Sittes Welt. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783865024831
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Betrachtet man die in Auktionen erzielten Zuschlagspreise, stehen diese momentan in keinem adäquaten Verhältnis zum künstlerischen und kunsthistorischen Wert der Werke. Das Schlimmste, was einem Œuvre geschehen kann, ist dessen Ignoriertwerden und wissenschaftliche Quasi-Nichtexistenz.

      Dies zu ändern, war mir Motivation und Ermutigung, mich, unterstützt durch die drei Kunsthistoriker und ausgewiesenen Experten für dieses Thema, Eckhart J. Gillen, Paul Kaiser und Dorit Litt, in dieses Abenteuer zu stürzen. Allen dreien bin ich für ihre kollegiale, das Projekt stets vorantreibende kuratorische Mitarbeit sowie für ihre fundierten Beiträge für den vorliegenden Katalog zu tiefstem Dank verpflichtet. Einen besonderen Dank möchte ich darüber hinaus Paul Kaiser aussprechen, der sich gemeinsam mit mir mehr als im zu erwartenden Maß mit immensem Forscherdrang in dieses Wissenschaftsabenteuer begeben hat – dies zudem unter erschwerten pandemiebedingten Gegebenheiten, die unsere Arbeit etwa die Hälfte der Gesamtzeit beeinträchtigten. Trotz dessen gibt es viele neue Forschungsergebnisse, Erkenntnisse und Sichtweisen auf Sittes Welt, die mit diesem Buch gebündelt vorgelegt werden, mit dem Ziel, einen wissenschaftlichen Diskurs und einen neuen Zugang zu ermöglichen.

      Der Familie Willi Sittes, zuvörderst seiner Witwe Ingrid sowie der Tochter Sarah und dem Enkel Johannes, möchte ich für ihre von Beginn an offene, wohlwollende, neugierige und meine Arbeit stets unterstützende Begleitung des Projektes danken. Nach allem seit der Wiedervereinigung Erlebten war dies nur mit viel Vertrauen möglich. Dass sie mir diesen Vertrauensvorschuss gaben, weiß ich in hohem Maß zu würdigen.

      Im Ergebnis ermöglicht die Ausstellung das erste Mal seit 1986 eine umfassende Wiederbegegnung mit den Originalen von den Anfangsjahren um 1940 bis in die frühen 2000er Jahre. Mehr als 250 Werke, darunter einige, die seit gut einem halben Jahrhundert nicht mehr, andere, die noch nie zu sehen waren, geben erstmals wieder einen nahezu vollständigen Einblick in Sittes Welt. Ich bin überzeugt, dass es für jeden Besucher der Ausstellung sowie Leser dieses Buches Entdeckungen zu machen und Neues zu erfahren gibt, denn – so meine Grundüberzeugung aus der langen Arbeit an diesem Projekt – kaum einer hat heute noch eine Vorstellung von Sittes Welt in toto, sondern stets ist es nur ein Teil, der noch im Bewusstsein verankert ist. Doch weder der etablierte Künstler der 1970er und 1980er Jahre steht repräsentativ für Sittes Welt noch der in den 1950er bis 1960er Jahren als „Formalist“ oder „Modernist“ gescholtene. Wie immer hat auch diese Medaille zwei Seiten. Ich danke daher allen privaten wie öffentlichen Leihgebern für die Bereitstellung ihrer Werke. Nur mit Hilfe ihrer Unterstützung wurde es möglich, diesen außergewöhnlichen Parcours eröffnen und einen breiten Einblick in die künstlerische Entwicklung Willi Sittes geben zu können.

      Dem Corpus der so vielzählig zusammengetragenen Werke galt es, in den szenografisch immer wieder eine Herausforderung darstellenden Räumlichkeiten der Moritzburg einen würdigen Auftritt zu verschaffen. Mein herzlicher Dank gilt Hansjörg Hartung, der auch bei diesem Projekt erneut sehr sensibel die Besonderheiten einer Inszenierung speziell der Sitte’schen Werke verstanden und in unsere sehr individuellen Räume eingepasst hat. Selbst den mit dem Museum seit langem vertrauten Besuchern werden die neu geschaffenen Räume eine neue, eben Sittes Welt eröffnen.

