Einladung zur Glückskompetenz. Wolfgang Brylla. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wolfgang Brylla
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738073249
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der britischen Aufklärung und des britischen Empirismus das Glück als „ein Höchstmaß an Vergnügen“.

      Im Zeitalter der Aufklärung trug der aus Königsberg stammende Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) wesentlich zu einem Wendepunkt in der abendländischen Philosophie bei. Für ihn war klar:

      „Glück ist Pflicht“.

      Zur gleichen Zeit wie Kant lebte der Philosoph, Ökonom und Historiker David Hume (1711 – 1776). Als bedeutendster Vertreter der britischen Aufklärung beschrieb er Glück als „das, was allen nützt“.

      Ein Vertreter der gegenwärtigen Philosophie ist John Rawls (1921 – 2002). Er entwickelte eine Theorie der Gerechtigkeit, die er als Grundlage von Glück ansieht. Für ihn ist ein Mensch glücklich, wenn sich sein langfristig vernünftigster Lebensplan als gelungen erweist.

      Ein anderer zeitgenössischer Philosoph, Ludwig Marcuse (1894 – 1974), schreibt in seiner „Philosophie des Glücks“:

      „Mein Glück ist der Augenblick tiefster Übereinstimmung mit mir selbst.“

      Weniger philosophisch oder wissenschaftlich versuchten die einfachen Menschen aller Zeiten ebenso intensiv dem Glück in Märchen, Fabeln und Legenden auf die Spur zu kommen.

      Die Vielzahl der Betrachtungsweisen, die in den unterschiedlichen Epochen über das Glück angestellt wurden, zeigen uns, dass die eigene Glückskompetenz immer in der persönlichen Vorstellung von dem begründet liegt, was Glück für den Einzelnen bedeutet. Und immer liegt bei der Betrachtung des Glücks die Sinngebung des eigenen Lebens zu Grunde.

      Daher möchte ich Ihnen nun diese Fragen stellen.

      Was bedeutet Glück für Sie?

      Wie sieht es mit Ihrem Verständnis von Glück aus?

      Haben Sie sich schon einmal die Frage beantwortet, was Glück ganz speziell für Sie bedeutet?

      Ich möchte Sie einladen, die Fragen in der folgenden Übung zu beantworten.

       Übung:

      

      Welches ist Ihre Annahme von Glück?

      Beschreiben Sie kurz, was Glück für Sie bedeutet. Nehmen Sie sich dazu bitte ein paar Minuten Zeit und beantworten Sie die folgenden Fragen.

      Was bedeutet für Sie Glück und woran merken Sie, wenn Sie dieses Glück besitzen?

      Warum könnte es sich für Sie lohnen, Ihre Glückskompetenz zu entwickeln?

       Wie Glück entsteht und wie es wirkt

       Glück und Psychologie

       Die psychologische Sicht auf das Glück

      In der Psychologie entstand in den letzten Jahren ein neuer Forschungsbereich, den man als "Positive Psychologie" bezeichnet. Bei dieser Richtung der psychologischen Forschung steht das Glücksempfinden des Menschen im Blickpunkt. Dabei stellten die Forscher fest, dass wir uns glücklich fühlen, wenn in unserem Leben die Zahl der positiv empfundenen Momente die negativen überwiegt. Glück kann aktiv hergestellt werden und entsteht nicht einfach passiv, durch das Wegfallen von Unglücklichsein, Schmerz oder Stress.

      Der israelisch-amerikanische Psychologe, Nobelpreisträger und Glücksforscher Daniel Kahnemann von der Princeton Universität unterscheidet dabei drei Arten des Glücks:

       - Einen momentanen Glückszustand,

      - Eine Glücks-Grundstimmung und

      - Ein zukünftig erwartetes Glück.

      Im momentanen Glückszustand erlebt der Mensch Gefühle von Glück und Hochstimmung, die nur kurz anhalten.

      Die Glücks-Grundstimmung beschreibt ein ständiges Glücksniveau, welches ein Mensch in sich trägt.

