David
Zwischen Lust
und Verantwortung
Heilige, Helden, Hasenfüße
MENSCHEN DER BIBEL
von Dorothee Boss echter
Dorothee Boss, geboren 1961, studierte Theologie an der Universität Bonn und Mediation an der Fernuniversität Hagen, arbeitet als freie Autorin und Publizistin und lebt in Aachen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
© 2014 Echter Verlag GmbH, Würzburg
ISBN 978-3-429-04724-5 (PDF)
ISBN 978-3-429-06138-8 (ePub)
Inhalt
König David in Kunst, Musik, Literatur und Film
Zwischen Lust und Verantwortung: David
Jerusalem, 515 v. Chr.
„Mattatias, mach‘ endlich Schluss, es ist schon dunkel.“ Mein Kollege Schimon klopfte mir liebevoll auf die Schulter. Müde rieb ich mir die Augen. „Ich bin immer noch nicht fertig. Dieser David raubt mir den letzten Nerv.“ – „Ich bin auch noch nicht mit meinem Teil fertig“, meinte Schimon mit müder Stimme. „Und Jochanan muss auch noch alles nachschauen.“ – „Drei Jahre sitzen wir jetzt schon an der Geschichte der Könige Israels. Ich kann diese ganzen Rollen und Täfelchen nicht mehr sehen“, antwortete ich.
Lächelnd kam der Oberschreiber Jochanan zu unseren Schreibpulten. „Seid ihr eigentlich mit der Geschichte Davids fertig?“ – „Hör bloß auf“, ärgerte ich mich. „Wieso denn, lieber Mattatias?“ Jochanan war eine Seele von Mensch, ihn konnte nichts so schnell aufregen. „Eigentlich muss ich mich weigern, diese Lebensgeschichte unseres hochverehrten Königs zu überarbeiten. Einmal ist er der mutige junge Hirte, dann wieder ein brutaler Soldat. Er singt Lieder für den trübsinnigen Saul, um sich letztlich seine Krone aufs Haupt zu setzen; hat er eine Frau, will er gleich die nächste. Und diese Geschichte mit diesen Vorhäuten der Philister, widerlich, ekelhaft. Und dazu ist Gott immer auf seiner Seite, so, als wäre nichts geschehen.“ Unwillkürlich musste ich mich schütteln.
„Und natürlich hat sein Sohn Salomo oder dessen Söhne damals die Schreiber auch schon angewiesen, einen wunderbaren, heldenhaften, absolut bemerkenswerten Bericht über das Leben König Davids zu schreiben“, meinte Schimon etwas gelangweilt. Kein Wunder, er arbeitete genauso lang wie ich an der König David-Erzählung. Beide waren wir seit 10 Jahren Schreiber und Gelehrte in Jerusalem, da war nicht jede Erzählung brandneu.
„Und den müssen wir jetzt wieder überarbeiten, weil heutzutage keiner mehr die Geschichte so versteht“, meinte ich brummelnd. „Und außerdem, König David war ein Sünder.“ Ich wischte mir die schmutzigen Finger an einem Tuch ab. „Davids Liaison mit der schönen Batseba, das ist einfach unglaublich, skandalös, unverfroren, unwürdig, gegen alle Regeln. Wie kann man so die Gesetze Gottes brechen? Auch wenn er König war, ich wundere mich sehr, dass er es danach noch bleiben konnte und nicht von Gott direkt in die Wüste geschickt wurde. Wenn es nach mir ginge, wäre er …“.
„Jaja, Mattatias, wir wissen, wie streng du denkst“, winkte Schimon ab und holte einen Krug aus dem Nachbarraum: „Kommt, schließt die Tafeln weg, lasst uns einfach noch bei einem Glas Wein darüber nachdenken.“
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