Weitere hochstehende Gefangene auf dem Trifels waren Wiprecht von Groitzsch, der im Streit des späteren Königs Heinrich V. mit seinem Vater auf der falschen Seite stand. 1206/1208 befand sich der Kölner Erzbischof Bruno auf dem Trifels in Haft. Im Streit zwischen Philipp von Schwaben mit seinem Gegenkönig Otto V. hatte er Partei für den Gegenkönig ergriffen. Schließlich soll auch Heinrich VII., der Sohn Friedrichs II., hier gefangen gewesen sein, da er sich gegen seinen Vater aufgelehnt hatte.
Von hier brach Kaiser Heinrich VI. zu seinem siegreichen Feldzug gegen die Normannen in Süditalien auf. Der erbeutete Schatz wurde ebenfalls auf dem Trifels sicher geborgen. Die unterhalb liegende Siedlung Annweiler gehörte zum Reichsgut und wurde 1219 zur Stadt erhoben. Dabei wurde ihr als einer der ersten mittelalterlichen Städte das Münzrecht verliehen.
Seit dem 14. Jh. verlor der Trifels seine reichspolitische und strategische Bedeutung. Die Reichsinsignien wurden an wechselnden Orten verwahrt. Heute befinden sie sich in der Schatzkammer der Wiener Hofburg. Auf dem Trifels werden Kopien der wesentlichen Stücke gezeigt.
Nach Zerstörung durch Brand 1602 wurde die Ruine als Steinbruch ausgebeutet. Restaurierungen erfolgten schon 1843 durch den bayerischen Staat mit Unterstützung des 1866 gegründeten Trifelsvereins. 1937 begannen Ausbau und Planung des Trifels zu einer nationalen Weihestätte. Die Nationalsozialisten hatten die Absicht, am historischen Ort an die Reichsgeschichte anzuknüpfen und ihren Machtanspruch auf diese Weise zu legitimieren. Der Ausbau des Trifels geriet während des Zweiten Weltkriegs ins Stocken und wurde danach auf der Grundlage der Planung der 1930er Jahre vollendet.
Trotz aller Umbauten und Rekonstruktionen im 20. Jh., die das Erscheinungsbild teilweise verfälschen, beeindruckt der Trifels noch heute durch seine einmalige Lage und vermittelt das Bild eines sicheren Hortes.
Literatur
Bernhard Meyer, Burg Trifels, Führungsheft 15, Regensburg 2004.
Jan Keupp u. a., „Die Keyserlichen Zeychen …“ – Die Reichskleinodien – Herrschaftszeichen des Heiligen römischen Reiches, Regensburg 2009.
* Die Beschreibung der Trifelskapelle durch Joseph Freiherr von Laßberg 1786, 1829, in: Burgen und Schlösser 2/2005, S. 107ff.
HOF IBEN – AUF DEM WEG DES NAUMBURGER MEISTERS
Heute ein großes Bauergehöft … würde dies Thalburg ganz in Vergessenheit gerathen sein, wenn nicht in ihrem Innern die Reste einer Kapelle enthalten wären, ein wahres Juwel der frühgotischen Bauweise und ein Meisterwerk der Steinmetzkunst.
(F. Peters, 1869)*
Hof Iben, frühgotische Kapelle (Aufnahme um 1910)
Am Rand von Rheinhessen zwischen Bad Kreuznach und Alzey liegt der Hof Iben bei Fürfeld, eine Art Weiler, bestehend aus mehreren Gehöften. Inmitten der landwirtschaftlichen Gebäude steht eine kleine gotische Kapelle, die auf Grund ihrer idealen Architektur und äußerst qualitätvollen Bauplastik aus dem Rahmen dörflicher bzw. regionaler Baukunst fällt.
Die spärlichen Geschichtsquellen berichten erstmals 1258 von einer Niederlassung des Templerordens an dieser Stelle, wahrscheinlich aber existierte diese Ansiedlung schon im 12. Jh. Der Orden war 1119 im Zusammenhang mit den Kreuzzügen gegründet worden. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Jerusalempilger sicher ins Heilige Land zu begleiten. Innerhalb kürzester Zeit breiteten sich die Templer aus und hatten Besitzungen in ganz Europa. König Philipp der Schöne von Frankreich klagte sie 1307 des Irrglaubens und der Irrlehre an. Bereits 1312 erfolgte die Aufhebung des Ordens durch Papst Clemens V.
Auf einer kleinen Anhöhe über dem Appelbachtal, an der Kreuzung zweier wichtiger Wege, gründete der Templerorden eine Komturei, die man sich als große Hofanlage mit einer Kirche als Mittelpunkt vorstellen muss. Diese Komtureien dienten vor allem der Bewirtschaftung der Güter zur Finanzierung der Züge in das Heilige Land. Aufgrund ihrer Aufgaben hielten sich die Ordensritter nur selten in ihren Niederlassungen auf.
