10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 11 Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Als das Jesus hörte, sprach er: Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. 13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6): »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Mt 9,9–13 Sünder und Zöllner (Mk 2,14; Lk 5,27–28) 9,9 Matthäus, hebr. mattitjahu, übers. „Geschenk JHWHs“ (vgl. Mt 10,3; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13). Vgl. bSan 43a, wo die Rabbiner erwähnen, dass Matthai ein Jünger von Jeschu – eine hebr. Ableitung von „Jesus“ – war. 9,10 Zöllner, vgl. Anm. zu 5,46, vgl. auch Mk 2,15–16; Lk 3,12–13; 15,1; in bSan 25b nennen die Rabbinen Zöllner in einem Atemzug mit anderen Verbrechern (z.B. mit Räubern); vgl. auch Philo spec. 3,30; jChag 2,2/77d–78a; bBech 31a. Sünder, wer gegen das Wohlergehen der Familie oder der Gemeinschaft handelt (vgl. Mt 15,2 und Tob 4,17; PsSal 2,34; 13,1; 14,6–7; Sib 3,304; bBer 61a). 9,13 Barmherzigkeit will ich […], Hos 6,6. Sowohl bei Hosea als auch bei Jesus zielt die Rhetorik darauf, dass Barmherzigkeit Vorrang vor dem Opfer hat, nicht dass jenes beseitigt werden soll (Mt 5,23–24).
14 Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel und deine Jünger fasten nicht? 15 Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten.
16 Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid ab und der Riss wird ärger. 17 Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben. Sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, so bleiben beide miteinander erhalten.
Mt 9,14–17 Fasten (Mk 2,18–22; Lk 5,33–39) 9,14 Jünger des Johannes, dass Johannes (der Täufer) sich Jünger suchte, deutet an, dass er Jesus nicht als Messias betrachtete. Fasten der Pharisäer, vgl. Anm. zu 6,16–18; 2Sam 12,22–23; 1Kön 21,27–29; Sach 8,19; bzgl. der Fastenzeiten vgl. bRHSch 18b. 9,15 Bräutigam, eine frühchristliche Metapher für Jesus, der als Bräutigam der Kirche verstanden wurde (Joh 3,29; 2Kor 11,2; Eph 5,21–33; Offb 19,7; 21,2.9; 22,17); Jesus hat den Begriff vermutlich als Selbstbezeichnung verwendet. Bzgl. der Befreiung von Bräutigamen von bestimmten Handlungen, z.B. der Feier des Laubhüttenfestes, vgl. bSuk 25b (vgl. auch Dtn 20,7). 9,17 Beide [bleiben] miteinander erhalten, sowohl biblisches Recht als auch dessen Interpretation durch Jesus, bzw. die Kirche.
18 Als er dies mit ihnen redete, siehe, da kam einer der Oberen, fiel vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist eben gestorben, aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig. 19 Und Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern.
20 Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren den Blutfluss hatte, trat von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes. 21 Denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Gewand berühre, so werde ich gesund. 22 Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde.
23 Und als Jesus in das Haus des Oberen kam und sah die Flötenspieler und das Getümmel des Volks, 24 sprach er: Geht hinaus! Denn das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. 25 Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff es bei der Hand. Da stand das Mädchen auf. 26 Und diese Kunde erscholl durch dieses ganze Land.
Mt 9,18–26 Jesus heilt zwei Frauen (Mk 5,21–43; Lk 8,40–56) 9,18 Einer der Oberen, gr. archon, übers. „Vorsteher“; in Mk 5,22 und Lk 8,41 wird er als einer der Oberen der „Synagoge“ vorgestellt. 9,20 Blutfluss, vermutlich vaginaler oder uteriner. Saum, gr. kraspedon, Übersetzung der LXX von hebr. ziziot, dem pl. von zizit; jüdischen Männern (und möglicherweise Frauen) war geboten, Schaufäden zu tragen, die sie an die Gebote erinnern sollten (Num 15,38; Dtn 22,12; bMen 43b–44a); vgl. Mt 14,36; 23,5; TO von Num 15,38 und Dtn 22,12 verwendet einen aram. Begriff, der mit dem gr. Wort für Saum verwandt ist. 9,22 Hat dir geholfen, gr. sōzō kann „retten“ bedeuten (vgl. Mt 1,21; 10,22; 16,25;