Inseln des Glücks. Gisela Andresen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gisela Andresen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783438070494
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der Eufrat.

      Gott, der HERR, brachte also den Menschen in den Garten Eden. Er übertrug ihm die Aufgabe, den Garten zu pflegen und zu schützen. Weiter sagte er zu ihm: »Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht vom Baum der Erkenntnis. Sonst musst du sterben.«

       Der Verlust des Paradieses

      Viele Menschen erinnern sich noch heute an den 1955 jung verstorbenen Schauspieler James Dean, der in dem Film »Jenseits von Eden« die Rolle des unglücklichen Sohnes spielte. In einem aussichtslosen Kampf um die Liebe seines Vaters wird er schließlich zum Außenseiter und lebt »jenseits von Eden«.

      Die Bibel erzählt von Adam und Eva, die herausfallen aus ihrem glücklichen Leben im Paradiesgarten. Jenseits von Eden verwandelt sich ihre bis dahin befriedigende Gartenarbeit in mühsame Plackerei. Die Natur, mit der sie vorher in friedlichem Einklang gelebt haben, wird zum Feind, und es wird schwer, ihr das tägliche Brot abzuringen. Die Partnerschaft der beiden Menschen gerät aus dem Gleichgewicht. Schmerzen begleiten fortan Schwangerschaft und Kindsgeburt. Das Leben wird zum Kampf und der Abstand zu Gott scheint unüberwindlich.

      Wie ist es zum Verlust des Paradieses gekommen? Was hat es auf sich mit der verbotenen Frucht, aus der im Laufe der Religionsgeschichte ein Granatapfel, in unseren Breiten ein Paradiesapfel geworden ist? Gott verbietet Adam und Eva, Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Alles zu wissen über Gut und Böse ist allein ihm vorbehalten, dem Menschen wird hier eine Grenze gesetzt. Adam und Eva sind frei, Gott zu vertrauen und diese von ihm gesetzte Grenze einzuhalten oder aber sie zu überschreiten. Sie aber wollen sein wie Gott. Darin überschätzen sie ihre eigenen Möglichkeiten und setzen die vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Schöpfer aufs Spiel. Nachdem sie die verbotene Frucht gegessen haben, verlieren sie den Garten, in dem sie bis dahin zu Hause waren. Zeit ihres Lebens werden sie sich nach ihm sehnen. (1Mose/Genesis 3)

      Die Schlange war das klügste von allen Tieren des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie fragte die Frau: »Hat Gott wirklich gesagt: ›Ihr dürft die Früchte von den Bäumen im Garten nicht essen‹?« »Natürlich dürfen wir sie essen«, erwiderte die Frau, »nur nicht die Früchte von dem Baum in der Mitte des Gartens. Gott hat gesagt: ›Esst nicht davon, berührt sie nicht, sonst müsst ihr sterben!‹«

      »Nein, nein«, sagte die Schlange, »ihr werdet bestimmt nicht sterben! Aber Gott weiß: Sobald ihr davon esst, werden euch die Augen aufgehen; ihr werdet wie Gott sein und wissen, was gut und was schlecht ist. Dann werdet ihr euer Leben selbst in die Hand nehmen können.«

      Die Frau sah den Baum an: Seine Früchte mussten köstlich schmecken, sie anzusehen war eine Augenweide und es war verlockend, dass man davon klug werden sollte! Sie nahm von den Früchten und aß. Dann gab sie auch ihrem Mann davon und er aß ebenso. Da gingen den beiden die Augen auf und sie merkten, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.

      Am Abend, als es kühler wurde, hörten sie, wie Gott, der HERR, durch den Garten ging. Da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott zwischen den Bäumen. Aber Gott rief nach dem Menschen: »Wo bist du?« Der antwortete: »Ich hörte dich kommen und bekam Angst, weil ich nackt bin. Da habe ich mich versteckt!«

      »Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?«, fragte Gott. »Hast du etwa von den verbotenen Früchten gegessen?« Der Mensch erwiderte: »Die Frau, die du mir an die Seite gestellt hast, gab mir davon; da habe ich gegessen.« Gott, der HERR, sagte zur Frau: »Was hast du da getan?« Sie antwortete: »Die Schlange ist schuld, sie hat mich zum Essen verführt!« Da sagte Gott, der HERR, zu der Schlange:

      »Verflucht sollst du sein wegen dieser Tat! Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang – du allein von allen Tieren. Und Feindschaft soll herrschen zwischen dir und der Frau, zwischen deinen Nachkommen und den ihren. Sie werden euch den Kopf zertreten, und ihr werdet sie in die Ferse beißen.«

      Zur Frau aber sagte Gott: »Ich verhänge über dich, dass du Mühsal und Beschwerden hast, jedes Mal wenn du schwanger bist; und unter Schmerzen bringst du Kinder zur Welt. Es wird dich zu deinem Mann hinziehen, aber er wird über dich herrschen.«

