Die eine Wahrheit ist, dass Spannungen – auch unangenehme Spannungen – nicht vermeidbar sind. Der Glaube, jeder Art von Lebenslast, Existenzangst und Sinnleere könne geholfen werden, wenn wir nur das richtige Mittel anwenden, ist eine Häresie.
Die andere, viel wichtigere Wahrheit ist, dass Spannungen in Wirklichkeit heilsam sind und sowohl dem ganzheitlichen Wohlbefinden als auch dem menschlichen Wachstum dienen. Wenn wir den Mut aufbringen, uns auf die Widerstände des Lebens einzulassen, werden sie uns Kraft und Lebensqualität schenken.
Dieses Buch will einladen, in guter Weise mit Spannungen umzugehen, ja sie als Kraftquellen für ein gesundes und erfülltes Leben zu nutzen. Dabei lade ich Sie ein, zunächst einige der großen biblischen Gestalten – vor allem Jesus von Nazaret – anzuschauen, um zu erkennen, dass sie keineswegs von Spannungen und Konflikten verschont blieben. Die Bibel stellt uns den Glauben als einen spannenden und spannungsreichen Weg dar. Unsere biblischen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter zeigen, dass dieser Weg mühsam und heilsam zugleich ist – gerade wegen der Spannungen, in die er uns führt.
Es ist selbstverständlich, dass eine Schrift, die sich in die Reihe „Franziskanische Akzente“ einfügt, auch einen Blick auf Franz von Assisi wagt. Zweifellos ist auch sein Leben von starken Spannungen geprägt. Wie geht er damit um? Es ist immer fragwürdig, Menschen, die in einer ganz anderen Zeit gelebt haben, als Vorbilder zu präsentieren, müssen wir hier und heute doch mit ganz anderen und neuen Spannungen im persönlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Leben zurechtkommen. Dennoch : Die Art und Weise, wie Franziskus sein Leben in der Nachfolge des gekreuzigten und auferstandenen Christus sieht und wie er die Paradoxien auf diesem Weg als Herausforderung für eine weltbejahende und hingebende Liebe sieht, ist in einem guten Sinn provokativ.
Schließlich will dieses Buch Wege aufzeigen, wie Menschen von heute ihre körperlichen und seelischen, aber auch ihre gesellschaftlichen und persönlichen Spannungen aushalten und als geistig-geistliche Energiequellen nutzen können. Entsprechend der Absicht dieser Reihe werden dabei vor allem franziskanische Grundhaltungen als hilfreiche Perspektiven vorgestellt. Sie motivieren uns dazu, ganz in der Gegenwart zu leben, in den emotionalen Bewegungen die Temperantia – das ist die Tugend des rechten Maßes – zu finden, im Umgang mit anderen Menschen Geschwisterlichkeit zu praktizieren und in unserer Gottesbeziehung die „Mystik der offenen Augen“ (J. B. Metz) zu üben, in der das Gebet zu einer Energiequelle der tätigen Nächstenliebe und des verantwortlichen Handelns in Kirche, Gesellschaft und Welt wird.
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