Am Morgen ist dem Andreas der Traum noch sehr gegenwärtig. Er lächelt zum Bild auf.
„Ich hoffe, du findest ihn“, sagt er leise.
Dann beginnt die Übersetzung von Annas Geschichte. Die kennt Andreas aus seinen Träumen. Vieles an Einzelheiten kommt jetzt hinzu, die Erschütterung des Priesters, seine Erkenntnis über Recht und Unrecht in dieser Welt. Die ist mit Herren und Knechten keine Welt unseres Herren. Päpste und Gegenpäpste suchen die weltliche Macht, nicht die Seelen, stürzen ihre Priester deshalb in eigene Not, weil nicht jeder im Beichtstuhl um Vergebung bittet, vielmehr da Hilfe erfleht. Gebete und Vertröstung aufs Jenseits wirken schal, wenn ein Mensch an seinem Schicksal zerbricht. Die Kirche muss auch echte Wege aufzeichnen, tätige Hilfe im Hier und Heute versuchen, eine neue Straße weisen und zu ihr hinführen. Bei Anna ist es dem Priester gelungen. Er weiß, dass es im päpstlichen Sinne falsch war, einer Frau im Lehren oft so nahe zu sein. Obwohl kein fleischliches Begehren dabei war, zählt es zur Sünde. Die beichtet der Priester nicht, schreibt nur nieder und gibt sein Bekenntnis in die Erde, die Gott für alle erschuf.
Damit enden die lesbaren Zeilen. Sie wurden auf Tierhaut geschrieben. Die Tinte konnte da gut einziehen. Es scheint, als seien einige Lagen besonders präpariert worden, um sie vor dem Verfall schützen zu können.
Andreas schaut auf. Das Bild zeigt keine Bewegung. Ist Anna jetzt schon zu Hause, weil dies hier gedruckt werden wird?
„Ich danke dir“, sagt er leise. „Du hast mir beim Übersetzen die Gedanken geführt. So konnte ich in deine Zeit einsteigen, in ihr leben und nun den Vorgaben meines Professors absolut gerecht werden. Wenn meine Arbeit gedruckt ist, werde ich sie dir zeigen, dann bist du zu Hause.“
Haben ihm ihre Augen mit leiser Bewegung der Lider eben geantwortet? Vielleicht. Manchmal glaubt er fast, alles geschehe nur in seiner Fantasie, weil er sich in das Bild der Schönen verliebt hat. Aber nie hat er so gut und auch so schnell übersetzt. Im Traum ist ihm Anna erschienen, hat von ihrem Leid und ihrem Leben erzählt. Er konnte in ihren Blick und ihr Lächeln einsteigen. Während seiner Arbeit wuchs das Verstehen der Zeit, die er ergründen sollte. Er weiß, wie sie war durch Annas Blick und die Träume von ihr.
„Du bist mein Wunder“, flüstert er noch einmal leise. „Wunder geschehen auch in der heutigen Zeit. Wir müssen nur an sie glauben.“
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