Die Suche nach den gestohlenen Ponys. Eva Gerth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Gerth
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Природа и животные
Год издания: 0
isbn: 9783961450985
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schon springt sie vom Bett auf und rennt die Treppe herunter, um gleich Manfred von ihrem Plan zu berichten.

      „Das ist wirklich eine gut Idee, denn hierbleiben geht wohl nicht. Ich versuche gleich die Versicherung und ein paar Handwerker zu erreichen, dann sollte das Dilemma schnell behoben sein.“

      Als Helene von der Ferienwohnung bei Antje hört, ist sie alles andere als begeistert. Sie hatte an einen anderen Ponyhof gedacht. Nicht ausgerechnet eine Ferienwohnung bei Antje. Denn Helene und die Tochter von Antje, Nicole, sind alles andere als Freundinnen. Nicole ist in Helenes Augen eine eingebildete Kuh. Während Helene noch darüber nachdenkt, dass eine böse Überraschung am Tag wohl reichen sollte und ob es nicht eine Alternative gibt, hat Nette auch schon ihr Handy in der Hand und wählt Antjes Nummer.

      Nach fünf Minuten ist das Telefonat beendet und Nette sagt nun etwas hoffnungsvoller: „Auf geht’s, bei Antje ist eine große Wohnung frei geworden. Die Feriengäste mussten nach Hause, da ihr Hund krank geworden ist.“

      „Man, da haben wir aber Glück.“

      ‚Ich wohl nicht‘, denkt Helene und verzieht ihr Gesicht. ‚Das war’s wohl mit den schönen Ferien auf einem Ponyhof.‘

      „Also, die Koffer wieder ab ins Auto und bloß weg aus diesem Feuchtgebiet“, sagt Nette, klatscht in ihre Hände und greift sich einen Koffer.

      Als alle Koffer wieder im Auto verstaut sind, verabschiedet sich Sophia von ihrer Familie. „Ich werde dann auch mal wieder nach Hause fahren“, meint sie, „schließlich schreibe ich morgen eine Klausur und Ben wartet bestimmt schon auf mich.“

      „Also gut“, entgegnet Nette und nimmt ihre Tochter zum Abschied in die Arme. „Kommst du am Wochenende mit Ben zum Reiterhof? Wenn ihr Lust habt und das Wetter mitspielt, können wir ja grillen. Jeder bringt etwas mit, was meint ihr?“, fragt sie in die Runde.

      „Klingt gut“, antwortet Sophia und auch Manfred und Helene sind von der Idee begeistert. „Ja super, Schwesterherz, ich freue mich schon.“

      Dass sich Helene über einen Besuch ihrer Schwester freut, war nicht immer so. Als sie noch jünger war, war sie auf ihre sieben Jahre ältere Schwester immer ein bisschen eifersüchtig. Sophia war älter und konnte vieles einfach schon besser. Sie wusste schon mehr und darum fand Helene, dass Sophia eine Besserwisserin sei. Das hat sich aber mit der Zeit und mit dem Alter geändert. Vor allem, nachdem Sophia ausgezogen ist. Jetzt verstehen sich beide Schwestern einfach super. Aber nicht nur das Alter unterscheidet die beiden, sondern auch ihr Aussehen.

      Sophia hat langes rotblondes, leicht gewelltes Haar und im Sommer sind auf ihrer blassen Haut viele kleine Sommersprossen zu sehen, die Ben einfach umwerfend findet.

      Helene dagegen braucht die Sonne nur ansehen und ist schon braungebrannt. Aber nicht irgendein braun, nein ihre braune Haut besitzt einen goldenen Schimmer, sodass sie im Sommer unverschämt gut aussieht. Dazu kommen noch ihre strahlend blauen Augen, die gerade durch ihre jetzige Sommerbräune gut zur Geltung kommen.

      DER REITERHOF

      Die Familie Schulze-Becker hat einen alten Kotten zu einem wunderschönen Reiterhof umgebaut. Ein Kotten ist ein einfaches westfälisches Bauernhaus. Der Reiterhof liegt in dem kleinen Ort Hembergen, der eigentlich nur eine kleine Bauernschaft und ungefähr drei Kilometer von Reckenfeld entfernt ist. Der Hof liegt am Waldrand und ist von drei Seiten von weiten Wiesen umgeben.

      Auf dem Reiterhof gibt es fünfundzwanzig Ponys, die auch für den Reitunterricht eingesetzt werden. Die Ponys sind in einem großen Stall untergebracht und jedes Tier hat seine eigene Box mit einer kleinen Terrasse im Freien. Wenn die Tiere sich langweilen, können sie auf die Terrasse hinausgehen und sich mit ihren Nachbarn auf Pferdeart unterhalten. Im Sommer sind die Tiere aber meistens auf den satten grünen Wiesen. Durch die Abgeschiedenheit und die vielen umliegenden Wiesen, können die Reitschüler schon früh einen Ausritt im Freien mit Reitlehrer Martin machen.

