Sphärenwechsel – Tagebuch eines inkarnierten Engels. Sybilla Seraphina Mewes. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sybilla Seraphina Mewes
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Здоровье
Год издания: 0
isbn: 9783954888054
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diesen drei Jahren gegen diesen Auftrag entschieden und wollte in ihrem eigenen Sumpf bleiben. Das ist der freie Wille der Menschen, da konnte ich als Beauftragte nichts machen. Deshalb wurde ich nach seinem versuchten Selbstmord von diesem Auftrag entbunden.

      Liebes Tagebuch,

      Anja lernte ich zu Beginn der PTA-Ausbildung kennen. Von dieser Ausbildung erfuhr ich von meinem damaligen Chef, bei dem ich als Apothekenfacharbeiter ein Jahr gearbeitet hatte. Die Ausbildung hatte schon vor vier Wochen begonnen, dennoch rutschte ich sozusagen dort hinein. Anja stieß ebenso wie ich, verspätet hinzu.

      Ich wurde zu ihr geschickt, um ihr Lebensfreude und Zuversicht zu schenken, weil sie von ihrem Verlobten drei Tage vor der Hochzeit fallen gelassen wurde. Ihre Seele war verletzt und sie brauchte jemanden wie mich, der fröhlich und natürlich daherkam. Wir bezogen zusammen ein Zimmer im Wohnheim. Mehrere Monate lief das so, doch dann befreundete sich Anja mit einem Mädchen aus der Parallelklasse und zog zu ihr in ihr Zimmer. Nun stand ich wieder alleine da.

      Die meiste Zeit wohnte ich allein in einem Zimmer. Mein Zimmer lag am Ende eines langen dunklen Flurs mit einem gelben Linoleumboden auf Holzdielen, die bei jedem Schritt sehr laut knarrten.

      An einem Sonntagabend lag ich in meinem Bett und las ein Buch über unerlöste Geister als plötzlich Schritte über den Flur donnerten. Etwas oder jemand näherte sich und blieb vor meinem Zimmer stehen. Ich hielt im Lesen inne, blickte zur Tür und dachte zuerst, dass jemand aus dem Wohnheim zu mir wolle. Doch es tat sich nichts. Mir wurde nun mulmig zumute und ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Dann „flatterte“ etwas durch die Tür, es war zwar nichts zu sehen, nur das Poster innen an der Zimmertür bewegte sich wie durch einen Windhauch, obwohl kein Wind im Zimmer und das Fenster verschlossen war. Mir lief jetzt ein kalter Schauer über meinen ganzen Körper, ich zog die Bettdecke höher. Der Stecker meines Radios fiel aus der Steckdose und die Kehrschaufel daneben bewegte sich klirrend ein Stück zur Seite. Dann trat Ruhe ein. Ich rührte mich noch eine weitere halbe Stunde nicht von der Stelle. In dieser Nacht schlief ich fast überhaupt nicht. Immer wieder lauschte ich nach, ob da noch etwas anderes war. Für mich war im nach hinein klar, dass sich da ein Geist bemerkbar gemacht hatte.

      Das Wohnheim selbst wirkte eher dunkel und düster. Die Zimmer befanden sich in den oberen Stockwerken. Im Erdgeschoss konnte man noch die ehemalige Kantine mit Küche zum Kochen benutzen. Alles wirkte verlassen, rostete schon vor sich hin und strahlte immer noch die längst vergangene sozialistische Zeit aus.

      Je länger ich dort wohnte, umso unwohler fühlte ich mich. Das wurde so schlimm, dass ich schon Sonntag Nachmittag unruhig wurde, obwohl ich erst abends nach M. fuhr. Manchmal musste ich mich sogar übergeben, sobald ich im Wohnheim angekommen war. Es roch einfach überall übel und unbeschreiblich eklig in den Gängen und in den Waschräumen. Etwa 16 Jahre später erfuhr ich, dass dieses Wohnheim vorher ein Sanatorium für Tuberkulosekranke gewesen war und dort auch Menschen an dieser Krankheit gestorben waren. Als ich das hörte, fiel mir sofort wieder das Ereignis mit dem Geist ein. Und auch mein Unwohlsein konnte ich mir nun erklären, da ich wusste, dass alle vergangenen Ereignisse im Erdboden und in Häusern abgespeichert sind und sich auf die nachfolgenden Bewohner auswirken können. Da ich sehr sensitiv bin, hatte ich die kranke Energie gespürt, die immer noch an diesem Ort verankert war.

      Diana aus der Parallelklasse wurde in mein Zimmer temporär einquartiert, weil hier noch Platz war. Sie litt unter einer Psychose und musste deshalb Psychopharmaka einnehmen. Deshalb wollte niemand aus ihrer Klasse mit ihr etwas zu tun haben. Alle tuschelten, dass sie verrückt wäre. Von den Nebenwirkungen der Tabletten war ihr Körper aufgeschwemmt und sie bekam Blickkrämpfe. Wenn diese unerträglich für sie wurden, bettelte sie mich in ihrer Verzweiflung an, bei ihr im Zimmer zu bleiben. Was ich auch tat, weil ich es nicht über mich brachte, sie mit den Schmerzen allein zu lassen. Einmal musste ich sogar den Arzt holen, weil sie vor Schmerzen die Wände hoch ging (das hatte ich bei meiner Mutter ja auch oft gemacht; nun wiederholte sich das bei Diana). Ich dachte mir lustige Geschichten aus und schaffte es, dass Diana wieder lachen konnte.