Die gotische Kapelle ist nur der Chor einer spätromanischen Kirche, deren Schiff 1832 abgebrochen wurde. Kurz vor der Mitte des 13. Jhs. war ein Werkstattverband von hervorragenden Steinmetzen mit dem Bau des Chores beauftragt worden. Die hohe handwerkliche Qualität zeigt sich an der sorgfältigen Oberflächenbearbeitung, der präzisen Quaderung und den ausgewogenen Bauformen. Zahlreiche Versatzmarken deuten darauf hin, dass diese Werkstatt über eine gute Organisation mit hochspezialisierten Steinmetzen verfügte, die einzelnen Teile vorgefertigt und dann vor Ort versetzt wurden.
Der kleine, nur aus einem Joch bestehende Chor mit dem filigranen, ganz aus Sandstein gearbeiteten Dachreiter beeindruckt zum einen durch die Harmonie der Architektur, zum anderen durch die exquisite Bildhauerarbeit.
Kapitelle und Schlusssteine zeigen in ihrem floralen Schmuck außerordentliche Naturtreue. Die dargestellten Pflanzen und Blätter sind bestimmbar. Man erkennt Weinreben, Rosen, Eichenlaub, Zaunrübe, Beifuß, Haselstrauch, Maulbeerbaum und andere Pflanzen, die im Mittelalter alle auch symbolische Bedeutung hatten. Technisch sind die Architekturdetails ebenfalls meisterhaft gearbeitet. So stehen die einzelnen Blätter und Stiele vielfach frei vor dem Kelch der Kapitelle.
Keine Quelle, Urkunde oder Inschrift gibt Auskunft darüber, wer diese Steinmetzwerkstatt war, wer dieses für die Region so beispiellose Werk geschaffen hat. Ihre Ursprünge liegen in Nordfrankreich. In den dreißiger Jahren des 13. Jhs. wurde in Reims die großartige Kathedrale gebaut. Zahlreiche Bildhauer waren dort beschäftigt und erhielten ihre Ausbildung. 1233 wurde der Bau wegen Auseinandersetzungen des Bischofs mit den Bürgern unterbrochen. Die Folge war eine Abwanderung der hochqualifizierten Handwerker. Der Weg führte einen solchen Werkstattverband in das Rhein-Main-Gebiet. Die Steinmetze fanden Arbeit am gerade im Bau befindlichen Mainzer Dom und schufen dort den Westlettner, dessen Skulpturenschmuck, wenn auch nur noch in Fragmenten erhalten, eine erstaunliche Ähnlichkeit zur Ibener Kapelle zeigt. Von Mainz aus war der Weg nach Iben nicht weit. Der Westlettner und die Chorkapelle müssen in unmittelbarer zeitlicher Nähe entstanden sein.
Nach dem Ende der Arbeiten zog die Bauhütte weiter. Ihre Spur lässt sich nach Naumburg verfolgen. Die Stifterfiguren und der Lettner im Naumburger Dom gehören zu den Meisterwerken dieses Hüttenverbandes. Da Quellen fehlen, verwendet man in der Kunstgeschichte einen Notnamen und bezeichnet den Bildhauer als den „Naumburger Meister“, obwohl man heute sicher davon ausgehen kann, dass nicht ein einzelner Meister all diese Werke schuf, sondern eine Werkstatt mit mehreren Mitarbeitern. Dies zeigen die Steinmetzzeichen der Ibener Kapelle. Ein Teil lässt sich auch auf Werksteinen in Naumburg nachweisen. Von Naumburg führte der Weg dann weiter nach Meißen. Auch am Meißner Dom sind die gleichen Steinmetzzeichen zu entdecken, die stilistischen Bezüge sind überzeugend. Von Frankreich über Hof Iben und Mainz bis nach Naumburg und Meißen lässt sich der Weg dieser Werkstatt verfolgen, die über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren Bildwerke von europäischem Rang hervorbrachte, mit einem genialen Werkmeister an der Spitze.
Nach der Aufhebung des Templerordens fiel Hof Iben in der Folgezeit an verschiedene Herrschaften und war seit dem frühen 19. Jh. in Privatbesitz. Die Kapelle ist heute im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz.
Hof Iben ist ein Ort, der an den bereits vor 700 Jahren verbotenen Templerorden der Kreuzfahrerzeit erinnert, vor allem aber steht hier in der Einsamkeit ein Kleinod mittelalterlicher Bau- und Bildhauerkunst.
Literatur
Wolfgang Bickel, Templerkapelle Iben, Worms 2009.
Der Naumburger Meister, Katalog Naumburg 2011, Bd.1,