Cooper verbarg ein Lächeln. Jetzt konnte er ihr alles erzählen, wozu er Lust hatte. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit und das würde er sich nicht entgehen lassen.
„Die Legende besagt, dass Easton Hill mit Marianne Trenton im Boot zu einem Picknick zur Insel ruderte. Dort machte er ihr einen Antrag und kurz darauf heirateten sie. Die Insel wurde zu einem ihrer romantischen Lieblingsplätze. Das ist auch bei den Einheimischen so geblieben. Viele von uns verbringen bei Gelegenheit gerne Zeit auf der Insel.“
Amethyst schüttelte den Kopf, als sie sagte: „Aber dann sollte sie Love Peak heißen, nicht Ghost Peak. Das passt doch nicht. Er hat ihr dort einen Heiratsantrag gemacht? Warum sollte es dann auf der Insel spuken?“
Sie war so liebenswert, dass er sie gerne umarmt hätte. „Ja, so sollte sie heißen, tut sie aber nicht.“
Amethyst neigte den Kopf zur Seite, als ob sie über den Sinn nachgrübelte. „Ich verstehe es nicht. Erkläre mir das bitte.”
„Eine einfache Erklärung ist, dass er dort nach seiner Frau sucht. Er hat sie verloren oder sie ihn, je nachdem, wie man es sieht. Also sucht er die Insel einmal im Jahr heim und hofft, dass er sie findet. Bisher hat er nicht viel Glück gehabt, der arme Kerl.“ Das war wirklich eine düstere Geschichte …
„Das ist unglaublich traurig. An welchem Tag im Jahr kommt er auf die kleine Insel?“ Sie knabberte an ihrer Unterlippe. Er wünschte sich, dass er näher wäre und sie küssen könnte. Sie hatte einen reizenden Mund und das Knabbern machte ihre Lippen noch voller.
Cooper zuckte mit den Achseln und meinte: „Ich bin mir nicht sicher. Es ist von unterschiedlichen Tagen die Rede. Ich könnte dir sagen, wann sie geheiratet haben und raten … aber nicht mal in Mariannes Tagebuch steht, wann genau sie auf die Insel gerudert sind. Sie haben am 1. April 1953 geheiratet.
„Am 1. April? Das ist interessant … “ Sie unterbrach sich und sah zu ihm auf. Ihre Augen weiteten sich, als sie sagte: „Warte mal, hast du ein paar ihrer Tagebücher? Kann ich sie lesen?“ Ihre Stimme wurde ganz aufgeregt, ihr Blick war beinahe flehend.
Es war wirklich einfach gewesen, sie auf die Spur zu führen, wo er sie haben wollte. Sie merkte nicht einmal, dass er sie manipuliert hatte. Alles lief ganz wunderbar und bald würde er herausfinden, ob sie wirklich eine so besondere Frau war, wie er annahm. Je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, umso mehr stieg seine Chance, ihr näherzukommen.“ „Ich weiß nicht. Das sind sozusagen Familienerbstücke und über ein halbes Jahrhundert alt.“
„Oh, ich verspreche, dass ich ganz vorsichtig damit umgehen werde. Wenn ich sie lesen darf, meine ich.“ Ihre Stimme war voller Eifer, als sie sprach.
Er tat so, als wäre die Erlaubnis dafür eine schwere Entscheidung. „Naja, die Sache ist die, ich kenne dich nicht besonders gut. Wie kann ich sicher sein, dass du dich nicht mit ihnen aus dem Staub machst?“
Sie legte wieder den Kopf schief, als ob sie überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. „Na, wenn es dir lieber ist, könntest du ja dabeibleiben, während ich sie durchlese. Dann siehst du, dass ich nichts kaputtmache, was mir nicht gehört.“
Ja, wunderbar. Er musste es nicht einmal vorschlagen. Sie machte es wirklich etwas zu einfach für ihn. Nicht, dass er sich deswegen beschwert hätte. „Hm … naja, ich denke, das wäre in Ordnung. Warum interessieren dich Marianne und Easton denn überhaupt?“
„Ich schreibe … “ Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich denke mal, das weißt du schon. Ich habe es ja schon gesagt, als wir uns getroffen haben.“ Amethyst seufzte. „Mir gefällt es einfach, interessante Sachen über Plätze zu entdecken, die ich besuche. Ich gebe zu, dass ich mir Orte aussuche, die mich von Anfang an faszinieren und dann hoffe ich darauf, die Geschichte einer Stadt aufzudröseln und in meinen Artikeln zu verwenden. Ich bin über mögliche Gespenster in diesem Dorf gestolpert und dachte, das wäre ein wunderbarer Beitrag. Ich schreibe gerne die Wahrheit und keine Artikel, in denen über Gespenster nur spekuliert wird. Hilfst du mir dabei?“
„Das könnte ich vielleicht machen. Hast du schon etwas geschrieben? Zeigst du es mir?“
„Ich weiß nicht so recht – ich mag es eigentlich nicht, jemanden etwas lesen zu lassen, bevor ich nicht fertig bin. Vielleicht kann ich dir eine Kopie schicken, wenn der Text steht?“
Ja, das war eine gute Idee. Damit hätte sie einen Grund, mit ihm in Kontakt zu bleiben, wenn sie die Stadt verlassen hatte. Er hoffte, er könnte eine Beziehung aufbauen und sie würde bleiben, aber im Fall, dass es nicht so lief wie gewünscht, brauchte er einen Ersatzplan. „Das wäre fantastisch. Ich freue mich schon darauf, deine Story zu lesen.”
Ein strahlendes Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Prima, dann sorge ich dafür, dass du sie bekommst. Lässt du mich jetzt diese Tagebücher anschauen?“
„Ich denke, das lässt sich machen. Komm mit zurück zum Haus. Ich muss meinem Vater sagen, dass wir in die Pension gehen.“
Amethyst hüpfte fast neben ihm her, als sie zum Haus wanderten. „Vielen Dank, dass ich sie sehen darf. Das ist mehr, als ich je zu finden gehofft habe.“
Er selber hoffte, dass die Tagebücher all ihren Erwartungen entsprachen. Seine eigenen hatten sich mit diesem wunderschönen Mädchen bereits erfüllt. Sie besaß alle Qualitäten, die Cooper bei einer Frau suchte. Er musste die Angelegenheit jetzt nur richtig angehen, damit sie seine Gefühle erwiderte.
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