Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783438072467
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auf Erden ersetzt Jesus so den Tempel als Ort der göttlichen Gegenwart.

      Matthäus und das Judentum

      Neben den Anspielungen auf biblische Bilder und Vorstellungen zeigen sich bei Matthäus auch Verbindungen zur Schriftinterpretation der Rabbinen. Die Rabbinen gebrauchen zahlreiche Argumentationsformen (oder Auslegungsregeln), um die Tora zu interpretieren, wie z.B. qal wa-chomer („leicht und schwer“) oder die binjan ’av („Konstruktion eines Vaters“), die beide auch im ersten Evangelium gebraucht werden. (S. mQid 4,14; jSev 9,1/38d; bBM 87b; bPes 66a; bSan 17a; BerR 92,7.) Die Regel qal wachomer bezeichnet eine Argumentation von einer kleineren Prämisse hin zu einem größeren Sachverhalt: Wenn Gott sich um die Vögel sorgt, wieviel mehr wird Gott sich dann um seine Anhänger kümmern (Mt 6,26; vgl. 10,29–31). Die Regel Binjan ’av beinhaltet, dass man einen Tora-Abschnitt nutzt, um für einen anderen zu einer Schlussfolgerung zu gelangen: Als Jesus von den Pharisäern zur Ehescheidung befragt wird (Mt 19,3–6), zitiert er Gen 1,27; 2,23, um eine autoritative Entscheidung zu einer anderen Stelle, nämlich Dtn 24,1–4, herbeizuführen. In einer ähnlichen Weise antwortet Jesus, als einige Pharisäer sich über das Ährenraufen der Jünger Jesu am Sabbat (Mt 12,1–9; bSchab 73b) besorgt zeigen, indem er argumentiert, dass auch andere Juden die Sabbatgesetze verletzten, wenn sie in Not waren. Matthäus verdeutlicht die Notlage in 12,1, indem er gegenüber Mk 2,23 hinzufügt, dass die Jünger hungrig waren. So zeichnet Matthäus Jesus als jemanden, der die jüdischen Auslegungsmethoden gebraucht, um neue Regeln in Vollmacht aufzustellen.

      Trotz dieser engen Bezüge zu jüdischen Texten, Toraauslegungen und Bildern legen andere Stellen ein gebrochenes Verhältnis zwischen der beabsichtigten Leserschaft des Matthäus und der Synagoge nahe: die Gleichnisse vom Weinberg (21,33–45) und von der königlichen Hochzeit (22,1–14), die Weherufe gegen die Pharisäer (23,3–36) und die Selbstverfluchung des Volkes: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (27,25).

      Dieses letzte Zitat, der berühmt-berüchtigte „Schrei des Blutes“, wurde von manchen Christen jahrhundertelang als Beleg dafür herangezogen, dass alle Juden zu allen Zeiten und an allen Orten dieser Welt kollektiv für den Tod Jesu verantwortlich seien. Wahrscheinlicher spiegelt der Ausruf aber Matthäus eigene Interpretation der tragischen Ereignisse von 70 u.Z. wider, als die Römer Jerusalem zerstört und den Tempel niedergebrannt hatten: Die „Kinder“ der Menschenmenge in Jerusalem waren Zeugen dieser Zerstörung.

      Nach dem Ersten Jüdischen Krieg und der Tempelzerstörung wuchs die Bedeutung der Pharisäer – der Vorläufer des rabbinischen Judentums – als Leitungsfiguren in der jüdischen Gemeinde zusehends. Das Matthäusevangelium gewährt einen Blick in die Spannungen, die es in den letzten Jahrzehnten des 1. Jahrhunderts gab zwischen den Pharisäern und ihren Anhängern auf der einen Seite und den jüdischen und nichtjüdischen Anhängern Jesu, die ihn als Retter/Messias bekannten, auf der anderen Seite. Beide Gruppen beanspruchten für sich, Erben Abrahams und im Besitz der rechten Interpretation der Schriften Israels zu sein.

      Aaron M. Gale

       Mt 1,1–17 Die Genealogie Der Stammbaum ist ungewöhnlich, da er sowohl Frauen als auch Nicht-Juden umfasst und auf moralisch fragwürdige Umstände anspielt. 1,1 Geschichte, gr. geneseōs (wörtl. „Stammbaum“) ist eventuell eine Anspielung auf das Buch Genesis. Christi, von gr. christos, hebr. maschiach, übers. „Gesalbter“; (vgl. Mt 1,16–17; Anm. zu 3,14; Anm. zu 8,20; Anm. zu 11,14–15; Mt 16,16; Anm. zu 17,12–13; Mt 26,63–64; vgl. ferner Dan 9,25–26 [LXX]; 11QMelch 2,9–13). Dieser Begriff wird im Tanach (in der Hebräischen Bibel) nie für den zukünftigen idealen davidischen König gebraucht, anders als in der rabbinischen Literatur (z.B. bSuk 52a über den „Messias, den Sohn Davids“; vgl. ferner Mt 9,27; 12,23; 15,22; 17,15; 20,30; 21,9; vgl. TestSal 20,1). David, traditioneller jüdischer Glaube nahm an, dass der Messias von König David abstammen würde (Jes 11,1; Jer 23,5; bSuk 52a; bSan 97a), was vermutlich auf der Idee der ewig währenden Dynastie davidischer Könige in 2Sam 7,12–16 beruht. 1,2 Abraham, vgl. Mt 3,9, wurde als Vater des Judentums betrachtet, wie die jüdische Literatur erkennen lässt (z.B.