Majestätische Berge. Jon Mathieu. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jon Mathieu
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783039199334
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      Umschlagbild: Der österreichische Kaiser Franz Joseph I. mit Kronprinz Rudolf auf der Jagd. Atelieraufnahme, 1865.

Majestätische Berge

      Inhalt

       Einleitung

       Monarchie, Ideologie und Tourismus

       Autorschaft und Dank

       Die Alpen der Aufklärung: Freiheit, Republik

       «Ein freyes und glückseliges Volk»

       Landsgemeindedemokratie

       Denkmäler der Freiheit

       Zwei Alpenhelden

       Wilhelm Tell, Ehrenbürger der Französischen Revolution

       Andreas Hofer, Märtyrer des antinapoleonischen Aufstands

       Politische Mythologie als Interaktionssystem

       Britische und italienische Hoheit im Gebirge

       Die Monarchie auf Reise

       Königin Victoria in der Zentralschweiz

       Albert Edwards Alpentour

       Der Jägerkönig Vittorio Emanuele II.

       Margherita, die «Regina Alpinista»

       Königliche Reisende und reisende Könige

       Habsburg als alpiner Touristenmagnet

       Das Haus Österreich zieht ins Gebirge

       Kurorte: Ischl, Meran, Reichenau

       Touristen im Spiegel der Kur- und Gästelisten

       Abseits der höfischen Etikette?

       Publikumsecho

       Majestätische Berge in der Belle Époque?

       Mont Aiguille, Grossvenediger, Matterhorn

       Von der Republik zur Nation

       Hotelpalast, Märchenschloss

       Die Tugend der Einfachheit

       «La majesté de nos cimes»

       Schluss: Natur, menschengemacht

       Von der Aufklärung in die Belle Époque

       Und heute?

       Anmerkungen

       Ausgewählte Literatur

       Bildnachweis

       Register

       Autor und Autorinnen

      Einleitung

      Am 1. Mai 1830 fand in London die englische Premiere der neuen Oper Guillaume Tell von Gioachino Rossini statt. Die Oper über den legendären Freiheitshelden aus den Schweizer Bergen war ein halbes Jahr vorher in Paris uraufgeführt worden. Die Bühne in London betrat jedoch nicht der Mann mit der Armbrust, den man von früheren Darstellungen her kannte. Statt das Libretto zu übersetzen, hatten es die Intendanten für England auf einen anderen Alpenhelden umschreiben lassen – auf Andreas Hofer, der 1809 den Aufstand der Tiroler gegen Bayern und Napoleon angeführt hatte. Die Oper hiess jetzt Hofer, the Tell of the Tyrol. Dieser englische Hofer-Tell beginnt mit den Vorbereitungen zu einer Hochzeit in alpiner Szenerie: «Schön wie eine Braut wacht der Morgen auf, von Gold bedeckt glühet der Gletscher» (Fair as a bride the morning is waking, Sheeted with gold the glacier glows). Ganz ähnlich fängt auch Rossinis Tell an, bloss nicht in einem Tiroler Bergtal, sondern am schweizerischen Vierwaldstättersee. Nach diesen romantischen Hochzeitsvorbereitungen gehen die beiden Operngeschichten aber ganz auseinander. Bei Rossini tötet Tell zum Schluss den habsburgischen Vogt und Unterdrücker Gessler, was vom Volk begeistert gefeiert wird: «Freiheit, steig wieder vom Himmel herunter, Dein Reich möge neu beginnen!» In der englischen Hofer-Version singt der Chor gerade umgekehrt: «Heil dem Hause Habsburg! Freude dem Hause Habsburg! Tirol ist der Krone zurückgegeben!»

      Wilhelm Tell war in Kreisen der helvetischen Reformer des späten 18. Jahrhunderts, in der Französischen Revolution von 1789 und in Friedrich Schillers berühmtem Drama von 1804 ein Held, welcher republikanische Ideen und Forderungen der Aufklärung verkörperte. Dass er in den Alpen lebte, zeigte seine Naturnähe. Nur wenn man sich mit der Natur versöhnte, konnte man der korrupten Monarchie mit ihrer gekünstelten Hofkultur die Stirn bieten. Andreas Hofer war dagegen ein Held, der sich gegen die Ideen und Waffen der Revolution in ihrer napoleonischen Phase aufgelehnt hatte. Republikanismus und Monarchiefeindlichkeit konnte man ihm nicht nachsagen. Seine Hinrichtung erfolgte auf französischen Befehl. Als er posthum immer berühmter wurde, huldigte ihm die gefürstete Grafschaft Tirol unter der Devise «Für Gott, Kaiser und Vaterland».

      Um 1830 konnte Rossinis Opernmusik also mit einem republikanischen Bergler wie auch mit einem monarchistischen Bergler