Darauf müssen wir uns einstellen. Bei konsequentem Klimaschutz könnte sich die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten auf dem aktuell hohen Niveau stabilisieren, längerfristig verlangsamen. Im Worst-Case-Szenario der Wissenschaft sind bis Ende unseres Jahrhunderts durchschnittlich etwa 30 bis 70 Hitzetage in Wien, 30 bis 60 in Bern und 20 bis 35 in Berlin nicht ausgeschlossen. Die meisten von uns werden das wohl nicht mehr erleben. Aber bereits jetzt stellt sich für uns die Frage: Wie können wir möglichst hitzefest werden?
DIE EINEN FEIERN, DIE ANDEREN STÖHNEN
Bei heißem Wetter teilen wir uns in ZWEI FRAKTIONEN. Die einen genießen die pralle Sonne in vollen Zügen, fühlen sich bei Hitze richtig wohl und fit. Sehnen sie sogar herbei.
Andere hingegen können es an Sonnentagen kaum erwarten, dass der Abend kommt, die Sonne wieder untergeht und das Thermometer fällt. Sie freuen sich schon auf den nächsten kühlen Regentag.
Welcher Hitzetyp sind Sie? HITZEFAN, der erst aufblüht, wenn sich die Temperaturen nach oben bewegen? Der sich gerne ausgiebig in die Sonne legt und für den der Sommer eine himmlische Jahreszeit ist? Dem es scheinbar nie zu heiß wird? Oder HITZEMISANTHROP, der bei Hitze leidet, unverträglich wird und kein gutes Haar an der Sonne lässt? Schon eine nahende Hitzewelle kann ihm die Laune verderben. Die Lebensfreude der Hitzefans regt ihn auf, und erst die Mücken! Im Urlaub flüchtet er am liebsten in den kühlen Norden, wenngleich die Mücken dort im Sommer auch nicht ohne sind. Der Sommer: die Hölle auf Erden.
UNTERSCHIEDLICHES
HITZEEMPFINDEN
Wir kennen das: Wir sitzen an einem milden Sommerabend mit ein paar Leuten auf einer Terrasse. Wenn die einen bereits fröstelnd nach Schal oder Jacke kramen, fühlen sich die anderen bis spät in den Abend hinein kurzärmelig pudelwohl.
Woran liegt das? Das ist nicht nur Psychologie, sondern hat auch handfeste Ursachen. So empfinden Menschen Hitze oft sehr unterschiedlich. Je nachdem, ob sie Frau oder Mann, jung oder alt, groß oder klein, beleibt oder dünn, muskelbepackt oder schmächtig, fit oder untrainiert, gesund oder krank sind. Die Beschaffenheit unserer Haut spielt dabei ebenso eine Rolle wie unsere Behaarung, es macht einen Unterschied, ob wir mit einer Lockenpracht oder einer Glatze unterwegs sind. Ein hitzegewohnter Bauarbeiter oder ein sonnenentwöhnter IT-Mensch. Die einen vertragen Hitze besser, die anderen kommen schlechter mit ihr zurecht.
Für unsere Hitzeverträglichkeit mitentscheidend ist auch, wo wir leben. Menschen der nördlichen Hemisphäre sind hitzeempfindlicher als die, die im sonnigen Süden oder nahe dem Äquator aufgewachsen sind.
LAUT STUDIEN finden Mitteleuropäer 21 bis 24 Grad am angenehmsten, weiter nördlich liegt die individuelle Wohlfühltemperatur tiefer, weiter südlich höher.
Doch die Psychologie darf nicht unterschätzt werden. Es spielt durchaus eine Rolle, wie wir Hitze gegenüber eingestellt sind. Ob uns schon vor ihr graut, wenn wir bloß an sie denken. Oder heiße Tage als den Inbegriff eines richtigen Sommers empfinden. Im Urlaub haben wir meist eine größere Hitzetoleranz als im stressigen Alltag. Für viele gehören heißere Temperaturen zum Urlaubsfeeling einfach dazu.
ALLES
GEWÖHNUNGSSACHE?
