August Thalhamer
Der Heilungsweg des Schamanen
im Lichte westlicher Psychotherapie
und christlicher Überlieferung
ENNSTHALER VERLAG STEYR
Erklärung:
Die in diesem Buch angeführten Vorstellungen, Vorschläge und Therapiemethoden sind nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische oder therapeutische Behandlung gedacht. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken des Lesers.
Autoren, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, können weder Haftung noch Verantwortung für eventuelle Folgen übernehmen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren sollen.
Bibliographischer Hinweis:
In diesen Text sind längere Passagen eingeflochten aus dem bereits erschienenen Beitrag des Autors: »Jenseits von Luhmann. Über den Systembegriff unserer Vorfahren und seine mögliche Anwendung heute«. In: MEHTA, Gerda/ZIKA Erik (Hg.): Systemische Grenzgänge. Wirksames und Wirkendes im Zwischenmenschlichen.- Wien, 2006, Krammer
Der Titel der rumänischen Übersetzung lautet: »Arta vindecătoare a şamanului în lumina psihoterapiei occidentale şi a tradiţiilor creştine« erschienen 2011 bei Editura Har Tios, Botoșani
Dieses Buch ist erstmals 2007 in der edition pro mente erschienen und erscheint jetzt, überarbeitet und erweitert, als 1. Auflage 2014 im Verlag Ennsthaler.
www.ennsthaler.at
1. Auflage 2014
ISBN 978-3-7095-0039-2 (EPUB)
August Thalhamer · Der Heilungsweg des Schamanen im Lichte westlicher Psychotherapie und christlicher Überlieferung
Alle Rechte vorbehalten
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Die Seele des Menschen kann nur geheilt werden,
indem er sich
den Verbindungen mit den sichtbaren Welten der Natur und der Gemeinschaft zuwendet
wie auch
den Verbindungen mit den unsichtbaren Kräften der Ahnen und der verbündeten Geister.
Malidoma Patrice Somé, Brückenbauer zwischen afrikanischer und westlicher Kultur
Einleitung (von Dr. Carlo Zumstein)
August Thalhamer und ich sind uns vor über zehn Jahren anlässlich einer Expedition zu den Schamanen in Tuva, Sibirien, das erste Mal begegnet. Eine Erfahrung, die uns beide nachhaltig verändert hat. August erzählt in diesem Buch von seiner tiefen Verbindung mit dem Schamanen Saryglar Borbak Ool. Damals bereits auf den langen Fahrten durch die Steppe und in den nie ganz dunklen sibirischen Nächten, begann zwischen uns ein Dialog über unseren unterschiedlichen Weg auf der Suche nach einem Schamanismus, der sich in unserer westlichen Zivilisation neben Medizin und Psychotherapie gemeinsam mit anderen spirituellen Heilmethoden wirkungsvoll einsetzen lässt. Seither haben wir diesen Gedankenaustausch in lockerer Folge fortgesetzt. Ich liebe schamanisch Tätige, die nicht nur alte Heilrituale anwenden, um wundersame Heilungen zu erwirken, sondern auch verstehend nach den Hintergründen dieses archaischen Heilwissens forschen – in Respekt vor dem Wissen unserer Kultur, das unser Denken, Fühlen und Handeln seit Geburt geprägt hat. August Thalhamer ist ein solcher Heiler, Denker, Forscher, Philosoph und Lehrer. Ich habe sein Buch mit großem Interesse gelesen.
August Thalhamer, ausgebildeter Priester, Psychotherapeut, seit Jahren auf eigenem spirituellen Weg, verwebt seine reichen beruflichen und persönlichen Erfahrungen und sein weit gespanntes Wissen zu einem Teppich von Grundformen des psychospirituellen Heilens. Dabei betitelt der Autor sein Buch Der Heilungsweg des Schamanen. Der Weg des Schamanen ist kein Weg in unserem Sinn. Weder erfolgt die Ausbildung der Schamaninnen und Schamanen in vorgegebenen Stufen noch lässt sich ihr heilendes Wirken in eine kausale Abfolge von Handlungsschritten ordnen. Auch die Rituale lassen sich nicht in Gebrauchsanweisungen vereinfachen.
