Das Vermächtnis vergangener Welten zu bewahren und zu schützen, ist für den Fortbestand unserer Zivilisation entscheidend. Das wusste auch der deutsche Gelehrte Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835): „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft!“
Ausgrabungen in der Hohlensteinhöhle im Lonetal
Stadtwappen von Vöcklabruck
Der Wolfsegger Eisenklotz
„Die Zeit frisst Stahl und Eisen.“
Deutsches Sprichwort
Bezeichnung: „Salzburger Stahlwürfel“ oder „Eisenwürfel von Wolfsegg“; beides sind irreführende Begriffe, da es sich weder um einen Würfel handelt, noch das Fundstück aus Salzburg stammt.
Besonderheit: Bearbeitetes Eisenartefakt in der Größe von 65 x 60 x 50 mm und einem Gewicht von 730 Gramm. Das Objekt soll aus einer viele Millionen Jahre alten Kohleplatte herausgefallen sein.
Geschichte: Als Fundort wird die Schöndorfer Eisengießerei „Isidor Braun“ in der Stadtgemeinde Vöcklabruck in Oberösterreich genannt. Berichtet wird, dass im Herbst 1885 zum Heizen der Schmelzöfen große Braunkohleplatten aus dem zwölf Kilometer entfernten Wolfsegger Bergbau (1995 stillgelegt, heute ein Industriedenkmal) angeliefert worden sind. Beim Zerschlagen der Platten entdeckte ein Arbeiter namens Riedl den sonderbaren Klumpen, der aus der Kohlemasse herausgefallen sein soll. Seither erlangte der „Wunderwürfel“ zweifelhaften Ruhm in vielen Publikationen der Grenzwissenschaften. Die Erklärungshypothesen reichen von „plumper Fälschung“ über „seltener Meteorit“ bis hin zu „Überbleibsel einer Vor-Zivilisation“ oder „Hinterlassenschaft außerirdischer Erdenbesucher“. Die Fantasie wurde dadurch beflügelt, dass kaum einer der Autoren das „Beweisstück“ jemals selbst zu Gesicht bekommen hatte. Lange Zeit galt der legendäre Metallklotz als verschollen und geriet in Vergessenheit. 2017 wurde er aus dem dunklen Museumsdepot wieder ans Licht gebracht.
Alter: unbekannt
Aufbewahrung: Heimathaus-Stadtmuseum Vöcklabruck in Oberösterreich
Am falschen Ort zur falschen Zeit
Geologisches „Problematikum“
Wie kommt der versteinerte Abdruck einer Reifenspur in die geologische Schicht der Dinosaurierära? Erinnerungen an Familie Feuerstein? Mit diesem Rätsel werden Besucher des Thonetschlössls in Mödling bei Wien konfrontiert. Das historische Gebäude beherbergt einen Teil der Sammlung des städtischen Bezirksmuseums. In der geologischen Abteilung liegen in einer Vitrine Gesteinsbrocken aus der heimischen Kreidezeit, die irritieren. Sie zeigen regelmäßige, wabenähnliche Gittermuster, die verblüffend an Reifenspuren heutiger Mopeds oder Autos erinnern. Daneben ist ein Cartoon mit einem Motorrad abgebildet, mit dem Text: „Entstand diese Lebensspur damals auf ähnliche Weise?“
Was scherzhaft gemeint ist, erklärt aber nicht den Ursprung der Abdrücke. Geologen nennen diese Spuren Paleodictyon. 1850 wurden sie erstmals entdeckt und beschrieben. Als Erklärung wird angeboten, dass die versteinerten Strukturen durch unbekannte Urzeitorganismen, Aktivitäten einzelliger Spurenfossilien oder durch tatsächliche Skelettabdrücke von Körperfossilien entstanden sind. Ebenso werden chemische Umweltfaktoren ins Spiel gebracht. Eine natürliche Erklärung ist die vernünftigste, kurios sind die urzeitlichen „Reifenspuren“ allemal.
Welches Fossil der Urzeit hinterlässt „Reifenspuren“?
Ungeklärte urgeschichtliche und archäologische Funde, die völlig aus der Reihe tanzen, schaffen es immer wieder, die Gemüter der Gelehrtenwelt zu erhitzen. Die Fachwelt bezeichnet diese „regelwidrigen“ Entdeckungen als OOPArt, eine Abkürzung für Out-of-Place Artifact („Artefakte am falschen Platz“).
