Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt. Pia Guttenson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pia Guttenson
Издательство: Bookwire
Серия: Mann im Kilt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742759030
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Katrin. Richard ist 21 und Philipp 17. Das ist alt genug, um endlich selbst auf den verwöhnten Beinen zu stehen. Mein Flieger nach Schottland geht heute Nachmittag«, antwortete Lou mit fester Stimme in die bestürzte Stille hinein.

      »Warum ausgerechnet Schottland? Da regnet es doch ständig. Außerdem ist dieser Menschenschlag völlig verschroben«, hob Konstanze verständnislos an.

      Lou war nicht mehr nach Lachen zumute. Sie fühlte sich einfach nur leer. Was hatte sie nur jemals mit diesen Frauen verbunden? »Ich mag eigentlich keine Hitze, Konstanze. Genaugenommen kann ich weder mit den Malediven noch mit der Côte d'Azur etwas anfangen. Das konnte ich noch nie. Außerdem wird mir auf Schiffen übel. Leider hat sich aber auch niemals jemand die Mühe gemacht, mich danach zu fragen. Ich liebe es naturverbunden, kühl und einsam. Nach Schottland wollte ich im Übrigen schon immer einmal. Ich freue mich darauf, den Zauber dieser Landschaft auf meine Leinwände zu bannen. Ich möchte vor dem knisternden Kaminfeuer Bücher verschlingen und dazu eine ganze sündige Tafel Schokolade essen «, versuchte sie, Konstanze ihre Entscheidung zu erklären.

      Außerdem läuft mir vielleicht doch ein Schotte wie aus den Romanen über den Weg, dachte sie weiter, ohne es auszusprechen. Dabei hätte sie sich die Mühe sparen können. Konstanze sah aus, als hätte Lou soeben ihr komplettes Weltbild zerstört.

       Schottland

      Ein kariertes Taschentuch in ihrem Blickfeld, gefolgt von einem Regenschirm, der über ihrem Kopf schwebte, rissen Lou aus ihrer Erinnerung. Du liebe Güte. Sie musste aussehen wie eine Vogelscheuche.

      »Alles in Ordnung mit ihnen, Miss?«, drang eine Stimme im tiefsten schottischen Dialekt an ihr Ohr. Völlig irritiert durch die stechend blauen Augen, die sie auf gleicher Höhe anstarrten, kam kein einziges Wort über ihre Lippen.

      »Na wunderbar. Auch noch stumm wie ein Fisch«, knurrte ihr Gegenüber unfreundlich. Kopfschüttelnd blieb sein durchdringender Blick an ihren Schuhen hängen, deren Absätze bereits tief im aufgeweichten Boden versunken waren.

      »Also ich …«, stotterte sie. Jede weitere Erklärung blieb ihr jedoch im Hals stecken, denn der Fremde hob sie einfach auf seine Arme wie ein Kleinkind und trug sie, leise vor sich hinschimpfend, in Richtung Haus davon. Auf der kleinen Veranda des Hauses wurde sie unsanft abgestellt. Der große Mann steckte den Schlüssel ins Schloss, öffnete und tat so, als ob diese ganze Situation etwas Alltägliches und völlig Normales wäre.

      »Alasdair Munro. Wer sind sie? Und was verdammt machen sie auf meinem Grundstück?«, gab er mit gereiztem Unterton sowie einem rollenden R, das ihr durch und durch ging, von sich.

      »Lou … äh … Louise Schulzinger, angenehm«, stotterte sie völlig perplex, während sie dem Fremden automatisch ihre Hand zur Begrüßung entgegenstreckte.

      Der Schotte ignorierte diese mit einem nicht zu deutenden Blick. »Louise Schulzinger, nicht Louis?«, hakte er knurrend nach. »Dearg Amadain!« Ohne ein weiteres Wort wandte er sich von ihr ab und stapfte den Weg zurück zu ihrem Wagen. Der Kerl tat fast so, als würde der prasselnde Regen, der jetzt sintflutartige Ausmaße annahm, nicht existieren. Scheinbar unbeeindruckt von Docs Bellen oder seinem gefährlichen Knurren, und noch bevor sie ihm eine Warnung zurufen konnte, öffnete er den Kofferraum ihres Jeeps. Der Schotte lud ihr Gepäck aus, sammelte den von ihr stehen gelassenen Koffer ein und trug immer zwei gleichzeitig zum Haus, wobei er über ihre letzten Koffer lauthals fluchte, weil diese durch die vielen Bücher ziemlich schwer waren.

      Das unverständliche Murmeln, das er von sich gab, trug auch nicht dazu bei, Lou zu beruhigen. In ihrem ganzen Leben war sie sich noch nie so fehl am Platz vorgekommen. Das wahre Leben entsprach nun mal keinem Roman.

      Dank des finsteren Blickes, mit dem der Schotte sie bedachte, wagte sie nicht, irgendetwas zu sagen. Tatsächlich war sein Gesichtsausdruck nicht schwer zu deuten. Blonde Tussi mit Modelfigur, in High Heels und Minirock, was hieß: Total unterbelichtet und eingebildet.

