Viele junge Menschen bringen sich im Sport und bei anderen Tätigkeiten immer wieder in Gefahr, sehen diese Gefahr aber oft nicht, weil sie denken, dass schon nichts passieren wird, dass sie jedenfalls immer gesund aus Gefahrenbereichen herauskommen. Diese Gleichgültigkeit der Gesundheit gegenüber zeigt sich besonders bei jungen Menschen auch in der Ernährung, in dem Mangel an Bewegung, in dem Genuss von Rauschmitteln aller Art. In jungen Jahren denken viele, dass sie trotz allem ein Anrecht darauf haben, gesund zu bleiben, denn der junge, starke Körper macht diese unklugen Belastungen meist sehr lange mit.
Irgendwann jedoch verändert sich das Bild und es treten Unfälle oder im Älterwerden Krankheiten auf: Es kommen die ersten Einschränkungen entweder für kurze Zeiträume oder für die restliche Dauer des Lebens auf einen zu. In diesen Phasen fangen die Menschen oft das erste Mal an, über ihre Lebenssituation nachzudenken, bemerken sehr häufig das erste Mal, dass in ihrem Leben etwas falsch läuft. Wer gesundheitliche Einschränkungen in seinen Lebensabläufen hinnehmen muss, der ist zuerst einmal sehr irritiert und wehrt sich dagegen. Oft dauert es sehr lange, bis man in der Lage ist, diese Art der Einschränkungen anzunehmen.
Häufig stellt der Betroffene aber auch fest, dass er oder sie durchaus in der Lage wäre, an der persönlichen Situation etwas zu verändern und eventuell zu verbessern. Wer als an Diabetes Erkrankter Diät hält und seine Medikamente zu sich nimmt, kann über lange Zeiträume fast Beschwerde frei leben. Wer nach einem Unfall mit Physiotherapie an sich arbeitet, kann sehr häufig wieder Beschwerdefreiheit erreichen. Jedoch erfordert all das eine große Selbstdisziplin und auch einen starken Willen und Durchhaltevermögen.
„Jeder ist seines Glückes Schmied“, das ist ein altbekanntes Sprichwort. Sicherlich kann man seinen Gesundheitszustand nicht immer beeinflussen, aber durch eine geeignete Lebensweise kann sehr häufig die Abwehrlage des Körpers verbessert werden, so dass man nicht so empfänglich für Krankheiten ist. Demnach spielt die Lebensweise bei der Gesunderhaltung eine große Rolle.
Spätestens dann, wenn der Mensch Beschwerden in irgendeiner Art bekommt und damit leben muss, fängt er oder sie an, nach Möglichkeiten zu suchen, die persönliche Lebenssituation zu verbessern. Als einfacher Weg erscheint sehr häufig der Griff nach Medikamenten, die die Situation oft kurzfristig verbessern können. Jedoch ist allgemein bekannt, dass Medikamente auch Nebenwirkungen haben, die nicht erwünscht sind. Und so bleibt die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für die persönliche Gesundheit, die keine oder nur wenige Nebenwirkungen aufweisen.
Und nun kommt der Gedanke, das Leben an sich zu verändern, Lebensstrukturen, die sich eingespielt haben, kritisch zu durchleuchten. Und schon erkennen viele, dass sie zu wenige Pausen und Ruhezeiten haben, dass sie sich zu wenig bewegen, dass sie sich ungesund ernähren, dass sie zu viel Gewicht haben, dass sie immer im Stress und in Hetze ihr Leben führen.
Auf jeden Fall haben fast alle erwachsenen Menschen, die in der Tretmühle des Alltags, in dem Spagat von Beruf und Familie zerrieben werden, zu wenig Zeit für sich selbst, für Hobbies, für Freunde und Anderes. Hierbei gilt es, den Frauen einen besonderen Raum zu geben, denn auch heute ist es noch so, dass die Mehrzahl der Frauen neben ihren Berufen die Hauptarbeit bei der Kindererziehung und im Haushalt übernimmt. Zwar bahnt sich gerade, politisch erwünscht, bei der jungen Generation ein gewisser Wandel an, aber der verändert die Grundsituation zurzeit noch nicht nennenswert.
Auch wenn heute – ebenso wie früher – noch immer viele Pilger aus religiösen Gründen einen Pilgerweg belaufen, kommen heute noch viele andere Aspekte dazu, die die Attraktivität des Pilgerns ausmachen: Hier seien sportliche Aktivität, Kennenlernen von Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten, Neugierde auf ein anderes Land, kulturelle Interessen und Abenteuerlust als weitere Intentionen beim Pilgern genannt.
