Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt. Pia Guttenson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pia Guttenson
Издательство: Bookwire
Серия: Mann im Kilt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742759030
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Whisky in die leere Teetasse. Nicht wirklich stilecht, aber in Ermangelung eines Whiskyglases zumindest okay. Erneut kuschelte sie sich in die bunte Decke hinein, machte es sich auf dem Sofa bequem. Doc beobachtete sie fragend aus großen Augen. Als sie einladend neben sich auf das Sofa klopfte, nahm er Anlauf, sprang neben sie, um sich zu ihren Füßen zusammenzurollen.

      »Glücklicher Kerl«, murmelte sie mit melancholischer Stimme. Ihr ganzes Leben war ein einziges Desaster. Viel-leicht war es doch ein Fehler, seinen geheimen Hirngespinsten zu folgen? Erschöpft schloss sie die Augen.

       Deutschland zur selben Zeit

      Alles war perfekt. Die Streicher erfüllten den großen Saal mit einem angenehmen Klang. Üppiges Kerzenlicht, sowie große Blumenbuketts mit Lilien in allen Farben sorgten für eine festliche Stimmung. Mittlerweile waren auch die Gäste vollzählig. Nur vom Geburtstagskind fehlte jede Spur. Wo um alles in der Welt blieb Louise? Es sah seiner Frau überhaupt nicht ähnlich, zu spät zu kommen. Zu Beginn ihrer Liebe hatte sie ihn immer für seine Unpünktlichkeit gerügt. Tatsächlich war Louise sogar soweit gegangen, jeden ihrer gemeinsamen Termine um eine halbe Stunde vorzuverlegen, sodass sie beide zukünftig immer pünktlich angekommen waren.

      »Du siehst heute Abend wieder sehr gut aus, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, mein lieber Alexander«, flötete Konstanze, die sich ihm unbemerkt genähert hatte. Lächelnd prostete sie ihm mit einem Glas Champagner zu.

      »Mit deiner Schönheit kann ich nicht mithalten, meine liebe Konstanze. Du weißt nicht zufällig, wo mein holdes Eheweib steckt?«, erwiderte er galant und musste Konstanze auf den Rücken klopfen, da sich diese just an ihrem Schampus verschluckt hatte. Ihr Gesicht lief dabei unschön rot an.

      »Hoppla. Ist alles in Ordnung, Konstanze?«, fragte er fürsorglich und nahm der nach Atem ringenden Frau das Glas ab.

      »Sie hat dir nichts gesagt?«, hauchte Konstanze ungläubig.

      Alexander bemerkte, wie sich seine Gesichtsmuskeln vor Sorge verkrampften. »Was nicht gesagt?«, hakte er nach, während sich seine Finger fest um Konstanzes Oberarm schlossen. »Was hat mir Louise nicht gesagt?« Unsanft schob er die Freundin seiner Frau in das verwaiste Foyer hinaus. Ein Räuspern ließ ihn jedoch zusammenzucken, wobei er sich seltsamerweise wie ertappt vorkam. Alarmiert drehte er sich um, sah sich seinem verhassten Schwager gegenüber.

      »Tobias. Du hier?«, begrüßte er ihn eisig, wenngleich überrascht.

      »Da staunst du, Alexander«, kommentierte sein Schwager die Begrüßung mit einem Grinsen, das alle Alarmglocken in seinem Kopf klingeln ließen.

      »Keine Sorge, du bist mich sofort wieder los, werter Alexander. Ich denke, was Konstanze dir soeben zu sagen versuchte, ist, dass Lou inzwischen in Schottland angekommen sein müsste«, erklärte Tobias fröhlich.

      Alexander musste die Hände zu Fäusten ballen, um seinem Schwager nicht das süffisante Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen. Zweiundzwanzig Jahre war er mit Louise verheiratet. Er hatte sie gegen den Willen der eigenen Eltern geheiratet, obwohl die damals Achtzehnjährige unter seinem Stand gewesen war. Mit ihrem Bruder hatte er sich nie verstanden. Sicher war das wieder einer von Tobias dummen Streichen. Louise hatte ihn doch nicht wirklich verlassen? Er war ein Schulzinger, verdammt. Ihn verließ man nicht einfach!

      »Lass deine unverschämten Witze, Tobias. Gerade du solltest wissen, dass ich derlei überhaupt nicht ausstehen kann.«

      Tobias zuckte verächtlich mit den Schultern.

      »Ich bilde mir ein, dass Lou dir mehr als einmal gesagt hat, was sie will und was nicht. Ich sollte dir das lediglich ausrichten. Im Übrigen können Richie und Flipp jeder Zeit bei mir unterkommen, wenn es dir zu viel wird!«

      »Richard und Philipp gehen nirgendwo hin. Schon gleich dreimal nicht zu einem … einem …«

      »Schwulen? Homosexuellen? Man wird nicht schwul gemacht, sondern schwul geboren, Alexander. Du brauchst dir also keine Sorgen machen, dass ich mich an meinen Neffen vergreife.«

      Alexander brach der kalte Schweiß aus. Mit zittrigen Fingern zerrte er sein iPhone aus dem Sakko. Hektisch tippte er Louises Nummer ein.

