Er und seine Rituale. Und dann?, frage ich.
Hat er sein Smartphone entsperrt, um dich anzurufen.
+
Wie heißt du wirklich?
Annika Lindemann, antwortet sie. Und ihr?
Johann Dunker, sehr angenehm.
Ruth …
Einfach Ruth?
Ja, sagt sie. Bin auf dem Land aufgewachsen, da bekam nicht jeder einen Nachnamen; dunkle Zeiten.
Sie ist die Älteste von uns, erkläre ich, und wechselt ihre Namen wie Unterwäsche.
… alles Künstlernamen. Zurzeit heiße ich: Ruth Goldmann.
Und ich bin Martin Tudor.
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Wann seid ihr geboren, fragt Ava.
1810, sagt Johann.
1648, sagt Ruth. Du?
1959, sage ich.
2000.
Wow, macht Ruth. Das große Millennium!
Ich rolle mit den Augen.
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Und … Wie habt ihr euch kennengelernt?
Oh, erwidert Ruth lächelnd. Das ist eine lange Geschichte.
Ich habe Zeit, grinst Ava.
Nicht heute, sage ich. Ein andermal vielleicht.
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Darf ich hier rauchen?, fragt ihr Mädchenmund, oder soll ich raus auf den Balkon? Ihre Nase, ihre kurzen Wimpern, gezupfte Augenbrauen. Die Stirn glänzt. Verliere mich wieder in Details.
Du brauchst nicht um Erlaubnis zu bitten, erklärt ihr Ruth, worauf sie mir, dann sich selbst, Kaffee nachschenkt. Tu einfach, was dir so gefällt.
Aber es ist deine Wohnung.
Brauchst sie ja nicht gleich verwüsten …
Zögernd nimmt Ava eine E-Dampfe aus ihrer Lacktasche, pafft dicke Wolken, die nach Vanille riechen.
Neumodisches Zeug, sagt Johann. Gut für die Gesundheit?
Muss hysterisch auflachen.
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Kann ich euch was fragen?, fragt sie, und ich bilde mir ein, dass ihre Worte als Buchstabenkette von den Lippen aufsteigen.
Gern, antwortet Ruth.
Warum kann ich nicht nach Hause?
Kannst du schon, sagt Johann, der gerade hinter sich greift, um das Radio anzustellen.
Nicht jetzt, zische ich. Er lässt den Knopf wieder los.
Ruth sagt zu ihr: Du kannst tun und lassen, was dir gefällt. Aber auch wir haben Regeln. Oder nenn es: mehr Erfahrung …
Die Sache ist die, gehe ich lustlos dazwischen: Früher oder später werden sie merken, dass du dich verändert hast. Weil du rastlos bist, unruhig. Schlaflos. Morgens launisch, in der Schule unaufmerksam, weil du auf eine Fliege starrst, die am Fenster entlangkrabbelt. Der Schnürsenkel eines Schuhs. Ein Kichern in der hintersten Reihe und das Knarren der Äste vorm Klassenraum. Du wirst krank aussehen, also bringt man dich zum Arzt, der dir Medikamente verschreibt, die du nicht nehmen wirst. Plötzlich das blühende Leben! Dann wieder lethargisch, dass deine Eltern sich langsam sorgen: Was ist los mit unserem Kind? Deine Freunde werden dich erst schräg, später seltsam finden … Du wirst einen nach dem anderen verlieren, jeden, wirklich jeden, bis du mutterseelenallein bist. Schließlich kommst du her und heulst uns die Ohren voll, weil du –
Okay, ranzt Johann mich an. Denke, sie hat verstanden.
Wo ist mein Smartphone, meine Geldbörse?
In der Mülltonne. Entsorgt. Du kriegst neue Papiere. Kein Problem.
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