Außerdem betrachtet August Thalhamer den Schamanen im Licht der westlichen Psychotherapie und christlicher Überlieferung. Die Psychotherapie mit ihrer Vielfalt methodischer Ansätze wirft ein vielfarbiges Streulicht auf die noch eruierbaren Spuren der Schamanen und Schamaninnen in den verschiedensten Naturvölkern und Kontinenten. Zudem ist Schamanismus ein mündlich weitergegebenes Erfahrungswissen. Was wir darüber heute wissen, haben wir meist aus zweiter Hand von Ethnologen und Anthropologen. Die christliche Überlieferung aus dem Mund von Aposteln, Kirchenvätern, Philosophen, Päpsten ist unendlich fassettenreich.
Darum begegnet mir der Heilungsweg des Schamanen wie ein Teppich, der sich jedes Mal vor uns ausbreitet, wo immer wir selbst unterwegs sind und in diesem Buch lesen. Er wird dabei zu einem eigenen Kraftplatz, der heilend und klärend in uns wirkt. Oder müsste ich gar sagen, August Thalhamer legt einen Boden, der in den Tiefen des archaischen schamanischen Wissens gründet, die Grundmusterung des Christentums ausbreitet und dazwischen ein vielfarbiges Mosaik der verschiedensten psychologischen und spirituellen Modelle auslegt. Eigentlich ist alles bekannt, was Thalhamer im Laufe seines Weges zusammengetragen hat über den Schamanismus der verschiedensten indigenen Traditionen, bei den Philosophen von der Antike bis zu den heutigen Konstruktivisten, über die psychologischen Schulen von Freud über Jung, die humanistische und transpersonale Psychologie und das Christentum vom Alten Testament bis zu modernen Spirituellen. Doch der Autor gestaltet daraus Muster, die gewollt ineinander übergehen. Dadurch entstehen neue Ansichten und Einsichten des Heilens. Das ist die Herausforderung dieses Buches. Man muss immer seine eigenen Wege über diese Muster gehen, sie nachzeichnen, sie bedenken, in sich aufnehmen. Dann wirken sie auf geheimnisvolle Weise.
Das mutige Bekenntnis zum Schamanen ist die zweite Herausforderung. August Thalhamer nimmt uns mit dem Buch Der Heilungsweg des Schamanen auf seinen Heilungsweg mit, seinen Weg als verwundeter Heiler, wie Schamanen auch bezeichnet werden. Weil sie durch ihr Leiden und ihre Heilung selbst Heilkräfte geschenkt bekommen. Das Leiden ist Durchgang durch Sterben, Tod und Wiedergeburt, ist Initiation, Berufung für ein zweites Leben als Heiler und Schamane. Der Autor beginnt sein Buch denn auch mit seiner magischen Heilung von jahrelangen Rückenbeschwerden durch »Meine Frauen«. Ein ganzes Kapitel widmet er seinem persönlichen schamanischen Weg. Er gewährt uns immer wieder Einblicke in sein eigenes Wirken als Heiler, anhand vieler Beispiele. Er wagt es, sich selbst als Schamane und als Botschafter eines ewigen Wissens zu bekennen, wenn auch mit einem sensiblen Zögern, unser eigenes Zögern erfühlend, von einem aufgeklärten Menschen heute zu hören, dass er von Wesenheiten einer Anderen Welt zu ihrem ewigen Botschafter vergessenen Wissens berufen wurde.
Ich mag dieses Zögern nicht als Grund dafür nehmen, dass August auf seinem Weg so viele lebende Weggefährten und Ahnen um sich schart. Da finden wir alle großen Namen der Psychologie, viele Religiöse und Philosophen aber auch heutige Weggefährten wie Bert Hellinger, Stanislav Grof, Serge Kahilli King, Willigis Jäger, Anselm Grün, Sylvester Walch, Roger Walsh. August Thalhamer würdigt das Wirken anderer, verbindet sie zu einem sich immer weiter spannenden Netz von Menschen. Nur so kann sich immer mehr heiles Wissen und Wirken kristallisieren und so können sich heraufbeschworene Achsen des Bösen aufweichen.
Die dritte Herausforderung dieses Buches ist Thalhamers Leidenschaft fürs Heilen. Heilen ist für ihn Erlösung von Krankheit, Leiden und Schmerz. Fürs Heilen wendet er die Rituale der alten Schamanen an, fürs Heilen weint er, er betet und bittet magische Wesenheiten genauso um Heilkraft wie den christlichen Gott. Er versteht sie alle als Kräfte eines größeren Ganzen. Dadurch gelingt ihm eine Art Transzendenz der Begrifflichkeit. Er findet sich wieder als Schamane,