Traumzeit für Millionäre. Roman Sandgruber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roman Sandgruber
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783990401842
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rel="nofollow" href="#ulink_6fe14d87-03d5-57a5-9c93-143da0184aca">Kapitalismus als Religion

       Reichtum und Bildung

       Reichtum und Mobilität – Schmelztiegel Wien

       Quinquin – Heirat und Sexualität im Umbruch

       Alles Netzwerke und Seilschaften!

       „Orden sind mir wurscht!“

       Aussteiger und Schwarze Schafe

       Das große Steuerunrecht

       Der Aufstand der Armen

       Die Politik der Reichen

       TEIL V: REICH LEBEN

       „O, wie herrlich lebten sie!“

       Die Orte der Reichen

       Jagdergebnisse und Jagderlebnisse

       Bergeroberungen

       Millionäre auf dem Rad

       Herrenreiter

       Herrenfahrer

       Polo und Golf – die neuen Spiele der Reichen

       Tennisbeziehungen und Tennisduelle

       TEIL VI: REICH STERBEN

       Reich zu sterben ist eine Schande

       Leben und Weiterleben

       Das Buddenbrook-Syndrom

       Wachsen und Zerstören

       „Wenn das Haus fertig ist, kommt der Tod“

       Die Katastrophe des Holocaust

       TEIL VII: AUSBLICK

       Die Wiederkehr der Ungleichheit

       Anmerkungen

       Literatur

       TEIL VIII: DIE 929 REICHSTEN WIENER IM JAHR 1910

       Kurzbiographien

       Geldeinheiten und Umrechnungen

       Personenregister

       Bildnachweis

       Ein „Amerikaner in Österreich“: Karl Wittgenstein verdiente sein Vermögen mit Eisen und Stahl. Foto von Ferdinand Schmutzer, um 1908.

      „Wenn man Zeit hat, und in der Laune ist,

      baut man Fabriken, erobert Länder,

      schreibt Symphonien, wird Millionär

      … aber glaube mir, das ist doch alles nur Nebensache.

      Die Hauptsache – seid ihr! – ihr – ihr! … “

       Arthur Schnitzler, Das weite Land, 1910

      Wien um 1910: Die Reichshaupt- und Residenzstadt hatte die Zweimillionengrenze überschritten und träumte von vier Millionen, in einem Reich, das auf 52 Millionen Einwohner angewachsen war. Wien war zur siebtgrößten Stadt der Welt und viertgrößten Europas geworden: ein Schmelztiegel der Nationen, eine Hochburg der Künste und Wissenschaften, eine Stadt der Träume, aber auch der harten sozialen und nationalen Gegensätze, zugedeckt von schmelzenden Operettenmelodien und verzopftem Hofzeremoniell. Für die einen war es die „gute alte Zeit“, das „Zeitalter der Sicherheit“ und ein „letzter Glanz der Märchenstadt“, für die anderen ein „Tanz auf dem Vulkan“, ein „Völkerkerker“ und ein Warten auf die „letzten Tage der Menschheit“. Noch regierte der alte Franz Joseph, Kaiser von Österreich und König von Ungarn, König von Böhmen, Markgraf von Mähren, Erzherzog von Österreich, Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain, gefürsteter Graf von Tirol, König von Galizien und Lodomerien. Immer noch auch mit dem Titel eines Königs von Jerusalem und – merkwürdig genug im Lichte der späteren Geschichte – eines Herzogs von Auschwitz. Es war Klimts Wien, Mahlers Wien, Schnitzlers Wien, Wittgensteins Wien, Freuds Wien, Herzls Wien, Rothschilds Wien, Luegers Wien. Hitlers Wiener Jahre begannen 1908, Trotzki lebte hier von 1906 bis 1914 und Stalin recherchierte im Jahr 1913 in Wien. Josip Broz, später Tito genannt, wohnte im selben Jahr in Neudörfl und arbeitete in den Daimler-Werken in Wiener Neustadt.

      Es war eine spannende Zeit, in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Technik, in der Politik. Wien glänzte als Mekka der Medizin. Die Grundlagen von Physik und Chemie wurden neu definiert. In Geschichte, Ökonomie, Soziologie, Rechtswissenschaften, überall wurden Höchstleistungen vollbracht. Die Kunst war in raschem Umbruch. Noch dominierten die historisierenden Stile. Aus heutiger Sicht aber ist es die Zeit des Jugendstils. Hans Makart hatte eine ganze Epoche geprägt. John Quincy Adams malte die feudalen Eliten, Gustav Klimt die modischen Aufsteiger, besser gesagt deren Frauen und Töchter. Josef Hofmann richtete ihre Villen ein. Adolf Loos provozierte den Kaiser mit seinem direkt vor die Hofburg platzierten Haus ohne Schnörkel und Verzierungen. Arthur Schnitzler, der einflussreichste und umstrittenste Dichter der Epoche, provozierte Theaterskandale, Arnold Schönberg provozierte mit neuer, nie gehörter Musik,