Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745216455
Скачать книгу
das Sie zeigten, als Sheriff Shaw aus Fort Worth damals in unser Camp kam.“

      Greg biss die Zähne zusammen und schwieg. Er sah, dass Dillon seinen Stern jetzt offen an der Jacke trug, und die alte Bitterkeit wurde wieder in ihm lebendig.

      Torrence hatte die Hände auf dem Sattelhorn verschränkt und schaute Dillon verkniffen an. Er murmelte gepresst: „Dich hatte ich vergessen, Mann! Der Teufel soll dich holen!“

      „Ihr Pech, Torrence, dass ich es auf Williams abgesehen hatte!“, sagte Dillon.

      „Nachdem ich mich von ihm als Gesetzesreiter erkannt sah, wollte ich seine Flucht verhindern. Ich ahnte nicht, dass ich Sie dabei als Verbrecher entlarven würde, Torrence! Nehmen Sie die Hände hoch!“

      Torrence gehorchte widerwillig.

      „Ich verstehe das nicht ganz!“, murrte er. „Warum hast du dich als Cowboy getarnt dieser Crew angeschlossen?“

      „Allan Lockwood war ein alter Bekannter von mir“, erklärte Clay Dillon.

      „Die Schwierigkeiten, die ihr ihm machtet, begannen schon unten auf seiner Ranch bei San Antonio, nicht wahr? Well, Lockwood ahnte, dass es auf dem Chisholm Trail noch schlimmer werden würde. Er rief mich deshalb um Hilfe. Und solange wir nicht wussten, wer seine Feinde eigentlich waren, beschlossen wir, meine Identität geheimzuhalten.“

      „Weiß Mary davon?“

      „Nein, aber sie wird es gleich erfahren!“

      „Wenn es dann nur nicht zu spät ist“, dehnte Torrence lauernd.

      „Überlassen Sie das ruhig mir!“

      „Natürlich, Marshal!“, knurrte Torrence spöttisch. „Nur zu!“

      Dillon lenkte sein Pferd näher. Er befahl: „Steigen Sie vom Pferd, Torrence!“

      „Wieso? Ich …“

      „Steigen Sie ab! Sie werden zu Fuß vor mir hergehen! Sie und Williams!“

      „Zum Geier! Dillon, ich sage dir, es wird dir bald sehr leid tun, dich auf diese Sache eingelassen zu haben!“

      „Keine Reden! Herunter vom Gaul!“ Torrence zog einen Fuß aus dem Steigbügel und hielt sich am Sattelknauf fest. Er tat, als wolle er sich vom Pferd gleiten lassen. Plötzlich stockte er.

      „Vorsicht, Dillon!“, brüllte er. „Williams schießt!“

      *

      Der Ruf kam so überraschend, dass der Marshal unwillkürlich den Revolver auf Greg herumschwenkte.

      „Nicht, Dillon!“, gellte dieser.

      Blitzartig warf sich Torrence auf der anderen Seite vom Pferd. Das Tier wollte schrill wiehernd ausbrechen, doch Torrence bekam mit der Linken die Zügel zu fassen. Die andere Hand schloss sich um den Kolben des Winchester Gewehrs, der aus dem Scabbard ragte.

      Greg konnte seinen Colt nirgend in der Nähe entdecken. Ohne zu zögern, rannte er los. Clay Dillon spornte inzwischen seinen Gaul an und versuchte, Torrence in die Flanke zu kommen. Er jagte einen Warnschuss aus seinem Colt. Torrences Gaul bäumte sich erschreckt auf. Der Vormann ließ die Zügel nicht los und zerrte das Pferd herum, so dass es wieder zwischen ihn und den Marshal kam.

      Greg erschien die Entfernung zwischen ihm und dem Verbrecher noch schrecklich weit. Während er wie ein Tiger vorwärtsschnellte, schrie er heiser: „Das Pferd, Dillon! Schießen Sie sein Pferd nieder!“

      Da hatte Torrence seine Winchester aus dem Scabbard bekommen!

      Clay Dillons Navy Colt spie einen neuen Feuerstrahl. Doch der Bandit hatte seinen Gaul losgelassen, und das Tier fegte schnaubend davon. Dillons Kugel fetzte an Torrence vorbei in das dunkelgrüne Blattwerk der Dogwood Sträucher.

      Zur gleichen Zeit flog Torrences Gewehr an die Schulter.

      Greg war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt.

      „Nein, Torrence!“, brüllte er verzweifelt und stieß sich mit beiden Füßen vom Boden ab.

