Es war eine berühmte Stadt .... Christian Klein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Klein
Издательство: Bookwire
Серия: Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz 2013
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429063160
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6). Tübingen 1991, S. 69–88.

      4 Die Genese des Stoffs skizziere ich in meiner Dissertation Andreas SCHEIDGEN, Die Gestalt des Pontius Pilatus in Legende, Bibelauslegung und Geschichtsdichtung vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit. Literaturgeschichte einer umstrittenen Figur (= Mikrokosmos 68). Frankfurt am Main 2002, S. 31–40.

      5 Grundlegend zu den altchristlichen Wurzeln der Legende Ernst von DOBSCHÜTZ, Christusbilder. Untersuchungen zur christlichen Legende (= Texte und Untersuchungen zur altchristlichen Literatur 18 NF 3). Leipzig 1899.

      6 Herausgegeben und kommentiert von Joachim KNAPE, Die, Historia apocrypha‘ der ‚Legenda aurea‘ (dt.). In: Zur Deutung von Geschichte in Antike und Mittelalter, hg. von Joachim Knape und Karl Strobel (= Bamberger Hochschulschriften 11). Bamberg 1985, S. 113–172 (Edition S. 146–165).

      7 Zeilenzählung nach der Ausgabe von KNAPE (wie Anm. 6).

      8 Dazu DOBSCHÜTZ, Christusbilder (wie Anm. 5), S. 233 und 248. Zum römischen Veronikakultus ebd., S. 219f.

      9 So Hans Ferdinand MASSMANN (Hg.), ‚Der keiser und der kunige buoch‘ oder die sogenannte Kaiserchronik, Gedicht des zwölften Jahrhunderts, Bd. 3. Quedlinburg, Leipzig 1854, S. 598.

      10 Auf die Ebstorf-Karte verwies bereits Joachim KNAPE, Topographie des Heils und räumlicher Weltordo im 12./13. Jahrhundert (Pilatus-Vita und Ebstorfer Weltkarte). In: Reisen und Welterfahrung in der deutschen Literatur des Mittelalters. Vorträge des XI. Anglodeutschen Colloquiums 11.–15. September 1989. Universität Liverpool, hg. von Dietrich Huschenbett und John Margetts (= Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie 7). Würzburg 1991, S. 141–154. Die nachfolgend angestellten Überlegungen versuchen, diesen Ansatz auf Mainz bezogen weiterzuführen. Umfangreiche, z.T. interaktive Informationen zur Ebstorfkarte bieten im Internet z.B. die Seiten der Universität Lüneburg (http://www2.leuphana.de/ebskart/) oder des Landschaftsmuseums Obermain (http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Museen/Ebstorf1.htm).

      11 Zum Westen als Region des Unheils und der Sünde Barbara MAURMANN, Die Himmelsrichtungen im Weltbild des Mittelalters. Hildegard von Bingen, Honorius Augustodunensis und andere Autoren (= Münstersche Mittelalter-Schriften 33). München 1976, S. 44–46 und 152–160.

      12 Zu diesem Begriff Friedrich OHLY, Die Kathedrale als Zeitenraum. Zum Dom von Siena. In: Frühmittelalterliche Studien 6 (1972) S. 94–158.

      13 Zu Forchheim und Vienne als Pilatus-Stätten SCHEIDGEN, Pilatus (wie Anm. 4), S. 108–113 und 82 mit Anm. 81 (Ado). Zum Forchheimer Pilatus existieren verschiedene Theorien, die einflussreichste stammt von Karl HAUCK, Pontius Pilatus aus Forchheim. In: Medium Aevum vivum. Festschrift für Walter Bulst, hg. von Hans Robert Jauss und Dieter Schaller. Heidelberg 1960, S. 104–124. Zu Vienne und Lausanne als Bischofssitzen Vital CHOMEL, Art. Vienne. In: LMA Bd. 8, 1999, Sp. 1645–1650, sowie Gilbert COUTAZ, Art. Lausanne. In: LMA Bd. 5, 1999, Sp. 1762–1765, zum Primat Viennes LMA Bd. 8, 1999, Sp. 1647 (V. Chomel).

      14 Dazu SCHEIDGEN, Pilatus (wie Anm. 4), S. 123–125.

      15 Ps.-Vinzenz von Beauvais, Speculum morale. Douai 1624. ND Graz 1964, Sp. 6451D.

      16 Weiterführend hierzu Uwe RUBERG, Rhetorische und hermeneutische Komponenten literarischer Namendeutung. In: Proceedings of the Thirteenth International Congress of Onomastic Sciences, Cracow, August 21–25, 1978, 2 Bde. Breslau, Warschau, Krakau 1981/82, hier Bd. 2, S. 319–326, mit Hinweis auf Pilatus S. 323.

      17 Herausgegeben von Doris WERNER, Pylatus. Untersuchungen zur metrischen lateinischen Pilatuslegende und kritische Textausgabe (= Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch 8). Ratingen, Kastellaun, Düsseldorf 1972.