Gesundheit und Camino – Zusammenhänge
All’ diese Aspekte führen dazu, dass eine Pilgerreise auf einem der zahlreichen Caminos für viele Menschen eine Chance wäre, sich für eine gewisse Zeit auf das eigene Leben zu besinnen, ganz egal in welcher beruflichen oder privaten Situation man gerade steckt. Dieses kann ein Segen sein, wenn man Krankheiten vorbeugen will oder wenn man nach überstandenen Krankheiten weitere Hilfen für die Heilung geben will.
Wer sich für eine längere Zeit, mindestens zwei bis drei Wochen, aus seinem Beziehungsgeflecht lösen kann, weil andere in der Familie die anstehenden Aufgaben übernehmen, hat die Chance, eine aktive Gestaltung der freien Zeit wie z.B. Urlaub zu versuchen. Eine überschaubare Zeit mit sich allein zu verbringen, Zeit zu haben, neue Orte, neue Länder, interessante Natur kennenzulernen und zu bewundern, das kann jeden Pilger bereichern, beglücken, aus seiner Lethargie des Alltags herausreißen. Zeit für neue Gedanken, Zeit für neue Menschen und ihre Gedanken, Zeit für sich selbst ohne Rücksichtnahme auf andere, das kann für jeden Menschen eine neue Chance bedeuten. Probleme verblassen, werden weit zurückgelassen, und der Pilger taucht in eine neue Welt ein, die sich ausschließlich mit den lösbaren Problemen des Tages beschäftigt. Wie ist das Wetter? Wie weit ist meine Tagesetappe? Reicht mein Trinkwasser aus? All das sind Probleme, die lösbar sind, die aber auf dem Wege an jedem Tage wieder auftreten werden.
Gut bekommt dem Pilger eine Auszeit, um seinen Körper in frischer Luft in der Natur zu kräftigen, wenn man jeden Tag auf neuen Wegen läuft. Mit jedem Tag fällt es leichter, den schweren Rucksack zu tragen, fällt es leichter, den nächsten Berg zu erklimmen. Guter Schlaf und Konzentration auf die Beschaffenheit der oft sehr steinigen Wege, all das lenkt ab von den normalen Sorgen des Alltags. Die Natur verwöhnt die Seele, die Freiheit des Wanderns macht das Herz leicht und die Anstrengung kräftigt den Körper.
Das alles gibt neue Impulse für das weitere Leben. Dazu kommen Gespräche mit anderen Pilgern, die über neue Dinge und über ihr Leben berichten, und so verändert sich die Blickweise auf das eigene Leben, wenn man ein wenig Abstand davon gewinnt. Und schließlich finden die meisten Pilger, auch wenn sie durchaus nicht alle aus religiösen Gründen unterwegs sind, eine Form der Spiritualität, die sie auf ihrem Weg begleitet, die sie verändert und für ihr weiteres Leben stärkt.
Viele erringen auf dem Camino einen Sieg über sich selbst, weil sie mit einem starken Willen die Aufgabe bewältigen, die sie sich gesteckt haben. Und das macht sie dann dankbar und glücklich und gibt ihnen Stärke, weil sie wissen, dass sie in der Lage dazu sind, viel mehr zu schaffen, als sie sich ursprünglich zugetraut haben.
Und so bedeutet das Laufen auf den Jakobswegen eine ungeheure Bereicherung für den ganzen Menschen, verändert ihn, gibt neue Impulse und zeigt im wahrsten Sinne des Wortes „neue Wege“, auch neue Wege für das künftige Leben.
Geschichtliches zu den Caminos: Jakobswege in Europa
Als Jakobsweg, im Spanischen „Camino de Santiago“, bezeichnet man das Wegenetz, das, durch ganz Europa verlaufend, zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Galizien in Spanien führt. Seit gut tausend Jahren sind Pilger unterwegs, um Santiago zu erreichen. Sie wandern, fahren mit dem Rad oder reiten auf Pferden, was früher sicherlich häufiger der Fall war als heute. In den Jahren 1970 bis 1980 begann man besonders in Spanien die Jakobswege wieder zu beleben und zu kennzeichnen. Dies führte dazu, dass bereits 1993 der spanische Hauptweg, der Camino Frances, in das Unesco-Welterbe aufgenommen wurde. Und ab 1987 gab der Europarat den Wegen der Jakobspilger in ganz Europa den Namen „Europäische Kulturroute“.
Die Namensgebung des Jakobsweges rührt von Jakobus her, einem der Jünger von Jesus Christus, der an dem Ort begraben sein soll, an dem die Kathedrale von Santiago de Compostela errichtet wurde. Bereits im Mittelalter pilgerten die Menschen nicht nur nach Rom und Jerusalem, sondern auch nach Santiago de Compostela, um einen Ablass von ihren Sünden zu erreichen. Jedoch führten Jahre der Kriege und auch Pestepidemien dazu, dass diese Wege nach Santiago de Compostela viele Jahre