      Als Ausgleich erlebte ich schlaflose Nächte, weil Diana fürchterlich schnarchte, was aber nicht ihre Schuld war, sondern es kam von den Tabletten, die sie einnehmen musste.

      Als nächstes stieß Anna in die Klasse hinzu, weil ihr Babyjahr zu Ende gegangen war. Die meisten der anderen Mitschülerinnen hänselten sie oft, auch weil sie die Klassenschlechteste war. Ich schenkte ihr Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.

      Enge Freundschaften mit diesen Dreien waren ebenso nicht für mich vorgesehen gewesen, ich musste weiter zum nächsten Auftrag.

      Selbst fühlte ich mich fremd und anders in dieser Klasse. Niemand von meinen Mitschülerinnen interessierte sich wirklich für mich oder wie es mir ging. Meistens ging ich meine eigenen Wege, eben, wenn meine „Aufträge“ gerade nicht anwesend waren. Dabei fühlte ich mich so oft allein und einsam.

      Liebes Tagebuch,

      Zu Thoralf wurde ich geschickt, weil er nur auf die Materie fixiert und emotional unterkühlt war. Er sollte lieben lernen und es, das stellte seine eigentliche Hürde da, aussprechen oder zeigen.

      Ich traf ihn in einem Studentenclub wieder, und zwar genau am selben Tag wie sieben Jahre zuvor.

      Als Katrin und ich so herumstanden und auf Musik zum Tanzen warteten, durchfuhr mich ein siedend heißes Gefühl in meinem Rücken. Ich wusste plötzlich, wer hinter mir stand, ohne dass ich es sah. Und dieser jemand spürte es auch, weil wir uns beide in derselben Sekunde zu einander umdrehten und uns wieder erkannten. Es war Thoralf, mit dem ich im 1. Lehrjahr für 3 Monate zusammen gewesen war. Wir kamen schnell zusammen, und blieben es auch für fast 3 Jahre. Ich arbeitete die Woche über in der Apotheke in der Nähe der Wohnung. Thoralf studierte Bauingenieurwesen an der Uni. Wir sahen uns meistens nur am Wochenende – entweder im Studentenclub oder wir grillten im Garten seiner Eltern, die da meistens mit dabei waren. Mit seinen Eltern verstand ich mich gut, mit seinen Studienfreunden auch. Sie mochten mich sofort und wir erlebten so manchen Spaß miteinander. Wenn Thoralf von seinen Studienkumpels gefragt wurde, was er für eine Verabredung hätte, antwortete er ihnen: „Ich gehe jetzt zu meiner ‚Zarten‘.“ So bekam ich den Spitznamen die ‚Zarte‘. Natürlich wusste er nichts bewusst von meiner zartbesaiteten Natur, aber irgendetwas hatte ihn veranlasst, mich so zu nennen. Vielleicht sah er es manchmal einfach, ohne es aber bewusst zuordnen zu können.

      Jedes Jahr fuhren Thoralf und ich mit seinen Studienkollegen in der Walpurgisnacht auf ein und dieselbe Burg. Das ging jedes Mal fast 3 Tage; wir alle feierten dort miteinander; es ging sehr lustig zu mit viel Essen, Alkohol und Späßen. Übernachtet wurde in Zelten in einem Garten unterhalb der Burg. Am 30.04. pilgerten wir alle gemeinsam auf die Burg, vergnügten uns dort bis in die Nacht. Ein Höhepunkt war der Sprung über das Feuer, welches die ganze Nacht brannte. Wenn ein Paar gemeinsam über dieses Feuer sprang, so lautete die Sage, würde ihre Verbindung ein ganzes Leben lang halten. Thoralf und ich sprangen nicht über das Feuer, weil er sich sträubte.

      In den Morgenstunden kam unsere ganze Truppe wieder von der Burg herunter, alle ziemlich angetrunken, lachend und scherzend, manch einer schwankte schon sehr, einer rutschte auf einem Bierkasten den Berg hinunter; er fiel mehr, als er rutschte. Unten angelangt, wollten alle in den Garten hinein. Der Schlüssel sollte oben innen am Zaun hängen. Doch da hing kein Schlüssel. So überlegten alle lange, wie sie in den Garten hinein könnten. Es war ein komplett durchgängiger Bretterzaun. Zum Überklettern war er zu hoch, er bot auch keine Trittmöglichkeiten. Hindurch sehen konnte man auch nicht, er war vollkommen dicht. Ich selbst war auch ganz schön vom Alkohol betüdelt, doch als ich so nach unten sah, geschah es: ein blaues Licht am Boden leuchtete plötzlich auf und ich konnte durch den Zaun hindurch sehen.

      So sah ich, dass der Schlüssel unten hinter dem Zaun auf dem Boden lag. Ich merkte mir die Stelle und das blaue Licht verschwand wieder. Anscheinend hatte nur ich es gesehen. Zu den anderen sagte ich, wo der Schlüssel lag. Jemand fasste von unten