Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan Burban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Burban
Издательство: Bookwire
Серия: Das gefallene Imperium
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864028045
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erzeugten einen Schriftzug über den Dächern von Cibola. Er besagte: Willkommen zurück!

      Einfach gewählte Worte, aber sie sagten sehr viel aus. Die Veranstaltung feierte den Anschluss der Konföderation demokratischer Systeme, der Kooperative und anderer kleinerer Sternennationen an die Terranisch-Republikanische Liga. Nach langer Zeit war die Menschheit endlich wiedervereinigt. Gerade rechtzeitig, um den letzten Kampf gegen die Nefraltiri und ihre Sklaven gemeinsam zu führen.

      Zwei Männer gesellten sich zu ihm, beide mit einem Glas sprudelnden Champagners in der Hand. General a. D. Carlo Rix und Vizeadmiral Elias Garner wirkten beide sehr zufrieden mit sich. Diese Männer hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass dies alles in relativ kurzer Zeit zustande gekommen war. Anschlussgespräche dauerten eigentlich Jahre, manchmal Jahrzehnte. Doch in diesem Fall war alles innerhalb eines halben Jahres über die Bühne gegangen. Die Erfordernisse des Krieges hatten die Entscheidungsträger zur Eile ermahnt. Und das Ergebnis konnte man nun hier bewundern.

      Ackland sah sich vielsagend um. Das ganze Dach des Hotels, in dem er zurzeit residierte, wimmelte nur von Würdenträgern und Offizieren sowohl der Republik als auch der neu angeschlossenen Nationen. Sogar einige Drizil waren gekommen, um das Fest mit ihren Verbündeten zu begehen. Für viele der menschlichen Offiziere war es noch ungewohnt, die Uniform der Republik zu tragen. Bei manchen erweckte es sogar den Eindruck, sie sei noch ein paar Nummern zu groß. Die Gesichter einiger weniger wirkten mürrisch, als trauerten sie ihrer Vergangenheit nach. Diese Reaktionen blieben aber zum Glück die Ausnahme. Im Großen und Ganzen herrschte eine gelöste, heitere Stimmung. Eine Stimmung, die einen neuen Aufbruch versprach.

      Ein Kellner kam mit einem Tablett voller Häppchen vorbei, doch alle drei Männer lehnten dankbar ab, woraufhin der Bedienstete sich auf der Suche nach anderen Abnehmern davonmachte.

      Masons Miene verlor etwas von ihrer Heiterkeit, als er Garner musterte. »Ist alles vorbereitet?«

      Dieser nickte grimmig und nicht ohne Vorfreude in den aufblitzenden Augen. »Wir führen den Sprung nach Sultanet in fünf Tagen aus. Gleichzeitig schlagen drei weitere Verbände gegen vom Feind besetzte Systeme los. Indem wir den Gegner auf dem gesamten Frontverlauf bedrängen, setzen wir ihn unter Druck und zwingen ihn vielleicht sogar zum Rückzug. Aber eines ist mal sicher: Es geht jetzt nur noch in eine Richtung und keinen Fußbreit mehr zurück.«

      »Wollen wir’s hoffen.« Mason verweigerte sich Garners Euphorie. Viel zu oft hatten die Nefraltiri mit Überraschungen aufgewartet und ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber dieses Mal schien der Vorteil tatsächlich auf ihrer Seite zu liegen.

      »Was meint Cest zu alldem?«, wollte der Präsident wissen.

      Carlo Rix schnaubte und warf dem Professor einen kurzen Blick zu, der sich angeregt mit mehreren Wissenschaftlern der ehemaligen Kooperative unterhielt und die Party sichtlich genoss. Carlo wandte sich erneut dem Präsidenten zu. »Er ist überzeugt, dass die Inkubationszeit reichen müsste. Hinrady und Jackury sollten sich bereits massenhaft angesteckt haben. Theoretisch müssten wir leichtes Spiel haben.«

      »Theorie und Praxis stimmen nur selten überein«, gab Mason zu bedenken. »Uns war von Anfang an klar, dass wir niemals alle mit dem Virus erwischen konnten. Es wird Widerstand geben. Niemand darf sich vormachen, es würde ein Spaziergang werden.«

      Carlo schüttelte den Kopf. »Es ging nie darum, alle zu infizieren. Uns muss ein adäquater Anteil genügen. Ihre Verteidigung muss geschwächt werden, damit wir ihre Linien durchbrechen können. Möglichst auf breiter Front. Cest meint, wir wären an einem kritischen Punkt angelangt. Ein hoher Anteil der Nefraltiristreitkräfte liegt jetzt bereits im Sterben oder ist schon tot, aber der Gegner konnte noch nicht in ausreichendem Umfang Nachschub an Truppen, Waffen und Schiffen generiert haben. Es heißt: jetzt oder nie!«

      »Wir haben ein halbes Jahr gewartet«, warf Garner verkniffen ein. »Und in dieser Zeit gab es keinerlei Angriffe der Hinrady mehr. Nach ihren Erfolgen sowie dem Einmarsch auf republikanisches Territorium ist das ein äußerst untypisches Verhalten. Ich sehe das wie Rix: jetzt oder nie! Das ist unsere Chance. Vielleicht die letzte, die wir noch bekommen.«

