Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chris Vandoni
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783939043737
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herbestellt. Nach seinen Erfahrungen dürfte es gut und gerne noch einmal solange dauern, bis von denen jemand hier aufkreuzte. Zum Glück war dies eine wenig befahrene Gegend, sonst wäre es bestimmt schon längst zu einem Verkehrschaos gekommen.

      Obwohl es außer ein paar harmlosen Pannen mit solchen Transportern bisher noch nie Probleme gegeben hatte, hasste sie Conchavez. Fahrzeuge, die nicht von Menschen gelenkt wurden, wirkten auf ihn unheimlich und beängstigend. Er traute der Technik nicht. Er hatte auch keine Lust, in das Gefährt einzusteigen, um nachzusehen, was nicht in Ordnung war. Sollten sich doch die Spezialisten darum kümmern.

      Conchavez mochte auch die Leute vom technischen Sicherheitsdienst nicht. Alles aufgeblasene Angeber und Möchtegernagenten. Spielten sich groß auf, obwohl sie nur eine kleine Unterabteilung der Bundespolizei bildeten.

      Aus purer Neugier überquerte er die Straße, näherte sich dem Transporter und umrundete ihn mit einer Stablampe in der Hand. Plötzlich hielt er inne. In der Seitenwand des Gefährts klaffte ein Loch mit ausgefransten Rändern. Zuerst dachte er an ein Geschoss, das hier eingeschlagen sein könnte. Doch sogleich verwarf er diesen Gedanken wieder, denn die Ränder der Öffnung konnten unmöglich von einer Rakete oder etwas Ähnlichem verursacht worden sein.

      Er ging noch näher heran und richtete den Lichtstrahl direkt auf das Loch. Dann zuckte er erschrocken zurück. War da nicht eine Bewegung?

      Fast zufällig zeigte der Lichtstrahl auf den Rand des Lochs. Conchavez stockte beinahe der Atem. Rund um die Öffnung krabbelte es, als wäre ein Insektenschwarm am Werk. Aber das konnten unmöglich Insekten sein. Die einzelnen Partikel waren viel zu klein.

      Wahrscheinlich das Ergebnis irgendeines chemischen Experiments, mutmaßte er. Sofort trat er zurück, überquerte die Fahrbahn und begab sich wieder zu seinem Aerobike. Kurz darauf entdeckte er am Horizont einen nahenden Fluggleiter.

      Na endlich, dachte er. Sollten die sich mit dem Zeugs auseinandersetzen.

      Die blinkenden Positionslichter wurden größer und heller. Wenig später setzte der Gleiter mitten auf der Straße zur Landung an. Er hing eine Weile in der Luft und senkte sich langsam auf die Fahrbahn. Als er aufgesetzt hatte, verstummte das Heulen und Summen. Die Positionslichter blieben eingeschaltet. Starke Scheinwerfer tauchten den Ort des Geschehens in taghelles Licht.

      »Na, kommt schon, ihr Idioten«, murmelte Conchavez vor sich hin. »Steigt endlich aus und übernehmt den Fall. Ich will weiter.«

      Es dauerte noch fünf Minuten, bis zwei Männer und eine Frau in Uniformen ausstiegen und sich ihm mit energischen Schritten näherten.

      »Ich bin Special Agent Colette Hastings vom Technical Security Service. Dies sind die Agents Frank Peters und Don Holloway!«, herrschte ihn die Frau sogleich an. »Was ist hier los?«

      Anscheinend hatte sie das Sagen. Die beiden Männer blieben schweigend und mit finsterer Miene hinter ihr stehen.

      Fehlt nur noch die Sonnenbrille, dachte er belustigt.

      »Sergeant Luis Conchavez von der Traffic Patrol«, antwortete er kühl, blieb weiter an sein Aerobike gelehnt und nickte zum Transporter. »Sehen Sie doch selbst nach. Der Scheißklotz soll ein sogenannter Robo-Transporter sein, aber er rührt sich keinen Zentimeter vom Fleck. Laut Kontrollcode gehört das Ding dem Pharmakonzern Norris & Roach. Die haben hier irgendwo in der Wüste eine Niederlassung. Und da ist ein Loch in der Seitenwand.«

      »Mir ist bestens bekannt, dass es sich hier um einen Robo-Transporter handelt. Ich bin zwar eine Frau, aber nicht dumm«, blaffte sie ihn an. »Wir haben die Meldung über eine Störung erhalten. Wir wollen wissen, was Sie bis jetzt festgestellt haben.«

      So eine eingebildete Zicke.

