Mit welchen Veränderungen, basierend auf dem Ausgangsjahr 1986, bis zum Jahr 2100 zu rechnen ist, zeigen folgende Grafiken anhand der Kategorien globale bodennahe Durchschnittstemperatur, durchschnittlicher globaler Niederschlag sowie Schneeabdeckung in der nördlichen Hemisphäre.
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Abb. 6: Klimawandel – Globale Durchschnittswerte (IPCC 2013)
Die Kurzfassung des aktuellsten Weltklimaberichts ist abrufbar unter →QR.
Die Wissenschaft stößt in Politik und Wirtschaft vor allem auf Gehör, wenn sie beziffert, was Umweltschäden kosten. Weltweite Beachtung über Nacht fand deshalb der Stern-Report (→QR), benannt nach Sir Nicholas Stern, ehemaliger Weltbank-Chefökonom und Herausgeber des rund 650-seitigen Berichts ‚Stern Review on the Economics of Climate Change‘. „Der Klimawandel ist das größte und weitestreichende Marktversagen der Weltgeschichte.“, so Stern, den die britische Regierung beauftragt hat, die wirtschaftlichen Folgen der globalen Erwärmung abzuschätzen.
[46]Der Bericht erschien Ende 2006 mit Ergebnissen wie: „Die jährlichen Kosten für Maßnahmen zur Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration zwischen 500 und 550 ppm Kohlendioxidäquivalenten werden schätzungsweise bei etwa 1 % des globalen Bruttoinlandsprodukts liegen, wenn jetzt begonnen wird, entschieden zu handeln.“ Laut Stern kämen Schäden von umgerechnet knapp 5,5 Billionen Euro pro Jahr bis 2100 auf die Menschheit zu, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird. Bereits heute wird rund 1 % des globalen Bruttoinlandsprodukts, etwa 270 Milliarden Euro, jährlich ausgegeben, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die jährlichen Kosten des Klimawandels werden, wenn nicht gehandelt wird, dem Verlust von wenigstens 5 % des globalen Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Unter Berücksichtigung sämtlicher Risiken und Einflüsse könnten die Schäden auf 20 % oder mehr des erwarteten globalen Bruttoinlandsprodukts ansteigen. Vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer werden die ökonomischen Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen.
So wären bspw. weitere soziale und kulturelle Konsequenzen, dass bis zu 100 Millionen Menschen ihr Obdach durch Überschwemmungen und infolge des steigenden Meeresspiegels verlieren. Einem von sechs Menschen weltweit droht akute Wasserknappheit bedingt durch schmelzende Gletscher. Bereits heute gibt es über 150 Millionen Klimaflüchtlinge, das heißt Menschen, die etwa durch Trockenheiten und Dürren zur Umsiedelung gezwungen sind.
Wie sich die Kohlendioxid-Konzentration entwickelt hat, zeigt die folgende Abbildung 7.
Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre war seit 400.000 Jahren nicht so hoch wie heute.
Es wird voll auf dem Planeten
Der Treibhauseffekt verschärfte die externen Lebensbedingungen, d.h. die ökologischen Rahmenbedingungen des Lebensraums. Das rasante Bevölkerungswachstum verschärft dabei den Ressourcendruck, v.a. durch Wasserverbrauch und Nahrungsmittelproduktion zusätzlich. Eine Milliarde Menschen leidet täglich Hunger. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung stetig und ungebremst. Für 2050 erwarten die Vereinten Nationen bis zu 9,1 Milliarden Menschen [47] auf der Erde. Das stellt Bevölkerungsexperten, Ökologen, Epidemiologen und Agrarwissenschaftler gleichermaßen vor Rätsel, wie diese steigende Anzahl von Menschen ernährt werden soll.
