Wilde Welt der Widerworte. Jan Schäfer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jan Schäfer
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные стихи
Год издания: 0
isbn: 9783961450190
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      sein Los war ihm bestellt.

      Und wenn er nachts zum Mond aufsah

      und mit den Sternen sprach,

      dann hörte er ihr Echo gleich

      und folgte ihnen nach.

       Engel in der Nacht

      Als die Sonne unterging,

      bis der letzte Vogel schwieg …

      Als die Nacht ihr Lied ansang,

      bis finster Dunkelheit erklang …

      Als das Licht im Mond ertrank

      und wie ein Schiff im Sturm versank,

      sah ich voraus ein Sternenlicht

      wie es leuchtend durch die Wolken bricht.

      Vielleicht warst Du schon aufgewacht?

      Ich habe nie darüber nachgedacht …

      Doch als das mit dem Stern geschah,

      warst Du mir plötzlich ganz, ganz nah.

      Ich fühlte nur, ich dachte nicht.

      Mein Sinn verlor schnell an Gewicht,

      bis ich mir die Augen rieb

      und langsam Deinen Namen schrieb.

      Mit dieser Nähe wohl vertraut,

      habe ich mich ängstlich umgeschaut.

      Ob Du es auch wirklich bist, oder eine Schattenlist.

      Mein Herz schlug tief im Nachtgesang,

      bis ich mich zur Ruhe zwang,

      ganz leise Deinen Namen rief

      und glücklich wie im Himmel schlief.

      Die ganze Zeit schien festzustehen,

      dass wir uns einmal wiedersehen.

      Dein Bild ist dort tief eingebrannt,

      wo vorher kalte Leere stand.

      Im Eis der Zeit, von Furcht befreit,

      halte ich mich gern für Dich bereit.

      Denn Nacht und Nebelmond vergeht,

      bis nur Dein Licht noch vor mir steht.

       Beobachtung

      Der Tisch glättet

      Die Oberfläche ab

      Spiegelbilder

      Sind das Ergebnis

      Abdrücke streifen Abdruckstreifen

      Doch keiner

      Ähnelt dem anderen

       Die Alte im Park

      Die Stilmittel ihrer Falten

      Schärfen die Wunderwarze am Hexenkinn

      Und applaudieren dem Alter

      Wie die Mohnfelder ihrer Jugend

      Die lebensgegerbte Haut aufrollen

      Erhaben den Abspann belächelnd

      Voller Güte und Weisheit und ausgemachter Demut

      Magisch bemittelt nunmehr

      Im Herbstlicht vor dem Winter

      Wenn Grau gleich ihrem Haar die Natur bedeckt

      Kälte die Glieder beschleicht kühl

      Bis sich das Ende offenbaren wird

      Aber erst wenn

      Das letzte Augenleuchten seinen Abschied nahm

      Und ihre Ewigkeit

      Den Tod belauert

       Pflastersteine

      Ins Bett der Straße eingelassen

      Und kantigbruchschwer anzusehen,

      Wie narbenberändert und grauverwittert

      Ihre Leiber gegen die Zeit bestehen.

      Mit ausgeschlagenen Splitterecken

      Blank streifgelichtert im Morgenglanz,

      Tragen sie schimmergrau dem Bordstein dann

      Ihre traurig schöne Schwermut an.

      So wahr es nichts galt anzusehen:

      Der Steine Antlitz spricht …

      Steinspur einmal unbesehen,

      Pflastersteine nicht.

       Sinnkrise

      Ich sehe mich, begegne mir

      Was ich seh, gehört zu mir

      Kann kaum erkennen, wer ich bin

      Glaube mein Leben ohne Sinn

      Trage Fragen vor mir her

      Mein Blick erscheint mir seltsam leer

      Weiß nicht, wo ich gerade bin

      Ich glaube zu leben ohne Sinn

      Vielfach müht mich das Bestehen

      Morgen werde ich vergehen

      Übermorgen wieder leben

      Glaube Leben Sinn zu geben

      Errate mich im Widersinn

      Schaue auf die Dinge hin

      Bin nicht glücklich, aber froh:

      Ich glaube, im Leben ist das so

       Feststellung

      Die Jacke

      Alt

      Unter der Hutablage

      Aufgehängt

      Darunter die mahagonifarbene Anrichte

      Sinnigerweise sie

      Platz für Schuhe bereithält

       Ich möchte …

      Ich möchte in mir ruhen

      Mein Herz lebendig wissen

      Und nie wieder

      Angst haben

      Ich möchte aufrecht gehen

      In die Tiefe des Raumes sehen

      Nach Ansätzen suchen

      Und nie wieder fluchen

      Ich möchte Bestehen/Vergehen/Bestehen

      Von mir aus die ganze Welt umarmen

      Niemals mit großen Gefühlen sparen

      Und stets die Hoffnung bewahren

      Ich möchte ...

       Verweht

      Still trachtet mein Schattengewand

      Nach dem Quell der Erkenntnis

      Wo die Macht der Versuchung