      18 Es wurde herausgegeben von Karl WEINHOLD, Zu dem deutschen Pilatusgedicht. Text, Sprache und Heimat. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 8 (1877) S. 255–288 (Edition S. 272–288). – Über seinen Autor hat die Forschung keine Einigkeit erzielt. Ein Teil möchte das Werk Herbort von Fritzlar, dem Verfasser einer höfischen Trojadichtung um 1200 am Hof der Thüringer Landgrafen, zuweisen, doch lässt sich dies nicht mit letzter Sicherheit erhärten. – Im Folgenden übernehme ich meine Interpretation in SCHEIDGEN, Pilatus (wie Anm. 4), S. 148–150.

      19 Herausgegeben von Ludwig WEILAND, Niederdeutsche Pilatuslegende. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 17 (1874) S. 147–160.

      20 Nach der „Historia scholastica“ des Petrus Comestor, einem wichtigen Nachschlagewerk der Scholastik, stammte Pilatus aus Lyon (dazu SCHEIDGEN, Pilatus, wie Anm. 4, S. 79).

      21 Uwe RUBERG, Frauenlob-Gedenken. Das Begräbnis des Dichters im Mainzer Domkreuzgang. In: Domblätter 3 (2001) S. 77–83, hier S. 83.

      22 Zit. nach MASSMANN, Kaiserchronik (wie Anm. 9), S. 511, Anm. 5.

      23 Dazu Walter HAUG, Literaturtheorie im deutschen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Darmstadt 21992, S. 66–70.

      24 Martinus-Bibliothek Mainz, Signatur Inc 70. Als Digitalisat: http://diglib.hab.de/inkunabeln/131-2-hist-2f/start.htm (Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel).

      KÖNIG DAGOBERT - DER ANGEBLICHE ZWEITE ERBAUER DER STADT MAINZ

       Joachim Schneider

      Danach kam König Dagobert, der baute die Stadt Mainz dort wieder auf, wo sie jetzt liegt, vom Grinsturm1 bis zu der Heimenschmiede2 und von der Steinernen Brücke3 bis zur Gaupforte4. Zuvor hatte der König auch eine Burg erbaut am St. Jakobsberg, wo sich aber damals noch kein Kloster befand. Die Burg hieß ‚Dagoberts Wighaus‘5 und lag außerhalb der Stadt. Und eine andere Burg, die zu Zeiten der Römerherrschaft den Bischöfen gehört hatte6, lag unten an der Stadt. Gegenüber beiden Burgen stand die Stadt offen, ohne Mauern und ohne Gräben. Eines Tages kamen die Ritter der Burg und baten den König, dass er ihnen die Stadt übergebe. Das versagte er ihnen und wollte es nicht tun. Daraufhin zogen die Ritter in die Stadt und hielten dort ihren Rat.

      Inzwischen unternahm der König eine Reise gegen den Herzog von Böhmen, der heutzutage ein König ist.7 Dabei erwies ihm die Stadt einen großen Dienst, so dass er den Rittern die Stadt anbefahl und ihnen Freiheiten gab, wie sie wollten. Und sie sollten frei sein von Bede, Geschoss8 und von Herrendienst und sollten keinen Herren gegen ihren Willen haben. Und zu größerer Sicherheit gab er darüber der Stadt eine Urkunde mit einer goldenen Bulle9, an einer seidenen Schnur befestigt. Danach sprachen die Bürger und die Handwerker in der Stadt, die Ritter würden sie verraten, und sie wollten, dass die Bürger auch in den Rat gingen in Angelegenheiten der Stadt. Und sie brachen Dagoberts Wighaus auf, so dass sich die Ritter nicht mehr dort zurückziehen konnten, und mauerten die Stadt an dieser Seite zu. Und sie setzten fest, dass ebenso viele Bürger in den Rat gehen sollten wie Ritter. Da 22 Ritter und Rittergenossen im Rat saßen, gingen nun auch 22 der Bürger und Handwerker – und zwar die besten aus diesen – in den Rat. Und solange ein rechtschaffener Mann10 lebte, der im Rat saß, sollte man ihn nicht ablösen. Und wenn einer starb, sollte man einen anderen einsetzen und wählen an seine Statt und darüber eine Urkunde ausstellen.

      Damals war Kastel eine Stadt11 und gehörte zum Reich. Und auch das Rheingau gehörte zum Reich, Oppenheim12, die Juden und Bingen und das ganze Land weitum13 und das Gericht zu Mainz gehörten dem König. In Mainz selbst aber hatte der König keine Rechte mehr außer dem Gericht, den Juden und etlichen Hauszinsen, und den Saal und den Hof und den Marstall14. Das alles hat der König15 dem Bischof gegeben16, wie ihr hernach geschrieben findet und hören werdet.

       […]

      Auch soll man wissen, dass Kaiser Friedrich17 die städtischen Freiheiten zu Mainz bestätigt hat, auch die goldene Bulle des Königs Dagobert, der die Stadt Mainz erbaute.