Der US-Kryptozoologe Ivan Terence Sanderson (1911 – 1973) prägte diesen Begriff für historische, archäologische und paläontologische Funde, die nicht ins vertraute Schema passen. Zu diesen Grenzfällen der Archäologie gehören handwerkliche Gegenstände wie Eisennägel, Schrauben, Gefäße, Schmuck oder menschliche Knochen, die angeblich bei ihrer Auffindung komplett von Gestein umschlossen waren. Aus dem Zeitalter der industriellen Kohlewirtschaft ab dem 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts liegen besonders viele Protokolle vor.
Eine OOPArt-Entdeckung führt in die USA ins Jahr 1880. Damals baute ein Ranger in den Bergen von Colorado Kohle ab. Das Material stammte aus einem Schacht, welcher 90 Meter in die Tiefe führte. Jeden Tag nahm er davon eine Fuhre mit nach Hause. Daheim stellte er fest, dass die Kohlestücke zu groß zum Verbrennen waren. Er zerkleinerte einige davon – und heraus fiel ein eiserner Fingerhut. Das Fragment wurde in der näheren Umgebung bald als „Evas Fingerhut“ berühmt, blieb aber nicht lange erhalten. Das Metall erwies sich als sehr bröckelig. Schließlich ging das Relikt verloren. Die Kohle, in dem der Gegenstand angeblich eingebettet war, war Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren entstanden.
Zweifel am Wahrheitsgehalt solcher Meldungen sind berechtigt. Schon deshalb, weil nur wenige Beweisstücke für Untersuchungen erhalten sind. Zu den bekanntesten Gegenständen aus der Galerie skurriler erdgeschichtlicher Funde zählt ein „fossiler Hammer“, der 1934 bei London in Texas entdeckt wurde. In der Literatur kennt man ihn als „The London Artifact“. Während einer Wanderung im Juni 1934 stieß die 32-jährige Emma Hahn mit ihrer Familie auf das eigentümliche Überbleibsel. Aus einem Felsbrocken ragte ein Stück Holz hervor. Neugierig begutachtete man das Mysterium und versuchte es freizulegen. Dann das Unbegreifliche: Das Holz entpuppte sich als Holzstiel eines Hammers! Staunen und ungläubiges Kopfschütteln überkam die arglosen Wanderer. So etwas konnte es doch nicht geben! Denn das Gestein, in dem der Hammer eingeschlossen war, musste ein Alter von vielen Millionen Jahren aufweisen. Eine urzeitliche Epoche, in der – unserem Weltbild zufolge – kein menschliches Leben existiert haben kann. Wer aber sollte sonst dieses Werkzeug angefertigt und liegen gelassen haben, wenn nicht ein Mensch? Heute wird der Hammer von militanten Verfechtern der Schöpfungslehre als Indiz gegen Darwins Evolutionslehre ins Feld geführt. Skeptiker hingegen halten es für viel wahrscheinlicher, dass ein Bergarbeiter im 19. Jahrhundert das Werkzeug verloren hat. Später sei es dann vom Sedimentgestein umschlossen worden.
Ein anderer bizarrer Fund, der die Geschichte überdauert hat, ist ein Eisenbecher, der, so wird behauptet, 1912 in Arkansas beim Aufschlagen eines Kohlebrockens zum Vorschein kam. Es gibt dazu eine eidesstattliche Erklärung, aus der hervorgeht, dass der Behälter bei seiner Entdeckung in einen Klumpen Kohlegestein eingebettet war. In dem beglaubigten Dokument vom 27. November 1948, das von Finder Frank Kennard aus Sulphur Springs im US-Bundesstaat Arkansas stammt, wird der ungewöhnliche Vorfall bezeugt: „Während ich 1912 für die Municipal Electric Plant (Anm.: Städtisches Elektrizitätswerk) in Thomas, Oklahoma, arbeitete, stieß ich auf einen soliden Brocken aus Kohle, der zu groß war, um ihn weiter zu verwenden. Ich brach ihn mit einem Vorschlaghammer auseinander. Dabei fiel dieser eiserne Topf aus dem Inneren des Brockens und hinterließ seinen Formabdruck in einem Stück aus Kohle. Jim Stull (Anm.: ein Angestellter der Firma) war Augenzeuge in dem Moment, als das Gestein aufgebrochen wurde, und sah ebenfalls den Topf herausfallen.