      Das zukünftig erwartete Glück bezieht sich auf Ereignisse, die in der Zukunft liegen, also noch nicht wirklich sind.

      Alle drei Glückszustände haben unterschiedliche Ursachen, Zusammenhänge und Wirkungen.

      Allgemein gilt Glück bei Kahnemann unter anderem als die Empfindung der absoluten Harmonie unseres Bewusstseins. Wir gehen in unserem augenblicklichen Tun auf, alles um uns herum, einschließlich der Zeit verschwimmt und spielt keine Rolle mehr, was auch als „Flow‟ bezeichnet wird. Als Auslöser für Glücksgefühle werden die Übereinstimmung von Erwartungen mit wahr-genommenen Umständen oder die Befriedigung von Bedürfnissen betrachtet.

      In den Anfängen der modernen psychologischen Geschichte wurde Glück in der psychoanalytischen Definition als die Harmonie von Ich, Über-Ich und Es dargestellt. Der Begründer der Psychoanalyse, Siegmund Freud (1856 – 1939), sieht im Streben nach Glück den zentralen menschlichen Lebenszweck, wobei er Glück vorwiegend über die Abwesenheit von Schmerz und Unlust und das Erleben von starken Lustgefühlen definiert. Andere Analytiker kommen zu weiteren oder ergänzenden Theorien.

      1908 definierte der englisch-amerikanische Psychologe W. McDougall Glück als "das harmonische Zusammenwirken aller Gefühle einer gutorganisierten und einheitlichen Persönlichkeit". Je reicher, einheitlicher, entwickelter und integrierter die Persönlichkeit ist, umso mehr ist sie zu dauerhaftem Glück fähig.

      Lebensglück erscheint in psychologischen Untersuchungen als eine relativ stabile, durch den Lebenslauf aufgebaute Persönlichkeits-eigenschaft. Längsschnittstudien zeigen, dass sich der Grad an persönlichem Lebensglück wenig ändert, auch wenn sich die Lebensumstände völlig wandeln.

      Der amerikanische Psychologe Abraham H. Maslow schließlich stellte 1962 die Theorie auf, dass wir Menschen von zwei Arten von Bedürfnissen beeinflusst werden: den Defizit- und den Wachstumsbedürfnissen. Die Befriedigung dieser Bedürfnisse ist auch verantwortlich für das Erleben von Glück.

      Auch die Sexualität findet ihren Platz in der psychologischen Glücksforschung. Hiernach erlebt der Mensch in drei Phasen seine Glücksmomente:

      1 Durch Erotik,

      2 in der Romantik und

      3 durch Zuneigung .

      Zu Beginn einer Beziehung reichen die erotischen Herausforderungen aus, um Glück auszulösen. Bleibt es aber dabei, besteht die Gefahr, dass die Beziehung schal und langweilig wird. Um das zu verhindern, muss sie immer komplexer werden, die Partner müssen neue Potenziale wie Romantik und Zuneigung in sich selbst und bei einander entdecken – so trägt Sexualität auf Dauer zum Lebensglück bei.

      Martin Seligmann, der Leiter des Positive Psychology Center (Zentrum für positive Psychologie) der University of Pennsylvania, beschreibt Glück als „Angelegenheit der Wünsche, die man hat“, als das „Erreichen bestimmter Dinge aus einer Liste erstrebenswerter Ziele.“

       Fazit:

      Nach der Vorstellung der Vertreter der Positiven Psychologie setzt sich echtes Glück zusammen aus einem angenehmen und sinnerfüllten Leben, aus Engagement und der Erfüllung persönlicher Sehnsüchte. Glück wird in der Auffassung der Positiven Psychologie erlebt, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Vor allem sind dies ein aktives und soziales Leben, Konzentration auf das Gute und Genussvolle, realistische Erwartungen und gute, positive Gedanken.

       Glück und Medizin

       Der medizinische Ansatz in der Glücksforschung

      Aus Sicht der heutigen