• Literatur
Die Anfänge der Philosophie im frühen Griechenland – Eine neue Sicht auf die Welt
• Ionien und die archaische Zeit
• Die Ausbreitung des Griechentums
• Die Frage nach dem neuen Denken
• Die Konstruktion der Wirklichkeit: Mythisches Denken
• Eine neue Realität: Die rationale Konstruktion
• Philosophie und politischer Wandel: Ein Fragment des Anaximander
• Kosmos in Natur- und Menschenwelt
• Die Philosophen und ihre Lehren
• Literatur
Das Weltreich der Römer in der Kaiserzeit – Perspektiven auf ein Imperium
• Europäische Orientierungsprobleme
• Die Reichsverwaltung: Ein persönliches Regime
• Subsidiarität und politisches Ethos
• Integrationsfähigkeit und Abschließung nach außen
• Das Imperium Romanum als Tradition
• Literatur
Vorwort – Antike und Gegenwart
Wer über Vergangenheit sprechen will, muß an die Zukunft denken. Dann entsteht Geschichte – der Blick auf Vergangenheit aus der Gegenwart und für sie. Jede Gegenwart, auch die unsere, bleibt stets offen für die Zukunft. Und diese tanzt keineswegs nach der Pfeife eines vermeintlichen Fortschritts. Wohin unsere modernen Gesellschaften und Gemeinwesen sich in den nächsten Generationen entwickeln werden und vielleicht entwickeln müssen, wenn sie noch eine Zukunft haben wollen, ergibt sich nicht einfach aus dem immer weiteren Ausziehen der bekannten Entwicklungslinien der Moderne. Vielmehr täten wir gut daran, uns empfänglich und bereit zu halten für Erneuerung und Alternativen, um aus den Sackgassen der Moderne herauszufinden.
Für das Beschreiten neuer Wege in dem sich ankündigenden epochalen Umbruch bedürfen wir jedoch – wie schon an früheren historischen Wendepunkten – des Blicks auf den gesamten Bestand der europäischen Geschichte. Dann können wir über den unüberwindbar scheinenden Bruch zwischen Moderne und Vormoderne hinweg eben diese wieder als notwendigen und zukunftsweisenden Teil unseres Geschichtsbewußtseins zurückgewinnen. Das bedeutet weder Flucht in eine idealisierte Vergangenheit noch die unreflektierte Affirmation scheinbarer historischer Vorbilder. Ein „neuer Humanismus“ befähigt vielmehr zu produktiver Kritik an offensichtlich in die Irre führenden modernen Strukturen und zu innovativen Entwürfen für das Ziel einer weiterentwickelten, anderen Moderne.
Die antike Vergangenheit in Perspektiven der Gegenwart hereinholen – was kann das heißen? Es heißt nicht, Phänomene der Antike auf einer vordergründigen Ebene zu aktualisieren und etwa Modernes in ein äußerlich antikes Gewand zu hüllen – wie z.B. bei manchen Inszenierungen bei den Olympischen Spielen oder der Verarbeitung der Antike im Film oder in der Werbung. Genauso wenig kann es umgekehrt heißen, im Antiken das Moderne im Verhältnis eins zu eins wiederzufinden. Perspektivierung des historischen Blicks zielt auch nicht darauf, die Antike als absolut gesetztes Vorbild wiederholen zu wollen. Das Ergebnis wäre in ästhetischer Hinsicht Kitsch und in der Aussage unverbindlich, weil nicht einlösbar. Die Ausfertigung von Patentrezepten ist nicht statthaft, und einfach übertragbare Lehren sind nicht zu haben.
Die Antwort lautet vielmehr: Die aus der Gegenwart gewonnenen Perspektiven auf die Antike fördern an ihr etwas zutage, das auf einer dritten Ebene, einem tertium comparationis liegt. Über die Epochenbrüche hinweg kann man auf dieser Vergleichsebene beiden Zeiten gemeinsame Probleme und Aufgaben identifizieren. Ziel ist die bewußte und reflektierte Wiederaneignung von antiker Vergangenheit als Teil unserer Geschichte. Ganz ähnlich sah dies schon vor etwa 200 Jahren der große Humanist und Klassizist Karl Friedrich Schinkel:
„Historisch ist nicht, das Alte (…) festzuhalten oder zu wiederholen, dadurch würde die Historie zugrunde gehen. Historisch Handeln ist das, welches das Neue herbeiführt