Liselotte Welskopf-Henrich
Über den Missouri
Die Söhne der Großen Bärin VI
Roman
Palisander
eBook-Ausgabe
© 2015 by Palisander Verlag, Chemnitz
Erstmals erschienen 1951/1966 im Altberliner Verlag, Berlin
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Covergestaltung: Anja Elstner unter Verwendung einer Zeichnung von Karl Fischer
Mit einer Illustration von Herbert Prüget
Lektorat: Palisander Verlag
Redaktion & Layout: Palisander Verlag
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-957840-10-3 (e-pub)
Die Söhne der Großen Bärin
1. Band: Harka
2. Band: Der Weg in die Verbannung
3. Band: Die Höhle in den schwarzen Bergen
4. Band: Heimkehr zu den Dakota
5. Band: Der junge Häuptling
6. Band: Über den Missouri
Liselotte Welskopf-Henrich (1901 - 1979) war eine deutsche Schriftstellerin und Wissenschaftlerin. In den Jahren der Naziherrschaft war sie am antifaschistischen Widerstandskampf beteiligt. Ihre Erfahrungen aus der Weimarer Republik und dem »tausendjährigen Reich« verarbeitete sie in ihren Romanen »Zwei Freunde« und »Jan und Jutta«. 1951 erschien die Urfassung ihres Indianerromans »Die Söhne der Großen Bärin«, den sie später zu einem sechsteiligen Werk erweiterte. 1966 erschien »Nacht über der Prärie«, der weltweit erste Gesellschaftsroman über die Reservationsindianer im 20. Jahrhundert. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod, entwickelte sie diese Thematik in vier weiteren Bänden weiter. Darüber hinaus war sie seit 1960 Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität und seit 1962 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sowohl als Wissenschaftlerin als auch als Schriftstellerin fand sie internationale Anerkennung. Die Stammesgruppe der Oglala verlieh ihr für ihre tatkräftige Unterstützung des Freiheitskampfes der nordamerikanischen Indianer den Ehren-Stammesnamen Lakota-Tashina, »Schutzdecke der Lakota«.
Gewidmet
jenen tapferen Männern, Frauen und Kindern
der Dakota-Oglala,
die nach vielen Leiden
unter den schwierigsten Voraussetzungen
ihr neues Leben aufbauen.
Es wird mir immer eine Ehre sein,
von ihrer Stammesgesellschaft
den Namen
Lakota-Tashina
empfangen zu haben,
und ich möchte mich dessen würdig erweisen.
Liselotte Welskopf-Henrich
Inhaltsverzeichnis
Schlusswort der Autorin aus der Erstausgabe von 1951
Geschichtliche Bemerkungen der Autorin aus der Erstausgabe von 1951
Der Gefangene
Weihnachten und die Sonnenwende waren längst vorüber. Die Tage wurden schon länger als die Nächte, aber die Kälte, die erst spät mit voller Strenge eingesetzt hatte, wollte nicht weichen, und die Bewohner der rauhen Prärien erwarteten noch schwere Schneefälle. Das kleine Fort am Niobrara lag einsam und verlassen. Auf dem Turm hielt Pitt in Pelzkleidung Wache. Ohne viel Aufmerksamkeit schaute er über die hügelige, steppenartige Landschaft, über Sand und kurzes Gras, über den seichten Fluss und die von Frühjahrs- und Herbstwassern abgefressenen Ufer, hinein in den Wirbel von Schneekristallen und Sandwehen. Dabei fiel ihm der Tag ein, an dem er zum ersten Mal zu dieser Vorpostenstation in der Prärie geritten war. Auch damals war es dem Kalender nach schon Frühling, auch damals hatte es aber noch gestürmt. Pitt sagte zu sich selbst, dass er in dem abgelaufenen Jahr sowohl auf Fort Randall am Missouri als auch auf diesem kleinen Fort am Niobrara wahrhaftig mehr Schlechtes als Gutes erlebt habe. Er wollte den Dienst so bald als möglich aufgeben und hinüberreiten zu der Agentur der neuen Dakotareservation. Vielleicht gab es dort ein besseres Auskommen für einen kleinen Mann. Red Fox, erfahrener Präriejäger und Gauner, hatte dem Stummelnasigen in dieser Richtung Hoffnungen gemacht.
Während Pitt den ereignislos