Chronik von Eden. D.J. Franzen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: D.J. Franzen
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783957771285
Скачать книгу
nichts geschah!

      *

      Frank rannte eine schmale Gasse entlang. Wenn er an Einmündungen vorbeikam, sah er aus dem Augenwinkeln, dass sich die Zombies aufgeteilt hatten und die Straßen und Wege parallel zu seinem Weg benutzten.

      Sie wurden schneller.

      Und cleverer.

      Und Frank verließen allmählich seine Kräfte. Er bog rechts in eine der Seitenstraßen ein, schlug an der nächsten Möglichkeit einen Haken nach links. Dann sah er sein Ziel.

      Eine Tiefgarage mit Tankstelle.

      Er mobilisierte seine letzten Reserven und sprintete auf das Gebäude zu.

      *

      Sandra suchte hektisch das Armaturenbrett ab. Hatte sie etwas übersehen? Tankanzeige voll, Dieselmotor vorgeglüht … Der Startknopf! Dieser LKW wurde per Startknopf gestartet! Sie presste ihren Finger auf den Knopf, der Motor röhrte stotternd auf und lief dann laut nagelnd rund. Sie beobachtete den Druckanzeiger für die Luftbremsen. Quälend langsam wanderte die Nadel in den grünen Bereich. Wo war hier das Schaltschema des Fahrzeugs? Mehr als fünf Gänge kannte sie nicht.

      Keines zu sehen.

      Egal, es würde auch so gehen. Auch ein LKW mit mehr Gängen als ein normaler Wagen würde dem typischen H-Schema für die Schaltung folgen. Sie trat die Kupplung, rammte den Schalthebel in die am weitesten links oben mögliche Stellung und ließ die Kupplung kommen.

      Ruckelnd wie ein bockiges Kamel fuhr der LKW an.

      *

      Frank erreichte die Abfahrt der Tiefgarage. Schwer atmend blieb er vor den Zapfsäulen stehen. Super war wieder enorm teuer geworden. Typisch für einen Freitag. Zum Wochenende hin zogen die Spritpreise immer an.

      Er schüttelte über seinen albernen Gedanken den Kopf. Er musste konzentriert bleiben, wenn er überleben wollte. Mit hektischen Fingern angelte er zwei der Handgranaten aus dem provisorischen Beutel an seiner Hüfte. Wie ging das doch gleich? Bügel an die Granate pressen, Splint abziehen und beten. Die erste Granate war relativ leicht scharf zu machen. Bei der Zweiten gestaltete sich das schon schwieriger. Den Bügel der einen fest umklammert, versuchte er mit dem Zeigefinger den Sicherungssplint der Zweiten abzuziehen. In Filmen sah das immer so leicht aus, wenn der Held die Splinte mit den Zähnen abzog. Im wahren Leben ein Ding der Unmöglichkeit, selbst wenn man noch im Besitz seiner eigenen, unverkronten Zähne war. Aus Sicherheitsgründen saßen die Stifte auch bei gedrücktem Sicherungshebel ziemlich fest, damit sie sich nicht unbeabsichtigt lösen konnten. Der zweite Splint fiel nach einiger Mühe mit einem leisen Klirren auf den Betonboden.

      Stöhnen und Schritte hinter ihm.

      Frank drehte sich um.

      Sie kamen.

      Wie er erwartet hatte, strömten sie aus beinahe allen Ecken auf ihn zu. Die Zombies liefen inzwischen so gut sie es mit ihren verrottenden Körpern noch vermochten, statt zu gehen. Seinen Freund Hausmeister Krause konnte er nirgends entdecken. Also hatte sich die Armee aufgelöst. Hoffentlich waren sie auch alle schön brav hinter ihm her.

      Frank atmete tief durch, legte die Granaten auf zwei Zapfsäulen, griff sich die Dritte aus seinem Beutel, zog den Splint, warf sie den Zombies entgegen und rannte auf die einzige Straße zu, aus der keine Zombies kamen.

      Mit einer Bremsung, die sie fast aus dem Sitz hob, brachte Sandra den Laster am Hauptportal der Kirche zum Stehen. Der Motor ruckelte protestierend. Sandra trat die Kupplung und gab ordentlich Gas. Stark stand schon am Portal mit den Kindern bereit. Er trug ein kleines Mädchen auf den Armen. Kaum stand der Laster, als er mit den Kindern im Schlepptau zur Ladefläche lief. Sandra kurbelte die Scheibe herunter.

