Die böse Macht. C. S. Lewis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: C. S. Lewis
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783865064301
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besten Köpfe jede Beschäftigung mit ihrem eigenen Fach aufgeben.«

      »Genau!«, sagte Curry. »Das ist…« Dann brach er ab, unsicher, ob er nun ernst genommen wurde oder nicht. Feverstone lachte laut los. Der Schatzmeister, der sich bisher ausschließlich dem Essen gewidmet hatte, wischte sich sorgfältig den Bart und ergriff das Wort.

      »In der Theorie klingt das alles schön und gut«, sagte er, »aber ich glaube, Curry hat ganz Recht. Angenommen, er gäbe sein Amt als Vizerektor auf und zöge sich in seine Studierstube zurück. Er wäre im Stande, uns mit einem verteufelt guten Buch über Volkswirtschaft zu überraschen …«

      »Volkswirtschaft?«, fragte Feverstone mit hochgezogenen Brauen.

      »Ich bin zufällig Militärhistoriker, James«, sagte Curry. Er ärgerte sich häufig darüber, dass seine Kollegen anscheinend immer Schwierigkeiten hatten zu behalten, in welchem Fachgebiet er eigentlich arbeitete.

      »Ich meine natürlich Militärgeschichte«, sagte Busby. »Aber wie gesagt: er wäre im Stande, uns mit einem verteufelt guten Buch über Militärgeschichte zu überraschen. Das wäre in zwanzig Jahren allerdings überholt. Dagegen wird das College für Jahrhunderte von der Arbeit profitieren, die er jetzt tut. Diese ganze Mühe, das N.I.C.E. nach Edgestow zu holen. Was ist damit, Feverstone? Ich spreche nicht nur von der finanziellen Seite, obwohl ich sie als Quästor natürlich für sehr wichtig halte. Aber denken Sie an das neue Leben, die neuen Perspektiven, die Impulse, die von so etwas ausgehen. Was würde irgendein Buch über Volkswirtschaft …«

      »Militärgeschichte«, sagte Feverstone sanft, doch diesmal hörte Busby ihn nicht.

      »Was würde irgendein Buch über Volkswirtschaft bewirken, verglichen mit einer solchen Sache?«, fuhr er fort. »Ich betrachte sie als den bisher größten Triumph des angewandten Idealismus in diesem Jahrhundert.«

      Der gute Wein tat langsam seine Wirkung. Wir alle kennen die Art von Geistlichen, die nach dem dritten Glas dazu neigen, ihre Amtswürde zu vergessen. Bei Busby war es umgekehrt; nach dem dritten Glas begann er sich seiner geistlichen Würde zu entsinnen. Als Wein und Kerzenlicht seine Zunge lösten, gab der nach dreißig Jahren Abtrünnigkeit noch immer latent in ihm vorhandene Pfarrer seltsame Lebenszeichen von sich.

      »Wie Sie wissen«, sagte er, »bin ich keineswegs strenggläubig. Aber ich würde, ohne zu zögern, sagen, dass Curry dadurch, dass er das Institut nach Edgestow gebracht hat, für die Religion in einem weiteren Sinne mehr getan hat als ein Theologe wie Jewel in seinem ganzen Leben.«

      »Nun«, erwiderte Curry bescheiden, »das ist natürlich, was man sich erhofft. Ich würde es vielleicht nicht so ausdrücken wie Sie, James …«

      »Nein, nein«, sagte der Schatzmeister. »Natürlich nicht. Jeder hat seine eigene Sprache, aber wir meinen wirklich alle das Gleiche.«

      »Hat eigentlich schon jemand herausgefunden«, fragte Feverstone, »was das N.I.C.E. eigentlich ist und was es tun will?«

      Curry sah ihn überrascht an. »Aus Ihrem Mund, Dick, klingt das merkwürdig«, sagte er. »Ich dachte, Sie gehören selbst dazu.«

      »Ist es nicht ein wenig naiv«, sagte Feverstone, »anzunehmen, dass man, wenn man irgendwo dazugehört, auch das offizielle Programm genau kennt?«

      »Na schön, wenn Sie Einzelheiten meinen«, sagte Curry und brach dann ab.

      »Sie machen ein großes Geheimnis um nichts, Feverstone«, sagte Busby. »Ich dachte, die Zielsetzungen des N.I.C.E. wären völlig klar. Es ist der erste Versuch, die angewandte Wissenschaft auf nationaler Ebene ernst zu nehmen. Der Größenunterschied zwischen dem geplanten Institut und allem, was wir bisher hatten, ist beinahe schon ein qualitativer Unterschied. Allein die Gebäude, allein der Apparat – bedenken Sie, was das für die Industrie bedeutet. Bedenken Sie, in welchem Umfang es die Talente des Landes mobilisieren wird; und nicht nur die wissenschaftlichen Talente im engeren Sinn. Fünfzehn Abteilungsdirektoren, jeder mit einem Jahresgehalt von fünfzehntausend Pfund! Eine eigene Rechtsabteilung, eine eigene Polizei, wie ich höre! Ein eigener ständiger Stab von Architekten, Sachverständigen und Ingenieuren! Die Sache ist kolossal!«

      »Karrieren für unsere Söhne«, sagte Feverstone. »Ich verstehe.«

      »Was wollen Sie damit sagen, Lord Feverstone?«, fragte Busby und setzte sein Glas ab.

