Funde
Bei der Bergung des Fundes ließ sich noch feststellen, dass es sich um einen Depotfund handelte, der möglicherweise von einem Kaufmann niedergelegt wurde. Alternativ wird aber vorgeschlagen, es sei der Besitz eines Angehörigen der Oberschicht gewesen (Abb. 16).
Zu dem Fund gehören 81 Teile aus Gold mit einem Gesamtgewicht von 2,543 kg. Würde es sich hier um Feingold (999er Gold) handeln, so betrüge der Marktwert im August 2015 gut 100.000 EUR, jedoch ist der reine Goldwert etwas niedriger anzusetzen. Eine Analyse des Goldbarrens (siehe unten) zeigte eine Zusammensetzung von 80 Prozent Gold und 18 Prozent Silber. Der Wert liegt daher bei etwa 66.000 EUR.
Es fanden sich in dem Tongefäß acht goldene Schalen ganz unterschiedlicher Form, deren Wandungen hauchdünn getrieben waren. In ihrer Größe reichen sie in der Höhe von 5,5 bis 7,5 cm und erreichen einen Durchmesser von 7,5 bis 12,5 cm. Sie enthielten ihrerseits insgesamt 73 Goldgegenstände. Bei diesen Objekten handelt es sich um Halsringe, Armbänder und Spangen. Den weitaus größten Anteil hatten aber Armspiralen mit 60 Exemplaren und Doppelspiralen, von denen 55 Stück vorhanden waren. Die Spiralen lassen sich im Grunde einfach als gebogener Golddraht bezeichnen. Zusätzlich fanden sich noch ein Goldbarren und mehrere kleinere Goldstücke (Abb. 17).
Abb. 16 Eberswalder Goldschatz.
Abb. 17 Eberswalde. Das örtliche Museum zeigt Kopien der Funde aus dem Schatz.
Die Fundstücke zeigen eine große handwerkliche Kunstfertigkeit. Die großen Schalen sind dafür das beste Beispiel. Die Treibarbeit bedurfte vieler Erfahrung; ein Schlag zu viel und die ganze Mühe war umsonst. Auch das sorgfältig ausgeführte ornamentale Dekor, mit Punzen ausgeführt, zeigt das Können des bronzezeitlichen Goldschmieds.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen durch die Archäologen ergab für den Schatzfund eine Entstehungszeit in der späten Bronzezeit. Dabei rückt vor allem das 9. Jh. v. Chr. in das Zentrum.
Das Museum befindet sich im ältesten Fachwerkhaus der Stadt, das sicher für das Jahr 1623 belegt ist. In den letzten Jahren erfolgten Umbauarbeiten, um das Gebäude barrierefrei zu gestalten. Heute besitzt das Haus eine Ausstellungsfläche von 700 m2.
Die Sammlungen thematisieren Stadt- und Regionalgeschichte. Schwerpunktmäßig geht es um Industriegeschichte des 18. Jhs. und der Forstwirtschaft im frühen 19. Jh.
Bedeutend ist natürlich der Schatzfund von Eberswalde, der den Besucher in seinen Bann zieht. In einer großen Wandvitrine sind die „Goldfunde“ mit ausführlichen Beschriftungen eindrucksvoll präsentiert. Selbst das Tongefäß findet sich hier als Kopie. Die Repliken in Eberswalde zeichnen sich die durch ihre handwerkliche Anfertigung aus. Daneben gibt es viele Kopien, die im Gegensatz dazu als Galvanoplastiken hergestellt wurden.
Museum Eberswalde
Steinstraße 3
16225 Eberswalde
Tel.: 03334 - 64520
https://eberswalde.de/Museum.1711.0.html
Literatur
A. Hänsel, Der Schatz von Eberswalde im Ränkespiel von Wissenschaft und Politik: zum hundertjährigen Jubiläum des größten bronzezeitlichen Goldfundes von deutschem Boden, Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 49 (2013);
J. Petrasch, Eberswalde und die Württembergische Metallwarenfabrik. Geschichte der galvanoplastischen Kopien. Goldenes Sakralgerät der Bronzezeit: Bericht über das Kolloquium vom 17. bis 20. Mai 2001, Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums (2003) S. 101–104;
E. Probst, Deutschland in der Bronzezeit (1999) S. 351. 334 Abb. 44.
Der Ort Lossow – heute ein Teil der Stadt Frankfurt a. d. Oder – stellt sich noch immer als typisches brandenburgisches Dorf dar. Doch beherbergt es eine eindrucksvolle Wallanlage, die über zwei Jahrtausende hinweg den Menschen der Region nicht nur Schutz vor Feinden bot, sondern auch religiöses Zentrum war.
10FRANKFURT (ODER) – LOSSOW: EINE STARKE BEFESTIGUNG ÜBER JAHRTAUSENDE
Brandenburg/Berlin
Lossow, kaum mehr als Flecken, ist heute ein Teil von Frankfurt (Oder), von dem es ca. 7 km südlich liegt. Im Laufe der Geschichte immer wieder geplündert und zerstört, bietet der Ort eine ländliche Idylle. Doch mit der „Schwedenschanze“ besitzt er das bedeutendste Bodendenkmal Brandenburgs.
Ausgrabungen
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Berlin nach Breslau im Jahr 1844 begann die Erforschung der Wallanlage, die im Volksmund als „Schwedenschanze“ bekannt war und mit Ereignissen aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) in Verbindung gebracht wurde. Bei der Anlage der Trasse stieß man erstmals auf archäologische Funde. Aber von systematischen Forschungen konnte man erst ab 1898 sprechen. Diese fanden zunächst unter der Federführung des Historischen Vereins in Frankfurt statt. Dann wurden sie aber von 1909 bis 1919 durch das Völkerkundemuseum in Berlin fortgesetzt, obwohl der Erste Weltkrieg ab 1914 die personellen Ressourcen des Deutschen Reiches schwer belastete. Erst 1926 konnten die Untersuchungen wieder aufgenommen werden, die aber auch nicht abschließend waren, wie weitere Grabungen 1968, 1980 bis 1984 und 2009 belegen.
Funde und Befunde
Die Wallanlage (Abb. 18) befindet sich etwa 7 km südlich von Frankfurt und etwa 1,5 km östlich von Lossow. Aufgrund ihrer Lage war sie gut geschützt: Im Osten findet sich die „Steile Wand“ und nach Süden hin liegt ein steiles Tal, sodass nur im Norden und Westen eine Befestigung angelegt werden musste. Vom Grundriss her handelt es sich um ein unregelmäßiges Viereck mit den Maßen von 240 x 200 m. Der umschließende Wall war als Holz-Erde-Mauer angelegt, der etwa 4 bis 6 m hoch war. Das umschlossene Areal weist eine Fläche von 4,8 ha auf; das entspricht fast jener von sechs Fußballfeldern. Bezieht man es auf die Fläche der heutigen Ortschaft, so macht sie knapp 7 Prozent aus. Die Stelle, an der sich die Befestigung befindet, wurde erstmals im 12. Jh. v. Chr. besiedelt. Etwa zwei Jahrhunderte später entstand die erste Befestigung. Im Laufe der Ausgrabungen konnten die Archäologen ausreichend Holzmaterial finden, um eine Altersbestimmung mit der C14-Methode durchzuführen, die eine Datierung für den Wall in die Zeit von 1115 bis 955 v. Chr. ergab. Auch das Innere brachte spannende Ergebnisse. Es zeigte sich nämlich bei den Ausgrabungen, dass hier während der Bronzezeit eine prosperierende