Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO. Viola M Frymann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Viola M Frymann
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783941523494
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eine Seite höher liegt als die andere. Gleichzeitig erhält er Informationen über die Beinlängen. Es gibt zwei verschiedene Typen von Beinlängendifferenzen.

      Anatomische Verkürzung. Hier handelt es sich um eine echte Beinlängenverkürzung, die auf der ligamentären oder ossären Struktur des Beines selbst beruht. Zum Beispiel: Es können Kontrakturen der Kniekapsel, strukturell verkürzte Ischiokruralmuskulatur bzw. Fascia lata, Plattfüße, Poliomyelitis, Vernarbung aufgrund von Verbrennungen, Osteomyelitis und Brüchen vorliegen. Obwohl es sich hierbei um anatomische Ursachen einer Beinverkürzung handelt, reagieren sie möglicherweise auf eine funktionelle Behandlung der speziellen Region. Bei verkürzter Ischiokruralmuskulatur liegen die Bewegungsbarrieren im Knie, Fußgelenk oder der Hüfte, in manchen Fällen durch Narbengewebe und können häufig durch Plattfüße begründet sein. Da es sich im Moment der Messung um anatomische Faktoren handelt, reagieren Sie möglicherweise auf eine Behandlung und lassen sich verändern. Liegt jedoch eine Paralyse aufgrund von Poliomyelitis vor oder ist eine Knochenschädigung auf eine Osteomyelitis zurückzuführen, oder eine Knochenverkürzung auf einen Bruch des Femur bzw. der Tibia und Fibula, dann handelt es sich in den meisten Fällen um ein irreversibel kurzes Bein.

      Funktionelle Verkürzung wird als scheinbare Verkürzung definiert und beruht auf einem Ungleichgewicht zwischen Becken- und Lumbalmuskulatur. Nutzen wir dazu folgende Analogie – Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Socken, die an einem Kleiderbügel hängen. Der Kleiderbügel ist jedoch hinter einer Gardine versteckt. Sie können nur die Socken sehen. Hängt der Kleiderbügel schräg, wird eine Socke länger als die andere erscheinen. So verhält es sich in diesem Fall auch mit dem Bein.

      Ein scheinbar kurzes Bein könnte auf eine posteriore Rotation des Ilium zurückzuführen sein, eventuell in Kombination mit einer superioren Subluxation des Os pubis, einer anterioren Torsion des Sakrum oder einer superioren Subluxation des Ilium (gleichbedeutend mit einem superioren Os coxae). Ist die Lumbalbewegung frei, so könnte es auch mit der Lumbalkonvexität zur gegenüberliegenden Seite zusammenhängen. Das lange Bein kann auf einer Umkehrung dieser speziellen Befunde beruhen.

      Sowie Sie sich vergewissert haben, ob eine anatomische Beinverkürzung vorliegt, worauf die Höhe der Beckenkämme hinweist, untersuchen Sie als nächstes die Position der Spina iliaca posterior superior (SIPS) im Stehen. Dabei gibt es drei mögliche pathologische Befunde:

      1 Eine superiore versus inferiore Verlagerung;

      2 Eine anteriore versus posteriore Verlagerung;

      3 Eine laterale versus mediale Verlagerung.

      Liegt die SIPS inferior, beruht das häufig auf Verspannungen der ipsilateralen ischiokruralen Muskulatur oder seltener auf iliakaler Rotation und Subluxationen des Os pubis. Liegt eine SIPS anterior, liegt möglicherweise eine Verspannung der ipsilateralen Außenrotatoren oder der kontralateralen Innenrotatoren vor.

      Als verspannter Außenrotator erscheint häufig der ipsilaterale Musculus iliopsoas. Kontralateral verspannte Innenrotatoren finden sich häufig in der verspannten ischiokruralen Muskulatur bzw. in einem verspannten Musculus glutaeus medius. Wird die Hüfte in Rückenlage 90° flektiert, sind die Haupt-Außenrotatoren der Musculus piriformis, die Haupt-Innenrotatoren der Musculus adductor magnus und die ischiokrurale Muskulatur.

      Der Flexionstest im Stand testet die iliosakrale Beweglichkeit. Beim Flexionstest im Stand wird das Becken nicht so wie im Sitzen stabilisiert, da die unteren Extremitäten ihren Einfluss über die Bewegung der Ossa ilia auf das Sakrum ausüben. Der Patient steht aufrecht und ist barfuß. Wurde beim vorhergehenden Test ein anatomisch kurzes Bein festgestellt, sorgen sie für eine temporäre Unterlage auf der kurzen Seite, um die Höhen der Beckenkämme auszugleichen. Die Füße des Patienten sollten ungefähr zehn Zentimeter auseinander stehen, die Fersen sollten sich unmittelbar unter dem Acetabulum befinden. Stehen oder sitzen Sie nahe hinter dem Patienten, palpieren Sie die inferioren Begrenzungen der SIPS mit Ihren Daumen. Bitten Sie den Patienten, die Knie zu strecken und sich langsam nach vorne zu beugen, so als ob er versuchen würde, seine Zehen zu berühren. Achten Sie auf die Bewegung der SIPS. Physiologisch gesehen sollten sich beide gleichmäßig nach superior bewegen. Ist dies nicht der Fall, liegt möglicherweise eine Verkürzung der ischiokruralen Muskulatur vor. Ein Test im Sitzen kann das ausschließen.

