Der Duft von Pfirsichen. Denise Hunter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Denise Hunter
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783961400836
Скачать книгу
du ganz satt, mein Schatz?“

      „Ja.“ Gracie rieb sich die Augen mit ihren kleinen drallen Fingern, die Zoe zum Glück gerade saubergemacht hatte.

      Die Band würde bald eine Pause einlegen, und Zoe hoffte, dass Kyle dann bereit zum Aufbruch war. Sie hatten dann zwar erst ein Set gespielt, aber Gracie musste ins Bett. Doch dem Fanclub nach, der sich langsam um Kyle scharte, würde es schwer werden, ihn hier herauszubekommen.

      Brady kam mit ihren Getränken zurück zum Tisch, als die Band ihre erste Pause ankündigte. Hope schlängelte sich um die anderen Tische, wo sie sich immer wieder bei den Gästen nach ihrer Zufriedenheit erkundigte.

      „Soll ich sie mal nehmen?“, fragte Brady mit einem Nicken in Gracies Richtung, die sich an ihre Schulter gekuschelt hatte.

      „Mir geht’s gut.“

      „Pause.“ Hope ließ sich auf einen Platz an ihrem Tisch fallen und hob eine Augenbraue, während sie Brady in Augenschein nahm. „Schickes Hemd, Collins.“

      Brady schaute an sich hinab, während er eine Serviette anfeuchtete. „Auf das möglicherweise einer ein Bäuerchen gemacht hat. Vielleicht, vielleicht auch nicht.“

      „Ach, lustige Farben stehen dir doch. Die heben deine Sonnenbräune hervor.“

      „Genau das war mein Ziel.“

      „Wo ist denn der kleine Sammy?“, fragte Hope. „Ich will kuscheln.“

      „Mein Wochenende mit ihm ist kürzer ausgefallen als geplant. Lange Geschichte.“

      „Das war ein tolles Set“, sagte Zoe. „Die Band ist noch besser, als ich sie in Erinnerung hatte.“

      „Wir müssen dich da raufkriegen, Süße. Beim nächsten Set. Komm schon, bitte, bitte!“

      „Du solltest das machen“, sagte ihr Bruder.

      „Oh nein. Ich habe diese Woche frei.“ Beim Gedanken, vor all diesen vertrauten Gesichtern zu singen, wurde ihr Mund ganz trocken. Außerdem würde Kyle das nicht gefallen, und die Stimmung zwischen ihnen war so geladen, dass der Stromschlag einer Entladung einen ausgewachsenen Elefanten umgehauen hätte.

      „Aber ihr solltet Kyle bitten zu singen“, sagte Zoe. „Der würde das wahrscheinlich machen.“

      „Ernsthaft? Die Band würde eher ihren Auftritt beenden, als ihn auf die Bühne zu lassen.“ Hope stützte ihre Arme auf dem Tisch auf und beugte sich näher zu ihr. „Zoe, wann wirst du diesen Loser endlich verlassen? Der tut dir nicht gut.“

      Brady hob seine Cola. „Weiter so, Hope. Recht hast du.“

      Es war nichts, was Zoe sich nicht selbst schon Hunderte Male gesagt hatte. Sie und Kyle hatten mit „nur Freunde“ angefangen, aber jetzt war ihr Leben, ihr Lebensunterhalt, mit seinem verwoben. Und sie hatte nicht den Schneid, das aufzudröseln.

      Hope legte ihre Hand auf Zoes Arm. „Komm nach Hause. Übernimm die Plantage. Du wirst eine Unterkunft haben – ein stabiles Zuhause für Gracie, in der Nähe deiner Familie.“

      „Du hättest ein gutes Auskommen“, sagte Brady. „Und wir wären immer für dich da.“

      Zoe weigerte sich zuzugeben, dass ihr genau das den ganzen Tag durch den Kopf gegangen war. „Hört auf, euch auf mich einzuschießen.“

      „Du bist uns wichtig, Zoe“, sagte Hope. „Und uns gefällt nicht, wie er dich behandelt.“

      Zoe schaute reflexartig zum Tisch nebenan, nur, um festzustellen, dass Kyle seinen Blick auf sie gerichtet hatte. Sie wusste, dass er ihre Unterhaltung nicht hören konnte, aber aufgrund der Art, wie er sie mit schmalen Augen fixierte, fragte sie sich, ob er nicht doch telepathische Fähigkeiten besaß.

      Ein Schauder jagte ihr über den Rücken. Sie unterbrach den Blickkontakt und begann, mit ihrer freien Hand in ihrer Handtasche herumzuwühlen. Wonach sie suchte, wusste sie selbst nicht.

