Von Pierre Teilhard de Chardin wird erzählt, dass seine Mutter, als er fünf Jahre alt war, seine Locken abschnitt und sie verbrannte. Zunächst schaute der kleine Pierre voller Faszination auf jede Locke, wie sie innerhalb weniger Sekunden zu Asche verbrannte. Dann fing er plötzlich an zu weinen und lief aus dem Zimmer. Einige Tage später begann er Eisenstücke zu sammeln, da sie nicht verbrennen konnten und dem Feuer widerstehen konnten. Später, als er feststellte, dass Eisen rosten kann, verzichtete er auf seine Eisensammlung und begann stattdessen Steine zu sammeln. Für ihn waren sie unzerstörbar. Als Erwachsener versuchte Pierre Teilhard de Chardin ewige Wahrheiten zu finden, die unzerstörbar waren.
Auch wenn wir unseren Glauben in irdenen Gefäßen tragen und er zerbrechlich ist – der, an den wir glauben, ist es nicht. Ich halte von daher auch die Rede von der Gottesverdunstung für problematisch. Sie erweckt den Eindruck, Gott könnte verdunsten, wo es doch eigentlich darum geht, dass unsere Vorstellung von Gott, unsere Weise, über ihn zu denken, von ihm zu reden, ihn irgendwie einzufangen, zu fassen, sich auflöst. Vielleicht ist es genau das, was die Voraussetzung dafür ist, ihn wieder zu entdecken unter all dem, womit wir ihn entstellt und den Zugang zu ihm erschwert haben.
Gott können wir entdecken, wenn wir uns von manchen Bildern und Vorstellungen, wie Gott und wo er zu sein hat, freimachen. Dabei kann uns auch ein Verständnis von Atheismus helfen, das Atheismus nicht gleichsetzt mit Gottlosigkeit im Sinne einer Ablehnung Gottes. Er kann auch als Ablehnung einer bestimmten Art des Theismus, also einer bestimmten Vorstellung von Gott, verstanden werden. Tatsächlich gibt es ja auch Formen von Theismus, die den Menschen „auf dem Weg zu jenem Geheimnis, das wir Gott nennen, eher im Wege stehen als helfen“ (Grün, Hajik, Nonhoff 2016,18). Die Krise in der Kirche kann uns helfen, uns von solchen Bildern und Vorstellungen zu verabschieden und Gott für uns neu zu entdecken.
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