      »Sagen sie Bescheid, wenn alle drin sind«, rief sie über das Orgeln des Lasters und das Heulen der Sirenen hinweg. Im Seitenspiegel sah sie Stark, der zum Zeichen des Verstehens eine Hand hob.

      Ein Düsenjäger schoss heulend über den Himmel.

      Und irgendwo in der Nähe ballte sich die feurige Faust einer Explosion in den Himmel.

      *

      Frank lief.

      Er lief, wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war.

      Die dritte Granate explodierte mitten in einer Gruppe Zombies, die versucht hatten, den Schlenker ihres vermeintlich sicheren Opfers mitzumachen. Gliedmaßen, halb geronnenes Blut, Knochen und Betonsplitter zischten wie bösartige Wespen auf einer gehörigen Portion Speed hinter ihm her. Ein Hut, wie er so klischeehaft typisch für deutsche Hausmeister war, segelte durch die Luft, aber das sah Frank nicht. Er duckte sich, holte noch mehr aus seinem erschöpften Körper heraus, als hinter ihm die beiden Granaten auf den Zapfsäulen explodierten.

      Auf ihr ohrenbetäubendes Doppelknallen folgte ein nahezu lässig wirkendes FAWUUUP. Frank fühlte sich von einer glühenden Hand angeschoben, seine Füße verloren den Kontakt zum Boden und für einen verrückten Moment glaubte er, er könne fliegen. Glas klirrte, als die Druckwelle der ersten Explosion die Fensterscheiben der Häuser zerbersten ließ. Nur Sekundenbruchteile später folgte das nächste, beinahe sanfte Schnaufen, als auch die Tanks unter den Zapfsäulen explodierten. Frank geriet auf seinem Flug ins Trudeln. Er prallte gegen die Ecke einer Hauswand, änderte seine Flugrichtung wie eine Flipperkugel und landete auf hartem Kopfsteinpflaster. Der Schwung ließ ihn noch einige Meter weit rutschen, bevor ein Laternenpfahl ihn unsanft bremste.

      Frank sah verschwommen eine Feuerwalze durch die Straße rollen. Ein Teil dieser feurigen Schlange zweigte sich vom Hauptkörper ab und raste auf ihn zu.

      Alles versengende Hitze.

      Dann Dunkelheit.

      *

      Sandra starrte durch die Windschutzscheibe auf den Rauchpilz. Tränen rannen ihr über die Wangen.

      Frank.

      Er hatte die Granaten benutzt, mit denen sie die Gänge in der zur Notstation umfunktionierten Schule gesichert hatte.

      Es schien ihr eine Ewigkeit her zu sein, dass sie ihn dort getroffen und so unwirsch behandelt hatte. Sie schämte sich für ihre Worte und ihr Verhalten ihm gegenüber, als sie noch drüben auf der anderen Rheinseite gewesen waren und den Schuhladen nach Rucksäcken durchsucht hatten. Ein Klopfen an die Rückwand der Fahrerkabine holte sie zurück.

      »Alles klar da hinten?«, rief sie so laut sie konnte.

      »Ja, alles klar. Kann losgehen«, hallte es dumpf zurück. Sandra wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

      »Machs gut Frank, du unspontaner Dippel-Inch«, murmelte sie leise. Sie legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung kommen.

      »Festhalten da hinten«, rief sie. »Könnte ein holpriger Ritt werden. Ich habe meinen Lappen nämlich erst vor Kurzem abgeben müssen.«

      Sandra grinste über ihren eigenen Spruch.

      Frank hätte ihn zu schätzen gewusst.

      Kapitel X - Desinfizierung

      Gabriel schritt durch die verwüsteten Straßen. Die Sirenen hatten ihr Heulen eingestellt. Stille hing über dem Ort des Infernos. Er war unzufrieden, obwohl er das Chaos und die Zerstörung genoss, die sich ihm darbot. Zwischen verkohlten und zerfetzten Leichenteilen, von denen manche noch zuckten und sich wanden wie Würmer, schritt er dahin. Welch eine Kraft, was für eine Zähigkeit der kleine Mensch doch an den Tag gelegt hatte! Gabriel entdeckte Tomasz, der mit dem Rücken an eine Hauswand gelehnt auf dem Boden saß. Seine Beine lagen seltsam verdreht auf dem Boden, sein Gesicht war eine rohe Masse aus versengtem Fleisch.

      Sein General.

      Die Kreatur, in die er so viel Hoffnung gesteckt hatte.

      Eine einzige und allumfassende Enttäuschung.

      Tomasz zuckte und wand sich, versuchte aufzustehen,