      Flexionstest im Sitzen. Der Patient sitzt auf einem Stuhl, die Oberschenkel befinden sich im rechten Winkel zum Torso, die Unterschenkel sind ebenfalls um 90° vom Oberschenkel abgewinkelt. Die Füße stehen so weit auseinander, dass der Kopf zwischen die Knie sinken kann. Ist der momentane Zustand auf ein Problem in der ischiokruralen Muskulatur oder irgendwo in den Beinen zurückzuführen, wird die ungleiche Bewegung der zwei SIPS, die beim Vorwärtsbeugen im Stehen zu beobachten war, verschwunden sein. Besteht andererseits immer noch eine Ungleichheit, können Sie sicher sein, dass die Ursache nicht im Bein zu finden ist, sondern irgendwo oberhalb der unteren Extremitäten.

      Kommen wir noch einmal zum Test im Stehen. Er bestätigt Rotationen der Ossa ilia sowie Subluxationen der Ossa ilia und des Os pubis.

      Um Läsionen des Os pubis zu diagnostizieren, untersuchen Sie den Patienten in Rückenlage. Legen Sie ihre Hände auf das Abdomen des Patienten in Richtung Mittellinie der unteren Quadranten, in Nähe der Symphysis pubis, um die exakte Lokalisierung der Symphysis pubis zu erlernen. Wandern Sie nach unten zum oberen Rand der Symphyse und legen Sie Ihre zwei Zeigefinger parallel zueinander, halten Sie Ihre Fingerspitzen ungefähr einen Zentimeter auseinander. Nun bewegen Sie die Fingerspitzen seitlich vor und zurück, um den höchsten Punkt des Tuberculum pubicum zu palpieren und Ihre Fingerspitzen dort ruhen zu lassen. Vergleichen Sie die Höhen der Tuberculi. Steht ein Tuberculum anterior oder posterior?

      Test des Ilium über die Spina iliaca anterior superior (SIAS) am Patienten in Rückenlage. Der Patient sollte gerade liegen. Um sicher zu sein, dass der Patient im Rahmen seines Haltungsmusters gerade liegt, lassen Sie ihn die Knie flektieren, die Füße auf die Liege aufsetzen und das Gesäß so hoch wie ihm möglich anheben. Anschließend soll er das Gesäß fallen lassen: Er soll es nicht langsam nach unten nehmen, sondern es auf die Liege fallen lassen. Dann bitten Sie ihn, die Beine zu strecken. Stellen Sie sich auf eine Seite des Patienten. Das dominante Auge des Behandlers sollte sich auf derselben Seite befinden wie seine dominante Hand. Palpieren sie die inferioren Begrenzungen beider Spinae iliacae anterior superior (SIAS) vom weichen Gewebe angefangen in Richtung ossäre Spina. Vergleichen Sie die superior-inferiore Position der SIAS auf beiden Seiten, anschließend die antero-posteriore Position der SIAS, ebenfalls auf beiden Seiten. Während Ihr Daumen auf der SIAS ruht, legen Sie Ihren Mittelfinger als Lot auf die Oberfläche der Liege. Das ist ein nützliches Maß zur anterioren Messung der Distanz zwischen beiden SIAS.

      Integritätstest des Iliosakralgelenks, Wilsons Test: Der Patient liegt auf dem Rücken, das Becken wird wie oben beschrieben ausbalanciert, das rechte Bein ist in Knie und Hüfte 90° angewinkelt und der Femur steht 90° in Adduktion und Außenrotation. Die Spannung wird in diesen Richtungen aufrechterhalten, während man das Bein passiv auf die Liege ausgestreckt. Die Beinlängen werden verglichen und jede Veränderung notiert. Anschließend werden die rechte Hüfte und das Knie wieder flektiert, wobei der Femur adduziert und nach innen rotiert. Der Druck wird nun in diesen Richtungen aufrechterhalten, während man das Bein auf der Liege ausstreckt. Vergleichen Sie wiederum die Beinlängen. Die positive Seite, d. h. die Seite mit eingeschränkter Beweglichkeit weist eine geringere Beinlänge auf.

       Becken-Lift

      Der Osteopath steht am Kopf des auf dem Rücken liegenden Patienten und blickt auf die Füße. Die Knie des Patienten sind angewinkelt, die Füße sind auf der Liege flach aufgesetzt. Der Behandler platziert die Fingerspitzen genau oberhalb der Symphysis pubis. Der Patient atmet ein und anschließend so tief und lange wie möglich aus, während der Behandler die Fascia abdominalis und die Fascia pelvis nach kranial anhebt. Bei jeder Ausatmung hebt der Behandler die Faszien von einem höheren Niveau aus in Richtung Abdomen an.

       Sakrum

      Nun zur Bewegung des Sakrum und Läsionen,