      »Nichts! Außer diesem Loch«, sagte er gelassen. »Es gehört nicht zu meinem Aufgabenbereich, den Grund für liegen gebliebene Fahrzeuge technisch zu analysieren. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, solche Fälle zu melden.«

      Die Frau schnaubte verächtlich und nickte Agent Peters zu, worauf sich dieser wie von der Tarantel gestochen umdrehte und sich in Richtung Transporter in Bewegung setzte. Er umrundete ihn und kehrte kurz darauf wieder zurück.

      »Da ist tatsächlich ein Loch in der Seitenwand«, sagte er mit monotoner Stimme.

      »Schauen Sie im Innern nach, was los ist«, befahl sie ihm kühl.

      Daraufhin drehte er sich erneut um, öffnete die Noteinstiegsluke und verschwand darin.

      Der Transporter besaß keine Führerkabine im üblichen Sinne, sondern nur eine Notfallsteuerkonsole, die sich auf der Seite des Fahrzeugs befand. Damit konnte es manuell zur nächsten Wartungszentrale gelenkt werden.

      Conchavez berichtete der Frau mit gleichgültiger Stimme, wie er den Transporter auf seiner Patrouille vorgefunden hatte. Agent Holloway stand währenddessen weiterhin unbeweglich und leicht versetzt hinter ihr und verzog keine Miene.

      Vielleicht ein Robo-Agent.

      Während Conchavez wiederholt in abfälliger Weise seine persönliche Meinung über diese Art von Fahrzeugen kundtat, erklang aus dem Transporter ein markerschütternder Schrei. Die noch bis vor kurzem so kühle Frau und die Statue des Mannes hinter ihr drehten sich erschrocken um und eilten zur Einstiegsluke. Conchavez lief hinterher. Hastig steckte Colette Hastings ihren Kopf in die Öffnung und zog ihn sogleich wieder zurück. Dann verharrte sie eine Weile und starrte mit aschfahlem Gesicht entsetzt auf die Öffnung.

      »Was ist los?«, fragte Agent Holloway verwirrt, der zum ersten Mal menschliche Züge erkennen ließ. »Was haben Sie gesehen?«

      Die Frau trat zur Seite und sah ihm in die Augen. Der überhebliche und arrogante Ausdruck war wie weggeblasen. Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht.

      Conchavez trat an die Öffnung und steckte vorsichtig den Kopf hinein. Obwohl das Licht im Innern sehr spärlich war, konnte er den Grund von Hastings Entsetzen sofort erkennen. Agent Peters’ Körper lag auf unnatürliche Weise gekrümmt auf dem Boden der Kabine. Das Gesicht und die Hände waren mit einer eigenartigen, dunkelgrauen Substanz überzogen. Mund und Augenhöhlen wirkten wie dunkle Krater. Seine Uniform war in sich zusammengefallen, als wäre der Körper, der vor kurzem noch darin gesteckt hatte, verschwunden. Das Eigenartigste war jedoch, dass sich die dunkelgraue Substanz zu bewegen und zu verformen schien, als würde ein Insektenschwarm einen Kadaver vollständig bedecken und zersetzen. Conchavez kannte keine Insekten, die etwas Derartiges in so kurzer Zeit fertigbrachten.

      Angewidert trat er zurück und drehte sich zu Colette Hastings um. »Was ist das?«, fragte er verstört.

      »Ich weiß es nicht. So etwas habe ich noch nie gesehen. Scheint irgendeine Art von Insekten zu sein.«

      »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Insekten einen menschlichen Körper in so kurzer Zeit vernichten können. Zumindest keine, die in unseren Breitengraden vorkommen.«

      Abrupt wandte sie sich von ihm ab, trat unbeholfen einen Schritt vor und sagte mit zittriger Stimme: »Sergeant Holloway, benachrichtigen Sie die Seuchenschutzbehörde. Sie sollen ein Team herschicken.«

      »Jawohl, Ma’am«, antwortete dieser kurz.

      »Sergeant Conchavez, bitte rufen Sie noch weitere Patrouillen hierher und lassen Sie die Gegend weiträumig abriegeln. Niemand darf sich diesem Transporter nähern.«

      Conchavez lief zu seinem Aerobike und benachrichtige über den Kommunikator die Leitstelle.

      Eine Stunde später wimmelte es von Menschen. Die Leute der Seuchenschutzbehörde erschienen mit drei Gleitern und einem großen Transporter, der ein fahrbares Untersuchungslabor enthielt.

      Die Verkehrspatrouille hatte die Gegend hermetisch abgeriegelt. Niemand konnte sich unbemerkt dem Ort des Grauens nähern. Menschen in weißen Schutzanzügen liefen wild durcheinander. Conchavez’ Vorgesetzter der Traffic Patrol und noch ein paar andere anscheinend wichtige Leute waren ebenfalls erschienen und stellten ihm immer wieder dieselben Fragen. Doch auf seine eigene Frage, was mit Sergeant Peters passiert sei, erhielt er keine Antwort. Langsam begann