      Und zum Mann sagte Gott: »Weil du auf deine Frau gehört und mein Verbot übertreten hast, gilt von nun an: Deinetwegen ist der Acker verflucht. Mit Mühsal wirst du dich davon ernähren, dein Leben lang. Dornen und Disteln werden dort wachsen, und du wirst die Pflanzen des Feldes essen. Viel Schweiß musst du vergießen, um dein tägliches Brot zu bekommen, bis du zurückkehrst zur Erde, von der du genommen bist. Ja, Staub bist du, und zu Staub musst du wieder werden!«

      Der Mensch nannte seine Frau Eva, denn sie sollte die Mutter aller Menschen werden.

      Und Gott, der HERR, machte für den Menschen und seine Frau Kleider aus Fellen.

      Dann sagte Gott: »Nun ist der Mensch wie einer von uns geworden und weiß, was gut und was schlecht ist. Es darf nicht sein, dass er auch noch vom Baum des Lebens isst. Sonst wird er ewig leben!« Und er schickte den Menschen aus dem Garten Eden weg, damit er den Ackerboden bearbeite, aus dem er gemacht war.

      So trieb Gott, der HERR, die Menschen hinaus und stellte östlich von Eden die Keruben und das flammende Schwert als Wächter auf. Niemand sollte zum Baum des Lebens gelangen können.

       Der Weltenbaum wird gestürzt

      Die »Zedern des Libanons« sind sprichwörtlich. Voller Hochachtung spricht die Bibel von diesen immergrünen Nadelbäumen, die in großer Höhe auf kargen, felsigen Böden gedeihen und damals große Teile des Libanongebirges bedeckten. Bis heute ziert der Zedernbaum als ein Symbol des Lebens die Flagge des Staates Libanon.

      Die Libanonzeder kann bis zu dreißig Meter hoch, zwei Meter dick und zwei- bis dreitausend Jahre alt werden. In biblischer Zeit hatte der Baum große wirtschaftliche Bedeutung. Sein langer, gerade gewachsener Stamm eignete sich gut zum Bau von Schiffen, Tempeln, Palästen und Pyramiden. König Salomo erhandelte sich das Zedernholz des Libanon für den Bau seines großen Tempels in Jerusalem. Der hohe, majestätische Wuchs, das schöne Holz, der Duft, das immergrüne Kleid und das hohe Alter haben der Zeder den Beinamen »König der Bäume« eingetragen. Sie symbolisiert Stärke, Adel und Würde und steht für die Macht großer Völker und Reiche. In ihrer Bedeutung gleicht die Zeder dem Weltenbaum, von dem die Mythen Mesopotamiens und der indogermanischen Völker erzählen: Sie reicht von den Tiefen des Meeres bis zu den Wolken am Himmel. In ihren Zweigen bauen die Vögel ihre Nester, Menschen und Tiere in großer Zahl wohnen in ihrem Schutz. Kein Baum im Garten Eden kann es aufnehmen mit ihrer Größe und Pracht.

      Aber die unvergleichliche Zeder verliert das von Gott gesetzte Maß. Hat sie vergessen, dass auch sie das Schicksal alles geschaffenen Lebens teilt und sterben muss wie alle Bäume? Weil die Zeder sich über alle anderen erhebt, zerstört sie das Gleichgewicht in Gottes Garten. Zypressen und Platanen fühlen sich benachteiligt und beneiden den scheinbar von Gott bevorzugten Baum. Da greift Gott ein. Es ist nicht gut, wenn einer seine guten Wachstumsbedingungen ausnutzt, um größer und prächtiger sein zu wollen als alle anderen. Hochmut kommt vor dem Fall – bei Bäumen und bei Menschen. Wie Adam und Eva nach dem Sündenfall verliert die Zeder ihren Platz in Gottes Garten. (Ezechiël/Hesekiël 31)

      Im elften Jahr unserer Verbannung, am 1. Tag des 3. Monats, erging das Wort des HERRN an mich, er sagte: »Du Mensch, sag zum Pharao, dem König von Ägypten, mit seinem ganzen stolzen Heer: ›Wie mächtig du bist! Womit kann ich dich vergleichen?

      Du bist wie eine prächtige Zeder auf dem Libanon! Ihre mächtigen Zweige geben reichlich Schatten. Sie ist hoch gewachsen, ihr Wipfel reicht bis in die Wolken.

      Das Wasser, das aus der Tiefe kommt, hat sie so groß gemacht; das Meer in der Tiefe der Erde speist die Quellen, die rings um sie aufbrechen und das Feld bewässern. Darum wurde sie größer als alle anderen Bäume und breitete ihre mächtigen Äste weit aus.

      Die Vögel bauten