Das Buch
Wir schreiben die Zwanziger Jahre. In der Sternwarte Michigan wird die tägliche Routine unterbrochen, als sich ein mysteriöses Objekt gigantischen Ausmaßes in beängstigender Weise der Erde nähert. Hektische Aktivität macht sich breit. Die Lage ist gespannt. Ist das Weltende nahe? Nicht nur in der Weltmetropole New York herrscht Panik. Mit unheilvollen Nachrichten wird bald die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt; die Börse wird manipuliert.
Wissenschaftler versuchen, alle Kräfte gegen die dunklen Machenschaften derjenigen zu mobilisieren, die die Erde in ihre Gewalt bringen möchten. Wird der geniale Plan des deutschen Chemikers Walter Werndt die Welt retten können?
PANIK erschien erstmals im Jahr 1922 in deutscher Sprache und wurde auch in andere Sprachen übersetzt. Mit der Neuauflage macht der Reichel Verlag diesen Science Fiction Klassiker wieder einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich.
Der Autor
Reinhold Eichacker (1886 - 1931) hat PANIK nach einer technischen Idee von Max Valier geschrieben. Max Valier (1895 - 1930) war ein Südtiroler Schriftsteller, Astronom und Raketenbau-Pionier, dessen Arbeiten von Wernher von Braun fortgeführt wurden. Über den Autor selbst ist wenig bekannt und die Orginalausgaben seiner Bücher sind eine Rarität. Der Verlag dankt dem Antiquar Michael Gallmeister für die Buchsuche und der Phantastischen Bibliothek Wetzlar für die Bereitstellung der Orginalausgabe.
Reinhold Eichacker
PANIK
Inhaltsverzeichnis
Wir danken der
Phantastischen Bibliothek Wetzlar
für die Bereitstellung der
Originalausgabe.
1
Der Telegraphist der Michigansternwarte riss wie ein Rasender an der Kurbel des Telefonapparates.
»Rattes and thunder!« fluchte er vor sich hin. »Ist in dieser gottverlassenen Bude denn heute alles betrunken?«
Ein helles Lachen antwortete ihm von der Tür.
»Das wollen wir doch nicht hoffen, mein Lieber.«
Der Mann bekam einen roten Kopf und murmelte verlegen.
»Verzeihung, Miss Earthcliffe, ich wusste nicht, dass Sie...«
»Bin auch eben erst gekommen. Was gibt‘s denn so Schlimmes!« Sie musste fast schreien, so summten die Drähte.
Der andere riss einen Zettel vom Block ab.
»Eine wichtige Nachricht ist vor dreizehn Minuten eingegangen. Wahrscheinlich sehr wichtig. Sternwarte Valparaiso.« Das Lärmen der zahllosen surrenden Drähte zerriss seine Worte.
»Ich läutete gleich überall an. Zuerst den Herrn Direktor, dann das Observatorium. Niemand antwortet. Es ist wie verhext heute! Ich kann hier nicht fort. Hochbetrieb in den Netzen...«
Der Lärm in dem niedrigen Turm wurde stärker und härter. Mehrere Lichtklappen fielen tickend nach unten. Der Telegraphist rang die Hände. Das Fräulein schob lächelnd den schlanken Arm vor.
»Dann geben Sie es doch mir, John! Ich werde es meinem Vater...«
Sssst - wwww - sssss - rrrrr! Kam es von oben. Sie griff nach dem Zettel und schloss schnell die Tür. Mit leichten, federnden Schritten ging sie durch den Garten zum Wohnhaus hinüber. Übermütig nahm sie mehrere Stufen auf einmal.
Vor dem Saal des Sternwartendirektors zwang sie sich zum Warten: Sie zögerte merklich und legte das Ohr an die riesige Tür und horchte nach innen. Das strenge Verbot jeder plötzlichen Störung galt auch für die Tochter des großen Gelehrten. Sie kannte den Vater. Die zahllosen Schrullen des Weltastronomen und Mathematikers Earthcliffe waren nicht minder berühmt als seine Berechnungen, Theorien und Formeln. Während der Arbeitsstunden lag rings um das Wohnhaus eine fast unnatürliche Stille.
Mabel Earthcliffe sah nachdenklich noch einmal den Text durch. Dann klopfte sie energisch und drückte entschlossen das Schloss auf. Sie stockte ein wenig, den Fuß auf der Schwelle. Der Anblick des Raumes nahm ihr jedesmal wieder den Atem, so gut sie ihn kannte.
Ein riesiger Saal sprang sie an, wie ein Tierpark. Farbenprächtige Teppiche mit eingewebten Zahlen, Strichen und Zeichen liefen quer über den Boden. Seltsam verschlungene, windschiefe