Reinhold Ruthe
Hochsensibel und trotzdem stark
Hilfen für Feinfühlige
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86506-770-8
© 2015 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: fotolia©Alekss
Satz: Brendow Web & Print, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Inhalt
Kapitel 1
Die Einstellungsmuster der hochsensiblen Persönlichkeit (HSP)
Die Überempfindlichkeit der Sinne
Kapitel 3
Bin ich hochsensibel? Ein Selbsterforschungsfragebogen
Kapitel 4
Der Hochsensible und seine Beziehungen
Kapitel 5
Wie entsteht Hochsensibilität? Die Frage der Vererbung
Kapitel 6
Die Hochsensiblen und psychosomatische Reaktionen
Kapitel 7
Hochsensible und ihre Anfälligkeit für Krankheiten
Kapitel 8
Der Hochsensible und seine geistlichen Wahrnehmungen
Kapitel 9
Vorwort
In der Schule, im Elternhaus oder auf dem Spielplatz werden manche Kinder besonders häufig beschimpft: die Hochsensiblen oder Hochsensitiven. Ihre Empfindlichkeit ist Gabe und Last zugleich. Sie bekommen Worte zu hören wie:
„Meine Güte, bist du empfindlich!“
„Ein absolutes Weichei!“
„Du heulst bei jeder Kleinigkeit!“
Es gibt nicht nur hochsensible Kinder, es gibt auch hochsensible Erwachsene. Hochsensitiv meint, dass (oft) alle 5 Sinne empfindlicher als beim Durchschnitt reagieren. Alle Sinnesorgane tendieren bei ihnen zu überstarkem Empfinden. Innere und äußere Reize werden verstärkt wahrgenommen. Erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter scheint sich die Hochsensibilität zu verringern.
Auch Erwachsene fühlen sich häufig angegriffen, gekränkt und provoziert. Sie hören regelmäßig Dinge wie:
„Sie reagieren wie eine Mimose!“
„Warum sind Sie so überempfindlich?“
„Sie nehmen aber auch alles tierisch ernst!“
Wir leben in einer Welt der Macher und Powerfrauen. Da haben es hochsensible Menschen schwer, sich durchzusetzen.
Zweifellos gibt es unterschiedliche Charaktere:
einfühlsame und weniger einfühlsame,
oberflächliche und tiefgründige,
spontane und weniger spontane,
kopfgesteuerte und gefühlsgesteuerte Menschen.
Alle bringen wichtige Fähigkeiten in die Gemeinschaft ein. Auch die Hochsensiblen werden in unserer Gesellschaft gebraucht. Viele Künstler, Schriftsteller, Maler und Dichter waren und sind hochsensibel. Viele Christen in Kirchen und Freikirchen, die mit herausragenden Gaben ausgestattet waren und sind, zählen zu den Hochsensiblen.
Leider muss man sagen: Wo Licht ist, ist Schatten, und wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Das ist auch das Schicksal der Hochsensiblen:
Hochsensible Menschen
sind häufig überstimuliert,
sind häufig übererregt,
sind häufig überempfindlich.
Es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um einen Zustand. Diese Menschen hat es zu allen Zeiten gegeben. Ihre Wahrnehmungen sind reichhaltiger, differenzierter und vielgestaltiger. Sie brauchen insgesamt
mehr Verständnis,
mehr Achtung,
mehr Wertschätzung.
Diese Menschen erleben ihre Begabung gleichzeitig als
ein Geschenk und eine Belastung,
eine Gabe und eine Störung,
eine Bereicherung und eine Krise.
Sie sehen und hören mehr, sie tragen und empfinden mehr als der Durchschnitt.
Viele Hochsensible sind gute Beraterinnen und Berater, gute Seelsorgerinnen und Seelsorger. Es gelingt ihnen, sich in andere Menschen, in ihre Probleme, in ihre Schwierigkeiten und in ihre Kümmernisse und Ängste einzufühlen.
Ein Fünftel aller Menschen etwa ist hochsensibel, feinfühlig, von Selbstzweifeln und von Unsicherheiten geplagt, aber auch mit großer Einfühlung und intensivem Mitempfinden ausgestattet.
Viele