      Das hat sie mir nicht wirklich angetan? Nicht nachdem ich ihr ein riesen Fest organisiere und ihr den Himmel zu Füßen lege …, schrien seine Gedanken verzweifelt. Louise reagierte nicht, so oft er ihre Nummer auch wählte. Lediglich ihre Mailbox sprang an. Mit hasserfüllten Augen starrte er Tobias an, ließ das iPhone achtlos zu Boden fallen und warf sich gegen seinen Schwager. Die Hände in dessen Hemdkragen gekrallt, brüllte er ihn an: »Was hast du gemacht? Wo genau ist meine Frau? Wo ist Louise, du schwule Sau!«

      Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. War völlig in Rage. Noch bevor er weitere Beschimpfungen oder Handgreiflichkeiten gegen seinen Schwager anwenden konnte, versetzte dieser ihm einen gekonnten Kinnhaken. Benommen ging er zu Boden. Um ihn herum strömten die Gäste ins Foyer, um nach der Ursache des Krawalls zu sehen.

      »Ich glaube kaum, dass du Lou so wieder zurückbekommst, Alexander. Außerdem bezweifle ich, dass sie an ihr Smartphone gehen wird, wenn du anrufst!«

      Ohne weitere Worte zog Tobias sein Hemd wieder gerade, drehte sich um und verließ mit betont schlenderndem Schritt die Geburtstagsparty. Mühsam rappelte sich Alexander hoch, schlug Konstanzes helfende Hand aus.

      »Entschuldige mich«, schnappte er und machte sich, seine blutende Nase haltend, auf den Weg in den zweiten Stock. Dort befanden sich seine Büroräume. Hinter sich konnte er Frau Butt schnauben hören, die ihm mit einem »Das kriegen wir alles wieder hin Herr Schulzinger. Sie werden schon sehen, Herr Schulzinger!« auf den Fersen folgte.

      Alexander flüchtete ins Bad. Zitternd bis ins Mark warf er die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss. Außer sich vor Zorn riss er sich Sakko samt ruiniertem Hemd vom Leib.

      Dann sank er stöhnend auf die Toilette, barg den Kopf in den Händen. Wie hatte Louise ihm das antun können? Tag und Nacht rackerte er sich in der Firma den Arsch ab für seine Familie. Keiner anderen Frau hatte er je Beachtung geschenkt. Dabei stand das weibliche Geschlecht bei ihm Schlange. Und wie dankte ihm Louise seine Treue, all die Entbehrungen, die er für das Wohl seiner Lieben erduldet hatte? Indem sie einfach verschwand?

      »Mein Gott. Ich bin bloßgestellt worden vor all meinen Mitarbeitern, Freunden …«, entwich es ihm gequält. Gut, sie hatte ihm zigmal damit in den Ohren gelegen, dass sie keine große Party wollte. Ja, er wusste, dass sie sich sehnlichst einen Schottlandurlaub gewünscht hatte. Aber eine kleine Party war unter ihrem Niveau. Warum nur kapierte sie das nicht? Außerdem verstand er nicht, wieso sie ausgerechnet Schottland wählte, wenn man im Privatjet nach Mauritius fliegen konnte? Dumpfes Pochen riss ihn aus seinem Jammertal.

      »Herr Schulzinger? Herr Schulzinger, ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, erklang es von der anderen Seite der Tür. Auf die gute Butte, wie Louise immer zu sagen pflegte, war eben Verlass. »Brauchen Sie etwas, Herr Schulzinger?«

      Ja, verdammt. Meine Ehefrau!, hätte er am liebsten gebrüllt. Fahrig wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

      »Ein neues Hemd, Frau Butt. Könnten Sie mir ein neues Hemd bringen, bitte«, sagte er stattdessen. Stumm lobte er sich dafür, dass seine Stimme wieder völlig beherrscht klang.

      »Kommt sofort!«, flötete Frau Butt erleichtert. Das Klappern ihrer Absätze auf dem Marmorboden war bis zu ihm herein zu vernehmen. Keine zehn Minuten später saß er frisch gewaschen, gekämmt und mit blütenweißem Hemd vor seinem Schreibtisch. Verständnislos starrte er den Briefumschlag nebst der ungeöffneten Cartier Schatulle an, die in Zellophan mit überdimensionaler roter Schleife verpackt war. Louise hatte sein Geschenk noch nicht einmal geöffnet. Schmuck im Wert von über tausend Euro und sie hatte ihn noch nicht einmal angesehen. Stattdessen hatte sie alles mit einem Umschlag, auf dem sein Name stand, provokant auf seinem Schreibtisch platziert.

      Dem einzigen Ort, bei dem sie sich sicher sein konnte, dass er ihn aufsuchte. Sein Büro. Erschüttert bis ins Mark streckte er die zitternden Finger nach dem Umschlag aus, zog das helle Papier heraus. Dabei wurde er jedoch