      Das, was nach allem Temporären einer Sonderausstellung bleibt, ist der vorliegende Katalog, der mit seinen 536 Seiten wahrlich eine Welt eröffnet und hoffentlich eine neue wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kunst Willi Sittes im Speziellen und in der DDR im Allgemeinen initiiert. Besonders freue ich mich in diesem Zusammenhang, dass es am Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Wintersemester 2020/21 unter Leitung von Prof. Dr. Olaf Peters ein Seminar zu Willi Sitte gab und sich somit erste Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit ihm auseinandergesetzt haben. Ein Teil von ihnen hat zu einzelnen Werken Sittes Textbeiträge für dieses Buch verfasst. Ihnen und allen anderen Autoren gilt mein herzlicher Dank. Besonders danken möchte ich Friedrich Lux, der erneut ein wunderbares Layout gefunden und die Herausforderung, knapp eine Million Zeichen und mehr als 400 Abbildungen in einer doch sehr überschaubaren Zeit zu setzen, nicht nur angenommen, sondern sie auch hervorragend gemeistert hat. Ebenso danke ich allen seitens des E. A. Seemann Verlags unter der Projektleitung von Caroline Keller Beteiligten. Möge das Buch, das so manche Werke erstmals überhaupt farbig und jenseits des zu DDR-Zeiten drucktechnisch Möglichen wiedergibt, zahlreiche interessierte Leserinnen und Leser finden!

      Wie immer wäre auch dieses Projekt unmöglich zu realisieren gewesen ohne das dafür notwendige Budget. Mein aufrichtiger Dank gilt dem Land Sachsen-Anhalt, hier vor allem dem Staatsminister und Minister für Kultur, Rainer Robra, der dieses Projekt von Beginn an mit wohlwollendem Interesse ermöglicht, verfolgt und begleitet hat, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, deren Vorsitzender des Vorstands, Dr. Michael Ermrich, und stellvertretende Geschäftsführerin, Patricia Werner, gemeinsam mit der Saalesparkasse und ihrem Vorstandsvorsitzenden, Dr. Jürgen Fox, ebenfalls mit großem Interesse das Werden der durch ihre großzügige Förderung erst möglich gewordenen Ausstellung begleitet haben, und last but not least der Halleschen Wohnungsgesellschaft mbH mit ihrer Geschäftsführerin Simone Danz. Nur mit solchen treuen, zuverlässigen und flexiblen Partnern sind solche Projekte zu stemmen – zumal in derart schwierigen Zeiten wie den gegenwärtigen.

      Die Vorbereitung und Durchführung eines Projekts dieser Größenordnung ist wie immer die Leistung eines großen Teams. Daher möchte ich abschließend allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in meinem Haus ebenso wie der gesamten Kulturstiftung Sachsen-Anhalt danken. Jeder von ihnen hat in seinem Arbeitsbereich dazu beigetragen, dass nicht nur alles rechtzeitig, sondern auch in der gewünschten Qualität fertiggestellt werden konnte.

      Möge Sittes Welt auf unvoreingenommene Rezipienten stoßen, die mit Neugierde und Erkenntnisinteresse eintauchen wollen in eine vergangene Phase nicht nur der Kunstgeschichte unseres Landes.

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      Thomas Bauer-Friedrich Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale)

      Einführung

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      image 1 Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), 2000: Blick in die Sonderausstellung Bestandsaufnahme mit Werken der eigenen Sammlung zur Kunst aus der DDR, Foto: Klaus E. Göltz

       Langblühende Konfliktfelder

      Der Maler Willi Sitte, das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und der Bilderstreit um die ostdeutsche Kunst

       Paul Kaiser