Im Umkreis von Anselm. Bernd Goebel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bernd Goebel
Издательство: Bookwire
Серия: Fuldaer Hochschulschriften
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429063504
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      Fuldaer Hochschulschriften

      Fuldaer Hochschulschriften

      Im Auftrag der Theologischen Fakultät Fulda

      herausgegeben von Jörg Disse

      in Zusammenarbeit mit Richard Hartmann

      und Bernd Willmes

      Bernd Goebel

      Im Umkreis von Anselm

      Biographisch-bibliographische Porträts von Autoren aus Le Bec und Canterbury

      echter

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

      1. Auflage 2017

      © 2017 Echter Verlag GmbH, Würzburg

       www.echter.de

      Gestaltung: Hain-Team (www.hain-team.de)

      eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim (www.brocom.de)

      ISBN

      978-3-429-04381-0

      978-3-429-04930-0 (PDF)

      978-3-429-06350-4 (ePub)

      Inhalt

      Vorwort

      Einleitung

      1. Hagiographen und Historiker, Musiker und Dichter

       1.1 Eadmer von Canterbury

       1.2 Osbern von Canterbury

       1.3 Goscelin von Canterbury

       1.4 Reginald von Canterbury

      2. Mitarbeiter und Herausgeber

       2.1 Alexander von Canterbury

       2.2 Boso von Le Bec

      3. Theologen und Philosophen

       3.1 Ralph von Battle

       3.2 Gilbert Crispin

       3.3 Elmer von Canterbury

      Verzeichnis der Orte

      Verzeichnis antiker und mittelalterlicher Personen

      Verzeichnis neuzeitlicher und moderner Personen

       Loquens igitur cum Anselmo ac nodos ei sui cordis depromens, omnia quae desiderabat ab eo sine scrupulo disceptationis accepit. Miratus igitur hominem est, et nimio illius amore devinctus.

      (Eadmer über Boso,

      Vita Anselmi i. 34)

       Pontificem iustum

       dederas sanctumque venustum:

       Cur iterum tollis

       quem contuleras mihi mollis?

       Cur famulum Christi

       fallax mihi surripuisti?

       Reddo malas grates

       per tales prosperitates.

       Iam tibi non parcam,

       nisi reddideris patriarcham.

      (Reginald, Ad fortunam, Auszug)

      Vorwort

      Obwohl in dieses Buch Arbeiten eingeflossen sind, die über viele Jahre hinweg entstanden, nahm es erst während meiner Zeit als Visiting Fellow am St Catherine’s College Oxford im Hilary Term 2017 Gestalt an. Ich danke dem Master, Roger Ainsworth, den Fellows und Angestellten für die vorbildliche Gastfreundschaft, der Fritz-Thyssen-Stiftung für die Unterstützung durch eine Reisebeihilfe und Laura Marsiliani, Thomas Renström, Christian Illies, Helen Imhoff und besonders Fr. Michael Wright für ihre Hilfe bei der Organisation des Aufenthalts meiner Familie in England. Für Anregungen und Kritik bin ich Giles Gasper, Ian Logan und meinen übrigen Kollegen im Ausschuss der International Association for Anselm Studies verbunden, desgleichen Sigbjørn Sønnesyn und Samu Niskanen. Martin Hartung, Oscar Goebel und Jörg Disse, der Herausgeber der Fuldaer Hochschulschriften, haben dankenswerterweise die Mühe auf sich genommen, den Text Korrektur zu lesen.

      Einleitung

      Richard Southern charakterisierte Anselm auf den Höhen seiner rationalen Theologie einst mit der lapidaren Feststellung: „Er war allein.“1 Die philosophie- und theologiegeschichtliche Forschung hat an dieser Einschätzung bisher wenig auszusetzen gehabt. Aber selbst wenn es zutreffen sollte, dass der Denker Anselm in seinem Umfeld, ja in seinem Zeitalter keine eigentlichen peers hatte (und seinem Genius folglich erst verspätet größere Gerechtigkeit widerfuhr),2 so zeichnet sich bei genauerem Hinsehen doch eine Gruppe von Personen ab, die einen intellektuellen Umkreis markieren: Schüler und Freunde, Kritiker und Verehrer, Biographen und Historiographen, Gesprächspartner, Mitarbeiter, Herausgeber. Insofern kann für Southern durchaus von einer Wirkung Anselms auf seine Zeitgenossen die Rede sein. Sie spielt sich freilich nicht in den „großen Zentren des Lernens“ ab, sondern „eher in Canterbury und unter seinen unmittelbaren Schülern“.3 Nun war Canterbury nach der Eroberung auch in Abwesenheit einer avantgardistischen Schule wie in Laon oder Chartres keineswegs intellektuelle Provinz. Im Gegenteil, es avancierte unter den Erzbischöfen Lanfranc und Anselm für einige Jahrzehnte zu einem der geistigen Brennpunkte Europas. Zentrale Gestalten dieser Blüte waren Mönche der beiden großen Klöster, der Kathedralpriorei Christ Church und der Abtei St. Augustin. Manche von ihnen stammten wie Lanfranc und Anselm aus dem normannischen Kloster Le Bec; einige wurden später in andere Ämter eingesetzt. In Canterbury entstand nicht nur ein großer Teil von Anselms spätem Werk. Dort wirkten neben ihm auch der nach allgemeiner Auffassung bedeutendste englische Historiograph (Eadmer) und Hagiograph (Goscelin) seit Beda, der führende englische Musiker (Osbern) und einer der herausragenden lateinischen Dichter auf der Insel (Reginald). Lanfrancs Reformen, sein Bauprogramm und das forcierte Verständnis seines Amts als Primas totius Britanniae legten die Grundlagen für einen solchen Aufstieg. Seine guten Beziehungen zum normannischen Herrscher mündeten unter Anselm und dem zweiten Wilhelm in einen zunehmend antagonistischen Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht, in deren Verlauf der erzbischöfliche Mönch von Canterbury der eigenen Partei als „apostolischer Patriarch“ oder sogar „Papst“ der „anderen (i e. der transmarinen) Welt“ erscheinen konnte.4

      Im Blickfeld dieser Studie stehen Leben, Werk und Erforschung von neun der wichtigsten Autoren aus dem näheren Umfeld Anselms. Ausgespart bleibt sein Lehrer Lanfranc, der einer eigenen Untersuchung bedarf.5 Nicht alle Freunde und Bekannte, Schüler und Mitarbeiter Anselms haben Schriften hinterlassen, darunter viele seiner Briefpartner (und Briefpartnerinnen).6 Die Mönche Moritz (Mauritius), Balduin, Eustachius und Dietrich (Thidricus) taten dies ebenso wenig wie Bischof Gundulf von Rochester oder Prior Heinrich von Christ Church, der spätere Abt von Battle. Einige ihm nahestehende Personen haben einzelne Werke verfasst oder zusammengestellt, die jedoch – von Briefen und Widmungsschreiben abgesehen – in keinem offensichtlichen Bezug zum Werk Anselms stehen. Zu nennen wären hier vor allem Ralph d’Escures, sein Schüler aus Le Bec und Nachfolger als Erzbischof von Canterbury; Anselm von Bury, sein Neffe; und besonders Richard von Fourneaux, der Abt von Préaux, sowie Prior Arnulf, der spätere Abt von Peterborough und Bischof von Rochester.7 In einem erweiterten Umkreis hätte ihnen ein Platz gebührt. Andere Zeitgenossen aus seinem Einflussbereich waren produktive Schriftsteller,