Post für Dich aus Amora!. Birgit Cremer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Birgit Cremer
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783957442079
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ist, fuhren wir mit der Bahn. Was sind schon neun Stunden in einem schwankenden, stickigen, völlig überfüllten Zugabteil mit unbequemen Sitzen, nach Knoblauch stinkenden oder schnarchenden Mitreisenden und kreischenden Kindern, wenn man frisch verliebt ist.

      In der französischen Hauptstadt angekommen, fühlten wir uns, als wären wir in 80 Tagen um die Welt gereist. Die Fahrt mit dem Taxi zum Hotel war das nächste Highlight. Ich weiß noch, dass wir schon nach einem Zettel kramten, um unser Testament zu machen, aber dann sind wir, welch ein Wunder, doch unfallfrei vor unserem Quartier gelandet.

      Das gebuchte Hotelzimmer hatte zwar die Größe einer Sardinenbüchse, und das Bett war so klein wie ein Kinderbett, doch was macht das schon, wenn man sich auf Hochzeitsreise befindet.

      Abgesehen von der schäbigen Unterkunft war unser Aufenthalt in Paris einfach traumhaft. Du denkst sicher auch noch gerne daran zurück. Tagsüber haben wir uns die Schuhsohlen durchgelaufen, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Ich weiß schon gar nicht mehr, was wir alles gesehen haben. Du wolltest jedenfalls unbedingt auf den Eiffelturm hinauffahren. Wir haben uns stundenlang in der Schlange an der Kasse angestellt, und als wir endlich an der Reihe waren, bist du plötzlich ganz bleich geworden, denn dein Portemonnaie war restlos leer.

      Du hast der Dame im Kassenhäuschen irgendwas von einem Überfall erzählt und gefragt, ob denn ein frisch vermähltes Paar nicht ein paar Freikarten bekommen könnte. Dein umwerfender Charme, oder lag es doch eher an deinem Schulfranzösisch, hat bei dem »alten Drachen« jedenfalls keinen Eindruck gemacht.

      Die Ursache für die Ebbe in deinem Geldbeutel war natürlich nicht ein Diebstahl, sondern mein ausgiebiger Einkaufsbummel im berühmten »Lafayette«. Du hattest schon Blasen an den Füßen und deshalb in einer netten Sofa-Ecke Zuflucht gesucht, während ich die Schätze des Konsumtempels inspizierte. An dem todschicken Seidentuch mit »Paris-Motiv« konnte ich einfach nicht vorübergehen, und die ausgeflippte Krawatte war wie für dich gemacht.

      Leider war ich im Kopfrechnen noch nie so gut und die Preise doch ziemlich gesalzen. Die Verkäuferin war sogar so lieb, mir ein paar Francs nachzulassen. Ich hab ihr erzählt, die Krawatte wäre mein Hochzeitsgeschenk für dich, sonst hätte ich noch Schulden machen müssen.

      Nach einer »Beichte« meinerseits und einem dicken Versöhnungskuss haben wir uns dann auf den Weg zurück ins Hotel gemacht, um unser Geld aufzufüllen und die erworbenen Souvenirs in Sicherheit zu bringen.

      Beim zweiten Anlauf Richtung Eiffelturm hat uns dann das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als wir zwei Tage später wieder vor dem Kassenhäuschen standen, ging ein richtiger Wolkenbruch hernieder und wir flüchteten uns ins nächste Café. Wir haben dann ein paar Fotos vom berühmtesten Turm Frankreichs gemacht und uns vorgenommen, irgendwann mal wieder herzukommen und die Fahrt nach »oben« nachzuholen.

      Die Nächte in Paris waren immer besonders schön. Wir saßen in romantischen Bistros, schlürften herrlichen Rotwein, naschten französische Spezialitäten und genossen ausgiebig das einmalige Flair dieser Weltstadt. Den absoluten Höhepunkt unserer Reise sollten wir jedoch am letzten Abend erleben – bei einem Besuch im weltberühmten »Moulin Rouge«!

      Dank deiner lieben Tante Hella, die zur Hochzeit einen großzügigen Scheck geschickt hatte, konnten wir uns diesen Luxus leisten. Es war ein einmaliges, unvergessliches Erlebnis. Wir fühlten uns wie in die dreißiger Jahre zurückversetzt und waren in Gedanken vereint mit Nick und Nora Charles. Voller Vorfreude auf ein atemberaubendes, spritzig-erotisches Bühnenspektakel betraten wir den prachtvollen, im Stil der Belle Epoque ausstaffierten und in warmes Rot getauchten Cabaret-Saal und nahmen an dem uns zugewiesenen Tisch Platz. Die Kellner waren im Frack und bedienten uns sehr zuvorkommend mit einer Verbeugung.