      Warum nur hatte sie nicht das Kleid samt den Schuhen gewechselt? Abwartend stand sie auf wackligen Beinen und sah zu, wie all ihr Gepäck im schummrigen Flur landete, in den sie tropfnass bis auf die Knochen ausgewichen war. Sie war unfähig, irgendetwas zu tun. Der wortkarge Mann machte ihr fast ein bisschen Angst. Sah er doch aus wie ein gefährlicher Wilder. Nein, einem Romanhelden glich er kein bisschen. Verzweifelt zupfte sie an ihrem Minirock und versuchte ihn unauffällig etwas weiter über die Oberschenkel zu ziehen, während sie auf die muskulösen Oberarme des Mannes starrte, die sich unter dem engen Jeanshemd abzeichneten.

      Das Gesicht des Schotten war alles andere als hübsch. Es wirkte kantig und hart, ein Eindruck, der durch seinen Dreitagebart noch verstärkt wurde. Die Farbe seines kurz geschnittenen Haarschopfs erinnerte sie an gebeiztes Eichenholz. Eine große Narbe entstellte die eine Wange.

      Zusammen mit dem durchdringenden Blick aus nahezu unverschämt blauen Augen verlieh es diesem Kerl eine gefährliche Aura. Ohne es zu wollen, bekam sie eine Gänsehaut, wich aus, bis die grob verputze Hauswand in ihrem Rücken jeden weiteren Rückzug vereitelte. Sie kam sich fast vor wie die Beute eines Raubtiers. Mit dem letzten Koffer öffnete er ohne zu zögern, die Beifahrertür und ließ Doc frei.

      Entsetzt hielt sie den Atem an, behielt ihr vierbeiniges Monster im Auge. Doc war eine undefinierbare Mischung aus irischem Wolfshund mit Dobermann. Ganz entgegen ihrer Erwartung fiel der Hund jedoch nicht über den fremden Mann her. Im Gegenteil, das große Tier wackelte wie blöde mit seinem Schwanz, ließ sich sogar von dem Fremden die Ohren kraulen, als wären sie seit langer Zeit die besten Freunde. Das durfte doch nicht wahr sein!

      »Du Verräter!«, entfuhr es Lou entrüstet.

      Verdammt! Aus seinem Mieter war soeben eine aufgetakelte Mieterin geworden. Als ob er nicht bereits genug Probleme hätte. Konnte nicht ein einziges Mal in seinem verhunzten Leben etwas funktionieren? Das Pech konnte doch nicht sein ganzes Leben lang an seinen Fußsohlen kleben!

      Alasdair konnte den Ärger bereits riechen. Anstatt ins Haus zu gehen und sich abzutrocknen, wie es vernünftige Menschen tun würden, stand diese Touristin unbeweglich im Türrahmen und musterte ihn mit offenem Mund.

      Mürrisch schüttelte er den Kopf.

      »Wird sich den Tod holen, das dumme Frauenzimmer«, schimpfte er auf Gälisch vor sich hin, während er dem hässlichsten Hund, den er je gesehen hatte, die Autotür öffnete.

      Er überließ dem Tier eine Hand zum Beschnüffeln und das dumpfe Grollen des Hundes ging in ein freudiges Winseln über. Leise redete er auf das Tier ein. Marge war so freundlich gewesen und hatte das Haus auf den Besuch seines neuen Mieters vorbereitet. Vermutlich hatte sie sogar den Kühlschrank gefüllt, so wie er seine Mutter kannte.

      Die Gute würde nie begreifen, dass dies keine Freunde waren, die sie beherbergten, sondern Mieter. Er würde dieses Haus jedenfalls ganz sicher nicht betreten. Zu viele Schlechte und nur wenig gute Erinnerungen hielt dieser Kasten für ihn bereit. Einmal mehr fragte Alasdair sich, wieso er das marode Stück nicht einfach verkauft hatte. Weil es seit Hunderten von Jahren im Besitz seines Clans war? Oder war da noch immer ein winziger Funke in ihm, der an den wenigen schönen Momenten seiner Ehe mit Felicitas festhielt?

      »Narr«, schalt er sich selbst. Ächzend schleppte er das schwerste, wenngleich glücklicherweise letzte Gepäckstück den ausgewaschenen Kiesweg hinauf, aus dem der Regen einen Schlammpfuhl gemacht hatte. Cac. Noch etwas, das ich dringend tun sollte: Den Kies ausfüllen!

      Am Haus angekommen ließ er den Koffer unsanft neben die anderen fallen, die er unter den argwöhnischen Blicken der Deutschen hochgeschleppt hatte.

      »Dankeschön«, wisperte die fremde Frau zähneklappernd aus Augen, in denen er sich einbildete, Angst zu sehen. Er blieb an ihren zitternden Lippen hängen, die vor Kälte fast blau aussahen. A Dhia. Verflucht. Sein Blick streifte ihre Finger, deren Nägel seltsam verunstaltet aussahen. Augenblicklich versuchte sie, diese hinter ihrem Rücken zu verstecken, als hätte sie seinen Blick bemerkt.

      Ganz sicher haben diese Hände noch nie ein Kaminfeuer entfacht. Verflucht. Mit einem Mann wäre das hier alles sicherlich