      Er prallte in dem Moment, da die Mündungsflamme aus Torrences Gewehrlauf raste, gegen den Verbrecher. Sie stürzten beide zu Boden.

      Greg konnte nicht feststellen, ob Torrence getroffen hatte. Er glaubte noch immer den Hall des Schusses in den Ohren zu hören. Wie besessen, versuchte er Torrence zu fassen. Dieser schlug mit dem Gewehr nach ihm. Der Kolben traf Gregs Schulter und warf ihn auf den Rücken.

      Er rollte herum und sah Dillon noch im Sattel sitzen.

      „Schnell, Marshal, kommen Sie!“, keuchte er. Im nächsten Moment bemerkte er entsetzt den großen dunklen Fleck auf Clay Dillons Hemdbrust. Das eckige Gesicht des Reiters hatte sich aschgrau gefärbt. Er versuchte, die Faust mit dem Colt nochmals in die Hände zu bekommen. Da verließ ihn die Kraft. Er kippte seitwärts vom Pferd.

      Greg entdeckte aus den Augenwinkeln einen Schatten über sich. Geistesgegenwärtig schnellte er sich zur Seite. Torrences Gewehrkolben sauste mit voller Wucht an ihm vorbei und trieb eine Staubwolke aus der trockenen Erde.

      Scharf einatmend rammte Greg seine Stiefel gegen Torrences Beine. Eine Wildheit, wie er sie noch nie gespürt hatte, loderte in ihm auf.

      Torrence verlor das Gleichgewicht, stürzte, und die Winchester rutschte über die zertrampelte Grasfläche. Torrence fluchte krächzend und holte, noch am Boden liegend, ein Messer aus seinem Hemdausschnitt hervor. Die Klinge blitzte gefährlich im grellen Sonnenlicht.

      Torrences Faust holte zum Wurf aus.

      Da bekam Gregs Rechte einen harten Gegenstand zu fassen: den Kolben seines 45ers.

      Er schwang die Waffe hoch, während er sich blitzschnell auf die Knie stemmte, und Torrence erstarrte mitten in der Bewegung. Zum erstenmal sah Greg Furcht in den Augen des Verbrechers.

      Torrence ließ das Messer fallen. Er streckte abwehrend beide Hände aus.

      „Nein, Williams, nein!“, schnaufte er. Sein Gesicht verfärbte sich. Sein Blick hing wie gebannt an Gregs schussbereitem Colt.

      Greg erhob sich vollends. Aus den Augenwinkeln sah er Dillon mit dem Gesicht nach unten im halbverdorrten Büffelgras liegen, reglos und verkrümmt. Gregs Augen glühten. Langsam ging er auf den Mörder zu.

      Torrence, noch immer am Boden, schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein! Tu es nicht, Williams! Nicht!“

      Drei Schritte vor ihm blieb Greg stehen.

      Seine eigene Stimme kam ihm fremd und tonlos vor. „Steh auf, Torrence!“

      Lee Torrence stand auf. Er atmete flach und stoßweise. „Williams, du wirst doch nicht schießen. Mann, das wirst du doch nicht tun!“

      Allmählich glättete sich Gregs Gesicht. Er spie verächtlich aus.

      „Jetzt zeigst du deine wahre Natur, Torrence! Ich wusste ja schon immer, dass du ein ganz elender Lump bist! – Los, hol mir Dillons Pferd! Wir machen uns auf den Weg zu den anderen!“

      Die Schultern verkrampft, ein Flackern in den Augen, gehorchte der Verbrecher.

      *

      Kurze Zeit später kamen sie aus den gelben Hügeln heraus und hatten eine endlose sonnenverbrannte Grasebene vor sich. Die Herde hatte sich über die riesige Fläche hin verstreut. Eine rötliche Staubwolke wölbte sich unter dem tiefblauen Firmament. Überall waren grasende Rinderrudel zu sehen. Vereinzelte dunkle Flecken huschten davor hin und her und brachten die Longhorns in Bewegung: die Reiter, die die Herde sammeln wollten.

      Eine halbe Meile entfernt stand der angekohlte Küchenwagen. Black Noel war eben dabei, ein neues Planendach über das Gerüst zu ziehen.

      Greg zwang Torrence, der zu Fuß vor ihm herging, auf den Wagen zuzuhalten. Aus der mächtigen Staubfahne, die schwerelos über der Steppe lagerte, lösten sich drei Reitergestalten. Sie erreichten den Wagen, hielten an und stiegen aus den