      Wir schwelgten gerade in einer anderen Sphäre, da huschte etwas an meinem Bein vorbei unter unseren Tisch. Ich traute meinen Augen kaum, es war eine ausgewachsene graue Maus.

      Ich konnte nicht mehr an mich halten und stieß einen spitzen Schrei aus, der jeder Theaterdiva würdig gewesen wäre.

      Die Gäste um uns herum sahen mich entsetzt an, und die Kellner liefen alle gleichzeitig herbei. Ein Glück, dass mein Französisch etwas holprig klang und somit nicht das ganze Publikum den Grund meiner Aufregung verstand.

      Du hast erst mal mich, dann die aufgescheuchten Kellner sowie den herbeigeeilten Manager beruhigt. In deiner coolen, lässigen Art hast du dann sehr erfolgreich mit den Herren verhandelt. Wir wurden zum besten Tisch mit direktem Blick zur Bühne gebeten, bekamen eine exquisite Flasche Champagner, das aktuelle Programmheft und ein hübsches Opernglas gratis. Was so eine kleine Maus alles bewirken kann. Wir mussten uns beherrschen, nicht lauthals loszulachen, und hatten für den Rest des Abends ein seliges Grinsen im Gesicht!

      Mit uns war es eben von Anfang an nicht eintönig. Ich bin mal gespannt, welche Anekdoten du noch von unseren Flitterwochen gespeichert hast. So, nun muss ich aufhören. Wie du weißt, beginnt in einer halben Stunde mein Gymnastikkurs. Ich wollte eigentlich schwänzen, aber nach der Kuchenschlacht heute Nachmittag muss ich dringend was für meine Figur tun. Ich liebe dich!

      Bussi,

      deine Nora

       Amora, den 24.11.2010

      Geliebte Nora,

      »waahouw« – was für ein Empfang, dabei war ich doch nur für einen Tag in Stuttgart! Erst die herzliche Begrüßung samt inniger Umarmung an der Haustür und anschließend dieses köstliche Abendessen auf italienische Art: Minestrone, Tagliatelle al salmone und zum Dessert Tiramisu.

      »Mille grazie, Liebling, ich bin dir echt dankbar!«

      Gemüsesuppe, Lachsnudeln und kalorienfreundlicher Nachtisch waren allererste Sahne. Kompliment an den Pizza-Service! Sollten wir den nicht auch an Weihnachten einschalten?

      Aber damit nicht genug – »getoppt« wurde dieser muntere Mix gelungener Überraschungen noch durch einen wahren Augenschmaus, nämlich deinen bezaubernden Brief, den ich gerade mit optischem Heißhunger verschlungen habe!

      Visuelle Übelkeit hingegen verursachte mir während meiner Geschäftsreise der Stuttgarter Hauptbahnhof – der sieht vielleicht runtergekommen aus. Ich fürchte, wenn kein Wunder geschieht, wird er wohl bald ganz unter der Erde liegen.

      Bereits jetzt schon »unterirdisch« war in der Schwabenmetropole allerdings das Mittagessen, zu dem mich meine Auftraggeber eingeladen hatten: Man hätte die »Maultaschen in der Brühe« besser umbenennen sollen in »klumpig-kleines Inselpaar im großen Salzsee«! Zurück in die Küche damit! Selbst meine Stuttgarter Geschäftspartner machten mit diesem Teller-Gericht kurzen Prozess und verweigerten die Nahrungsaufnahme.

      Dafür nahmen die Herren mit großer Zustimmung die von unserer Agentur erstellte Imagebroschüre über ihr Unternehmen auf – und das mit leerem Magen!

      Ebenfalls mit leerem Magen, zugleich aber vollauf zufrieden, trat ich per Bahn die Heimreise an und freute mich schon auf ein paar »Wienerle« im Bordbistro.

      Wie ein Schlag in den hohlen Bauch und ohne jede Vorwarnung traf mich daher die abrupte LautsprecherDurchsage, dass sich in diesem Zug heute ausnahmsweise kein Bistro befindet.

      Jetzt weißt du auch, warum ich mich eben mit solchem Heißhunger aufs italienische Abendmahl gestürzt habe!

      Und dann, quasi als Sahnehäubchen, noch dieser süße Brief, der sogar das gehaltvolle Tiramisu um Längen übertrifft!

      Apropos Tiramisu – habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass dies auch ein Lieblingsdessert von Tante Hella ist? Schon allein beim Anblick solch einer Süßspeise ist sie wie von Sinnen und vergisst völlig ihren Cholesterinspiegel!

      Die gute Tante Hella »us Kölle« – ohne sie und ihren kölschen Humor wäre das Verhältnis zu meinen Eltern wohl endgültig in die Brüche gegangen. »Jeder Jeck es anders«, lautete das Motto, mit dem sie erste Schlichtungsversuche zwischen ihnen und mir unternahm.

      Hinzu kam der segensreiche Vorschlag,