      Carlo schüttelte den Kopf. »Die feindliche Passivität könnte eher etwas mit unserem Sieg auf Argyle II zu tun haben. Die Analysten meinen, wir könnten den Hinrady dabei durchaus militärisch das Rückgrat gebrochen haben.«

      Garner verzog die Miene. »Kann ich mir nicht vorstellen. So viel Glück werden wir kaum haben. Ich setze bevorzugt auf Cests Forschungen. Lassen Sie uns zuschlagen, Herr Präsident. Wir nutzen Argyle als Sprungbrett und schlagen gleichzeitig gegen mehrere wichtige Systeme los. Das bringt unseren Feind definitiv in die Defensive.«

      Mason ließ sich das Gesagte beide Männer durch den Kopf gehen und neigte schließlich den Kopf zur Seite. »Wie ich das sehe, werden wir lediglich Antworten erhalten, wenn wir das nächste Mal auf feindliche Kräfte stoßen. Bis dahin bleibt alles reine Spekulation.« Garner hatte mit voller Absicht auf die Entsendung von Aufklärungsdrohnen verzichtet, um den Gegner nicht vorzuwarnen, dass etwas Großes im Gange war. Sie würden also tatsächlich erst während des Angriffs verlässliche Informationen erhalten.

      »Meine Herren«, erläuterte Mason. »Egal, was nun geschieht, der Krieg neigt sich dem Ende entgegen.« Er hob sein Champagnerglas zum Salut. »Und egal, wie dieser grausame Konflikt auch ausgehen mag, es war mir eine Ehre, ihn an Ihrer Seite auszufechten. Und wenn uns das Glück weiter hold ist, werden wir die Nefraltiri und ihre Speichellecker bald zurück in ihr eigenes Universum treiben. Ich danke Ihnen beiden für Ihren Einsatz in diesem Krieg. Ich wüsste nicht, was ich ohne Ihren Rat getan hätte.« Die beiden Männer hoben ebenfalls ihre Gläser.

      »Der Kampf wird bald vorbei sein«, beschied Carlo Rix. »Welche Seite der Gott des Krieges präferiert, das müssen wir sehen, sobald sich der Pulverdampf verzogen hat.«

      2

      Der Kampfverband unter Führung von Vizeadmiral Elias Garner führte einen Gefechtssprung nach Sultanet aus und fand sich praktisch vom ersten Augenblick an inmitten feindlicher Schiffe wieder. Es waren mehr als zweihundert.

      Garners anfängliche Sorge wich schnell Verwunderung und wurde anschließend ersetzt durch Schadenfreude. Die Jagdkreuzer der Hinrady zeigten in der Mehrzahl keine Reaktion auf die Anwesenheit terranischer Schiffe. Nur einige wenige führten Manöver aus. Aber auch diese wirkten unkoordiniert und erinnerten keineswegs an die komplexen Taktiken, wie Hinrady sie normalerweise an den Tag legten.

      Garner lächelte grimmig. »XO, Angriffsplan Omega ausführen«, war alles, was der Admiral von sich gab. Commander Harald Kessler nickte und gab die Anweisung mittels Pad an die Angriffsflotte weiter. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Die Träger schleusten in schneller Folge Geschwader von Vindicators und Mammoth II aus, die sich professionell und diszipliniert zum Angriff formierten.

      Die Großkampfschiffe nahmen parallel den Kampf auf. Die terranischen Besatzungen ließen ihrer Wut freien Lauf. Geschützpforten öffneten sich und Torpedos sowie Raketen regneten auf den nahezu wehrlosen Gegner. Ein Lichtgewitter Tausender Energiewerferbatterien fuhr durch die feindlichen Schiffe und schnitt tief in die Panzerung.

      Die Hinrady leisteten – wenn überhaupt – nur sporadische Gegenwehr. Vereinzelt wurde das Feuer erwidert, doch es richtete kaum Schaden an. Die republikanischen Einheiten jedoch kannten weder Gnade noch Zurückhaltung. Innerhalb kürzester Zeit brachen die Kampfschiffe unter schwerer Jäger- und Bomberdeckung zum Planeten Sultanet durch. Sie hinterließen dabei einen Friedhof zerstörter Hinradyschiffe. Explosionen blühten im Sekundentakt auf. Garners Verbände gingen kein Risiko ein. Die Verschlagenheit der Primatenkrieger war ihnen noch lebhaft in Erinnerung. Daher ließen sie kein Feindschiff auch nur halbwegs intakt hinter sich zurück. An jenem Tag büßten die Sklaven der Nefraltiri für den Mord an unzähligen unschuldigen Menschen und Drizil.

      Die Schlacht, falls man sie denn so nennen wollte, dauerte weniger als dreißig Minuten. In diesem Zeitraum verloren die Hinrady fast zweihundertfünfzig Schiffe. Die Terraner büßten lediglich drei Jäger und einen Bomber ein. Das war alles. Garner konnte sein Glück kaum fassen. Die Offensive verlief glänzender,