      „Du bist anders“, sagte Brady. „Er hat dich von deiner Familie isoliert. Merkst du das denn nicht?“

      „Was wird das hier, habt ihr euch gegen mich verschworen?“ Sie lief rot an, während sie weiter in ihrer Tasche kramte und schließlich einen Lippenpflegestift fand. Mit zitternder Hand rieb sie Gracies Lippen damit ein.

      „Du brauchst ihn nicht“, sagte Hope. „Wenn du wegen der Band bei ihm bleibst, na, Last Chance würden dich sofort nehmen. Ich weiß, die sind nicht so groß wie Brevity, aber der Stil passt viel besser zu dir. Bitte denk darüber nach.“

      „Du weißt, warum Granny dir die Plantage hinterlassen hat. Weil du hierhin gehörst. Weil du da schon immer hingehört hast. Du kannst sie nicht verkaufen. Willst du denn wirklich zusehen, wie das alles nicht mehr der Familie gehört?“

      Auf einmal hatte Zoe es satt, gesagt zu bekommen, was sie tun sollte. Was sie denken sollte. Was sie fühlen sollte. „Hört auf, mich unter Druck zu setzen!“

      Brady und Hope wechselten einen Blick.

      „Wir wollen dich nicht unter Druck setzen, Süße“, sagte Hope und drückte ihre Hand. „Wir wollen nur dein Bestes.“

      Zoe fühlte mehr, als dass sie es sah, wie die Eingangstür sich öffnete. Ihr Herz tat einen ordentlichen Schlag, als Cruz über die Schwelle trat und die Menschenmenge in Augenschein nahm. In seinem Karohemd und den abgetragenen blauen Jeans sah er aus wie der Traum eines jeden Landmädchens.

      Zoe riss ihren Blick los und schob sich vom Tisch weg. „Ich gehe mit Gracie aufs Klo.“ Mit dem überraschten kleinen Mädchen an der Hand wich Zoe den Tischen aus, eilte den kurzen Flur hinunter und duckte sich in die Damentoilette, während ihr Herzschlag dem Rhythmus des lebhaften Lieds folgte, das aus den Lautsprechern dröhnte.

      Cruz sah sich in dem gutbesuchten Restaurant um. Es war packend voll heute, wie immer, wenn Last Chance spielten. Seine Freunde hatten ihm versprochen, ihm einen Platz freizuhalten, aber weil er wusste, dass die Kellnerinnen heute kaum nachkamen, ging er erst einmal an die Bar, an der sich die Menschen aneinanderdrängten.

      Sein Blick blieb an einer Frau hängen, die in die entgegengesetzte Richtung hastete. Es dauerte einen Moment, bis er Zoes schlanke Gestalt erkannte. Beim Anblick des Kindes an ihrer Hand ballte sich in seiner Magengrube eine Faust zusammen. Er schaute weg.

      Diese letzten Wochen, bevor sie verschwunden war, fingen an, sich in lebhaften bunten Farben vor seinem inneren Auge zu wiederholen. Das altbekannte Ziehen in seiner Brust kehrte zurück, machte ihm das Atmen schwer. Er musste aufhören, an sie zu denken. Bald würde sie wieder verschwunden sein, genau wie beim letzten Mal, und er hatte keine Lust mehr, diese wunde Stelle seiner Seele pflegen zu müssen.

      Als er an der Reihe war, bestellte er einen Drink und nahm Geld aus seinem Portemonnaie. Er war gerade dabei, den Geldbeutel wieder in seine Hosentasche zu stopfen, als sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten.

      Überraschung, Überraschung. Eine Armlänge entfernt stand Kyle, der ihn mit einem schadenfrohen Funkeln in seinen kalten blauen Augen anstarrte.

      Das Lied endete, und einige lange Herzschläge lang überwog das lebhafte Rauschen der Menschenmenge.

      Kyle zog einen Mundwinkel hoch. „Huntley. Wie ich sehe, hängst du immer noch in dem Nest hier fest.“

      Das sollte ein Gruß sein, aber der spöttische Tonfall und der selbstgefällige Gesichtsausdruck weckten in Cruz den Wunsch, ihm einen Kinnhaken zu verpassen.

      „Jimmerson.“ Er täuschte Gleichgültigkeit vor, aber er konnte nicht anders, er musste gegenhalten. „Wie geht’s meinem Mädchen?“

      Kyles Lippen wurden zu einem geraden Strich. Seine Nasenlöcher blähten sich. Muskeln, die wahrscheinlich in irgendeinem tollen Fitnessraum in irgendeinem schicken Hotel gestählt worden waren, traten vor, als er seinen Rücken durchstreckte.

      Cruz