      »Ach Gott!«, sagte Feverstone, und seine Augen lachten. »Wie taktlos von mir. Ich hatte ganz vergessen, dass Sie Familie haben, James.«

      »Ich stimme James zu«, sagte Curry, der ungeduldig auf eine Gelegenheit gewartet hatte, wieder das Wort zu ergreifen. »Das Institut steht für den Beginn eines neuen Zeitalters – des wirklich wissenschaftlichen Zeitalters. Bisher war alles mehr oder weniger zufällig. Von nun an wird die Wissenschaft selbst auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt. Es wird vierzig ständige Ausschüsse geben, die jeden Tag zusammentreten und über ein großartiges Gerät verfügen – das Modell habe ich gesehen, als ich das letzte Mal in der Stadt war. Es ist ein Gerät, das die Arbeitsergebnisse eines jeden Ausschusses fortlaufend und selbsttätig auf eine analytische Anzeigetafel projiziert. Jeder einlaufende Bericht stellt sich selbst in seinen sachlichen Zusammenhang und weist durch kleine Pfeile auf die entsprechenden Teile der anderen Berichte hin. Ein Blick auf die Tafel, und die Arbeit des gesamten Instituts nimmt vor unseren Augen Gestalt an. Im obersten Geschoss wird ein Stab von mindestens zwanzig Fachleuten an der Anzeigetafel arbeiten – in einem Raum etwa wie die Kontrollräume der Untergrundbahn. Es ist ein großartiges Gerät. Jeder Arbeitsbereich erscheint in einer anderen farbigen Leuchtschrift. Das Gerät muss eine halbe Million gekostet haben. Sie nennen es ein Pragmatometer.«

      »Und daran können Sie sehen«, sagte Busby, »was das Institut bereits für das Land tut. Die Pragmatometrie wird eine große Zukunft haben. Hunderte von Leuten spezialisieren sich darauf. Wahrscheinlich wird diese analytische Anzeigetafel schon veraltet sein, bevor das Gebäude überhaupt fertig ist!«

      »Ja, bei Gott«, sagte Feverstone. »Und N. O. selbst hat mir heute Morgen erzählt, dass die sanitären Einrichtungen des Institutsgebäudes ganz außergewöhnlich sein würden.«

      »Das stimmt«, sagte Busby mit Nachdruck. »Ich sehe nicht, warum man das für unwichtig halten sollte.«

      »Und was halten Sie davon, Studdock?«, fragte Feverstone.

      »Ich denke«, sagte Mark, »James hat bereits den wichtigsten Punkt erwähnt, dass nämlich das Institut seine eigene Rechtsabteilung und seine eigene Polizei haben wird. Ich gebe keinen Pfifferling auf Pragmatometer und Luxustoiletten. Das Wesentliche ist, dass wir diesmal wissenschaftlich an die großen sozialen Aufgaben herangehen und dabei von der ganzen Macht des Staates unterstützt werden, ebenso wie in der Vergangenheit Kriege von der ganzen Macht des Staates unterstützt wurden. Es ist natürlich zu hoffen, dass man mit diesen Mitteln weiter kommt als die alte ungebundene Wissenschaft. Auf jeden Fall wird es mehr Möglichkeiten geben.«

      »Verdammt«, sagte Curry mit einem Blick auf seine Uhr. »Ich muss jetzt gehen und mit N. O. reden. Wenn Sie nach dem Wein noch Kognak möchten, die Flasche steht in diesem Schrank. Schwenker sind in dem Fach darüber. Ich werde so bald wie möglich zurückkommen. Sie wollen doch nicht schon gehen, James?«

      »Doch«, erwiderte der Quästor. »Ich will früh zu Bett. Aber lasst ihr beiden euch nicht stören. Ich bin schon den ganzen Tag auf den Beinen, müssen Sie wissen. Wer an diesem College ein Amt bekleidet, ist ein Dummkopf. Ständige Sorgen. Erdrückende Verantwortung. Und dann gibt es Leute, die einem erzählen wollen, dass all die kleinen Bücherwürmer, die ihre Nasen bloß in die Bibliotheken und Labors stecken, die eigentliche Arbeit tun! Ich wüsste gern, wie Glossop und seine Freunde ein Tagespensum bewältigen würden, wie ich es heute hinter mir habe. Auch Sie, Curry, hätten ein leichteres Leben, wenn Sie bei der Volkswirtschaft geblieben wären.«

      »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt …«, begann Curry, doch der Schatzmeister hatte sich bereits erhoben, beugte sich über Lord Feverstone und erzählte ihm irgendeine lustige Anekdote.

      Als die beiden Männer den Raum verlassen hatten, sah Lord Feverstone