nur leicht. „Und woran kann ich erkennen, dass sich ein Lindwurm in meiner Nähe befindet? Gibt es da für mich überhaupt Möglichkeiten, das zu erkennen?“, fragte der Wolf neugierig.
„Du