Abb. 7: Entwicklung Kohlendioxid-Konzentration letzte 400.000 Jahre (IPCC 2007)
Das exponentielle Wachstum stellt die landwirtschaftliche Produktion unter Druck. „Wir müssen in den kommenden 40 Jahren die gleiche Menge von Lebensmitteln herstellen wie in den letzten 8.000 Jahren“, sagt Jason Clay von der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) auf dem Kongress des Amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS in Washington im Februar 2011.17
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Abb. 8: Bevölkerungsentwicklung 1990–2050 (UN, World Population Prospects (2009))
Dieses rasante Tempo der Bevölkerungszunahme erhöht den Ressourcendruck, treibt den Emissionsausstoß an und vermindert die Qualität der globalen Umweltgüter, die Voraussetzung für Leben und Produktion sind.
Problematisch dabei ist, dass 95 % der Zunahme in armen Ländern stattfindet, aber gerade jene im Überlebenskampf keine Rücksicht auf die Umwelt nehmen können. Experten fordern, bei der Energieverschwendung müsste den Industrieländern, beim Bevölkerungswachstum den Entwicklungsländern Einhalt geboten werden.
2.4 Der Rio-Gipfel
Die Weltgemeinschaft ist seit 1992 der nachhaltigen Entwicklung verpflichtet –jedes einzelne Land für sich, aber auch gemeinsam, müssen wir dieses Versprechen umsetzen.
Ursula Eid
Erkenntnis und Handeln sind bisweilen zwei Paar Stiefel. Während Meadows’ Studie die Grenzen des Wachstums bereits vor vier Jahrzehnten ins globale Bewusstsein gehoben hatte, brauchte der Brundtland-Bericht immerhin nur zwei Jahre, bis er 1989 in der UNO-Vollversammlung Beachtung fand. Endlich war der Entschluss geboren, Taten folgen zu lassen. Hatte der vormalige Bericht auf dringenden Handlungsbedarf in internationalem Rahmen hingewiesen, ging es nun darum, Forderungen und Vorschläge in verbindliche Verträge und Konventionen zu überführen. Als Instrument wählte die UNO hierfür eine Konferenz – exakt 20 Jahre [49]nach der ersten weltweiten Umweltkonferenz 1972 in Stockholm. Die Startbahn war frei für die Planung der bis dato größten Umwelt- und Entwicklungskonferenz der Welt, der legendären Rio-Konferenz von 1992.
Die so genannte Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (United Nations Conference on Environment and Development, UNCED) ist geläufig unter dem Begriff Erd-Gipfel, Rio-Gipfel und Weltumwelt-Konferenz. Sie tagte vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro. Die Besonderheit der Konferenz lag in ihrem stattlichen Umfang von zwölf Tagen und der großen Anzahl von Teilnehmern aus insgesamt 178 Staaten. Auch was die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Organisationen anging, setzte die Konferenz neue Maßstäbe, nahmen doch 2.400 Vertreter von NGOs teil, weitere 17.000 Menschen beteiligten sich am parallel stattfindenden NGO-Forum.18
Die Herkulesaufgabe war, die Umwelt- und Entwicklungsanliegen zusammenzubringen und sie in ein Abkommen zu überführen, das weltweite Verbindlichkeit beansprucht. Nicht nur umweltpolitische Probleme waren Gegenstand der Konferenz; vielmehr sollten auch die drängenden globalen Entwicklungsprobleme im umweltpolitischen Zusammenhang behandelt werden. Ziel war es, die Weichen für eine weltweite, nachhaltige Entwicklung zu stellen. Dabei war die Öffentlichkeit insbesondere für die Abhängigkeit des Menschen von seiner Umwelt zu sensibilisieren ebenso wie für die Rückkopplung weltweiter Umweltveränderungen auf sein Verhalten bzw. seine Handlungsmöglichkeiten.
Es war ein langer Weg von den Verhandlungen der Regierungen bis zur Verabschiedung der Dokumente. Und einer, auf dem zäh gerungen [50]wurde. Umso mehr wird der Erdgipfel als bisheriger Höhepunkt weltweiter politischer Bemühungen um Nachhaltigkeit angesehen. Trotz der Interessengegensätze – etwa beim Thema Wald- oder Klimaschutz