„Mach ich!“, erklärte Siggi freundlich, dann verschwand er durch die Tür.
Felix trabte wieder die Treppen nach oben, warf sich auf sein Bett und zappte sich mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme. Er blieb bei einem alten Western hängen. Selbst er wusste so viel über Indianer, dass er erkannte, dass der Film Schrott war. Tomahawk schwingende Wilde, die auf brave Siedler losstürmten, mit einem Indianermädchen, das zum Schluss sterben musste, damit der Held eine weiße Frau heiraten konnte. Trotzdem sah er ihn sich an und freute sich schon darauf, am Morgen mit seiner Mutter darüber zu diskutieren. Sie würde wieder predigen – und er darauf beharren, dass er den Film toll gefunden hatte!
Das erste Frühstück in dem neuen Haus verlief allerdings nicht so, wie er es erwartet hatte. Seine Mutter beachtete seine Sticheleien gar nicht, sondern schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. „Geht es dir nicht gut?“, fragte er besorgt.
„Doch, wieso?“
„Na, sonst lieferst du mir immer wieder flammende Wortgefechte, wenn ich was gegen deine Indianer sage.“
„Wozu sollte ich mich über einen Film aufregen? Wenn er dir gefallen hat, ist das deine Sache! Geschmack ist eben Geschmack!“ Felix starrte seine Mutter überrascht an. Sonst zeigte sie sich keineswegs so liberal, zumindest nicht, wenn es um ihre Lieblinge ging.
„Ich brauche noch einige Dinge für das Haus. Kommst du mit?“, wechselte seine Mutter unvermittelt das Thema.
„Wohin?“
„Ich fahre in die Stadt. Dort gibt es ein großes Möbelhaus!“
„Okay! Ich bräuchte auch noch eine Lampe. Bekomme ich die?“
„Kein Problem! Lampen brauchen wir ohnehin.“
Felix nickte und sah auf die vielen Drähte an der Decke, an denen gerade mal eine Glühbirne baumelte. Sie brauchten eine Menge Lampen!
Sie verbrachten fast den ganzen Tag in dem Möbelhaus, verpassten unter der Klimaanlage einen wunderschönen Sommertag, aber am Ende hatte seine Mutter das ganze Möbelhaus leergekauft. Sie war in einen wahren Kaufrausch verfallen, hatte nicht nur Lampen, sondern Terrassenmöbel, Rasenmäher, Regale, ein neues Doppelbett, Teppiche, Geschirr, Handtücher, neue Bettwäsche und eine Lavalampe für sein Zimmer besorgt.
„Wozu brauchst du denn das alles?“, fragte er misstrauisch.
„Ich will es richtig schön haben“, erklärte sie mit fester Stimme.
„Vorher war es doch auch schön!“
„Ach, mein Schatz, davon verstehst du nichts.“
Bong! Da war es wieder! Dieses Gefühl, dass er in ihren Augen nie erwachsen sein würde.
„Ich brauch noch ein paar Sachen für die Schule“, murmelte er unwillig.
„Warum wartest du nicht auf den ersten Schultag? Die Lehrerin wird euch bestimmt eine genaue Liste geben, was ihr braucht.“
Musste seine Mutter immer so vernünftig sein? Gerade eben hatte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, zehntausend Euro für eine neue Einrichtung ausgegeben, und nun knauserte sie – nur weil er etwas haben wollte. „Ich brauche einen neuen Rucksack. Der alte ist kaputt.“
„Der alte ist überhaupt nicht kaputt. Für das eine Schuljahr geht er schon noch.“
„Er ist total versifft! Mit so was kann ich nicht in eine neue Schule gehen.“
„Er ist versifft, weil du ihn immer in die schmutzigsten Ecken wirfst! Pass halt besser auf deine Sachen auf!“
„Bekomme ich nun einen neuen Rucksack – oder nicht?“, giftete er sie an.
„Du hast doch Taschengeld!“, zankte sie in bissigem Ton zurück. „Mama! Wenn ich am ersten Tag mit so einem abgefuckten Ranzen auftauche, bin ich doch gleich untendurch. Außerdem brauche ich noch Hausschuhe. Hat der Rektor gesagt!“
Verärgert biss seine Mutter die Zähne zusammen, dann blickte sie in seine trotzigen Augen. „Na schön! Ranzen und Hausschuhe. Aber dann ist Schluss!“
„Und die neuen Schulhefte“, setzte er nach.
„Vielleicht auch gar nichts!“, fauchte sie wütend. „Du undankbare kleine Mistmade!“
„Mistmaden sind die anderen, nicht ich“, erklärte er selbstgefällig. „Ich bin dein Schatz! Und ein Schatz bekommt einen neuen Schulranzen.“
Sie kicherte erheitert, konnte ihm von einer Sekunde auf die andere nicht mehr böse sein. „Aber komm mir nicht nächstes Jahr mit der gleichen Story!“, warnte sie mit erhobenem Zeigefinger. „Aber nein!“, wischte er ihre Sorgen beiseite. Nächstes Jahr war nächstes Jahr!
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