Grundsätzlich ja, sogar an hohe Temperaturen und große Temperaturunterschiede können wir uns gewöhnen. Wer je aus der Winterkälte in die heiße Sonne gereist ist, weiß das. Uns zu akklimatisieren, dauert aber eine Weile. Wir managen das im Grunde auch regelmäßig im Übergang von den kälteren Jahreszeiten auf die heißen Sommermonate. Meist passt sich der menschliche Körper in ein bis zwei Wochen gut an die Hitze an. Im frostigen Norden dauert die Umgewöhnung um etliches länger.
Im Prozess der Akklimatisierung vergrößert sich nach und nach das Blutvolumen im menschlichen Körper, er schwitzt schneller und mehr. Das begünstigt die kühlende Verdunstung auf der Haut. Zugleich lernt der Körper, weniger Elektrolyte über den Schweiß auszuschütten, damit er die für ihn lebenswichtigen Stoffe nicht verliert. Die Körpertemperatur kann damit auf einem erträglichen Niveau gehalten werden, die Herzfrequenz reguliert sich automatisch herunter. Und schon lässt sich die Hitze besser verkraften.
Wer länger in einem heißen Land gelebt hat, tut sich auch anderswo bei Hitze leichter. Man hat im HITZEALLTAG gelernt, damit umzugehen. Eine vorübergehende Hitzewelle hierzulande kann einen dann nicht so schnell aus der Bahn werfen.
Wichtig ist daher auch, dass wir uns nicht nur in temperierten Räumen aufhalten. Das verringert unsere Anpassungsfähigkeit an Hitze (wie auch Kälte).
HITZE HILFT
GEGEN HITZE
Hitzeverträglichkeit kann geübt werden. Wer im Sommer zwei- bis dreimal pro Woche in der Sauna schwitzt oder schweißtreibenden Sport betreibt, hilft dem Körper, sich an Hitze zu gewöhnen. Beides hat den Effekt, dass wir auch im Alltag mit hohen Temperaturen besser klarkommen. Damit das funktioniert, müssen wir uns regelmäßig erhitzen und am besten schon rechtzeitig damit beginnen.
DER MENSCHLICHE THERMOSTAT
Unsere inneren Organe und das Gehirn funktionieren am besten, wenn ihre Temperatur, die Körperkerntemperatur, möglichst konstant auf 36 bis 37 Grad gehalten wird. Der Körper setzt alles daran, sie auch bei Hitze UNTER KONTROLLE zu behalten.
Das schafft er bei durchschnittlichen Außentemperaturen spielend mithilfe des Blutkreislaufs. In einem ausgeklügelten Kühlsystem fließt das Blut zur Kühlung an die Hautoberfläche und gekühlt wieder retour. So reguliert der Körper den Wärmehaushalt. Bei hohen Temperaturen müssen Herz und Kreislauf auf Hochtouren laufen, um den Organismus vor Überhitzung zu schützen. Bei einer anhaltenden Hitzewelle können sie auch einmal an ihre Grenzen geraten. Dann drohen gesundheitliche Probleme. Um dem vorzubeugen, müssen wir den Körper bei der Wärmeregulierung unterstützen.
IM KÖRPER GIBT ES ZWEI VERSCHIEDENE TEMPERATUR-ZONEN. IN KOPF UND RUMPF, WO SICH DAS GEHIRN UND DIE WICHTIGSTEN ORGANE BEFINDEN, DIE KÖRPERKERN-TEMPERATUR. IN DEN GLIEDMASSEN UND AN DER KÖRPER-OBERFLÄCHE DIE KÖRPERSCHALENTEMPERATUR, AUCH ALS OBERFLÄCHENTEMPERATUR BEZEICHNET.
EIN CLEVERES
KÜHLSYSTEM
Die Schaltzentrale für die körpereigene Wärmeregulierung ist unser Gehirn. Sensoren, die überall im Körper verteilt sind, messen laufend die Temperatur und melden sie nach oben. Die Zentrale vergleicht sie mit dem Sollwert des Körperkerns von 36 bis 37 Grad. Droht Überhitzung, setzt das Gehirn die körpereigenen Kühlmechanismen in Gang. Als Erstes weist es das vegetative Nervensystem an,