      In einer ehemaligen Scheune des Reiterhofs befinden sich die vier Ferienwohnungen der Familie Schulze-Becker. Durch die Ruhe und die Idylle, die der Hof bietet, sind die Ferienwohnungen gerade bei Städtern sehr beliebt.

      Während Familie Lottmann sich auf den Weg zum Reiterhof der Familie Schulze-Becker macht, verkündet Antje ihrer Familie: „Ihr glaubt ja nicht, wer gerade angerufen hat.“

      „Du wirst es uns bestimmt gleich erzählen“, rufen Nicole, die vierzehnjährige Tochter, und ihr Mann Julius wie aus einem Mund.

      „Die Lottmanns.“

      „Du meinst doch nicht Helene und ihre Eltern?“

      „Doch, die meine ich“, antwortet Antje. Julius möchte nun ebenfalls mehr wissen und hakt nach: „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, erzähl schon.“

      „Sie sind heute erst aus dem Urlaub zurückgekehrt. Und als sie gerade zu Hause angekommen sind, mussten sie feststellen, dass es bei ihnen einen Wasserrohrbruch gegeben hat und nun steht das ganze Untergeschoss voll Wasser.“

      „Ja und, was haben wir damit zu tun?“, will Nicole wissen.

      „Sie können dort nicht wohnen bleiben, alles ist von dem vielen Wasser aufgequollen und die Tapeten lösen sich von der Wand. Da hat Nette mich gefragt, ob wir noch eine Ferienwohnung frei haben, bis bei ihnen renoviert ist. Zum Glück haben wir noch unsere große Wohnung frei. Ach, irgendwie freue ich mich sogar ein bisschen darauf. Dann haben Nette und ich endlich mal wieder Zeit, in Ruhe einen leckeren Cappuccino zu trinken und zu quatschen.“

      „Das kann doch nicht wahr sein. Diese blöde Zicke Helene soll bei uns wohnen? Das werden dann ja tolle Ferien“, meckert Nicole, klappt ihr Buch laut zu und will das Wohnzimmer verlassen.

      „Warte doch erst einmal ab. Schließlich ist es schon ewig her, dass ihr euch das letzte Mal gesehen habt“, erwidert Julius seiner Tochter. Die aber hat sich schon in den Sessel verkrochen und schmollt.

      Nicole war in der Grundschule die beste Freundin von Helene, bis sich beide auf einmal nicht mehr verstanden. Den Grund dafür können beide gar nicht mehr benennen. Aus einer Kleinigkeit wurde ein großer Streit und keiner der beiden wollte nachgeben.

      Aber eigentlich sind beide nur eifersüchtig auf den anderen. Insgeheim glaubt Helene nämlich, dass Nicole viel hübscher sei, eben wegen der langen blonden Haare, denn sie hat kurzes dunkles Haar. Dagegen ist Nicole auf die leuchtenden hellblauen Augen von Helene eifersüchtig. Denn sie hat grüne Augen und findet das leuchtende blau einfach umwerfend, was sie natürlich nicht zugeben mag. Zudem kommt noch hinzu, dass Nicole Süßspeisen über alles liebt und das sieht man ihr auch an. Sie ist etwas pummelig, meint sie, was nicht ganz stimmt, aber im Gegensatz zu Helene wirkt es so.

      Inzwischen sind jetzt vier Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben, denn jede von ihnen besucht zwischenzeitlich eine andere Schule.

      Dabei haben beide eine gemeinsame Leidenschaft: das Reiten. Beide reiten schon von klein auf und lieben Pferde über alles.

      Nicole ist mit Pferden groß geworden und hat auch ein eigenes Pony, das auf den Namen Horsti hört. Helene reitet seit ihrem vierten Lebensjahr, aber ein eigenes Pferd zu besitzen, ist ihr größter Traum.

      „Ich gehe mal schnell rüber in die Ferienwohnung und stelle noch ein paar frische Blumen aus unserem Garten und etwas für ein kleines Abendbrot hin“, sagt Antje zu Julius und ist dabei schon halb aus der Tür.

      Gerade, als sie aus der Ferienwohnung kommt, fängt es auch schon an zu dämmern und der Reiterhof wird durch die untergehende Sonne in ein warmes strahlendes Licht getaucht.

      „Es sieht immer wieder wunderschön aus, wenn im Sommer die Sonne untergeht“, stellt Antje gerührt fest.

      So in Gedanken versunken, nimmt sie das Auto, das gerade den Feldweg heraufkommt, gar nicht richtig war.

      Der Wagen bremst und schon gehen die Autotüren auf.

      „Ist das schön, dich wiederzusehen. Ich hätte mir