I L.I.K.E. my job. Reinhard Lindner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Reinhard Lindner
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная публицистика
Год издания: 0
isbn: 9783990406120
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sich vorwiegend in Krisenzeiten. Wie viel ist ein Versprechen wert, wenn die Sonne einmal nicht scheint? Auf wen kann ich zählen, wenn Ruhm und Glanz verblassen? Hier zeigt sich der wahre Charakter. Unternehmen machen häufig den Fehler, dass sie Loyalität zwar vom Mitarbeiter einfordern, sich selbst aber, wenn es darauf ankommt, nicht loyal verhalten. Beim Mitarbeiter entsteht so schnell das Gefühl, betrogen oder ausgenützt zu werden. Loyalität verhält sich reziprok, beruht also auf Gegenseitigkeit und ist somit keine Einbahnstraße. Wertschätzende Worte des Chefs können helfen. Wesentlich mehr Wirkung zeigen Taten.

      Warum ist die Loyalität der Mitarbeiter dem Arbeitgeber gegenüber gerade in Japan so hoch? Ist sie immer noch so hoch? Da ich regelmäßig beruflich in Japan zu tun habe, konnte ich feststellen, dass selbst dort die Loyalität abnimmt. Spätestens als zu Beginn der 90er Jahre riesige Konzerne wie Sony oder Toyota ein Tabu gebrochen haben und begannen, Mitarbeiter in größerem Stil zu kündigen, wirkte sich das auf die Loyalität der Mitarbeiter aus. Vergleichsweise ist sie in Japan aber immer noch sehr hoch. Die Gründe dafür sind relativ einfach erklärt. Das Leben eines Japaners wird von seinem Arbeitgeber bestimmt. Der Lebensinhalt eines Japaners liegt vorrangig in seiner Arbeit. Selbst die Familie spielt in Japan eine untergeordnete Rolle. Der Arbeitgeber sichert die Existenz und somit den Wohlstand. Die Familie kann das nicht. Der Arbeitgeber bestimmt auch in einem hohen Maß die Freizeit seiner Mitarbeiter. Japaner arbeiten offiziell nicht um so viel länger als Europäer oder Amerikaner, aber sie nehmen durchschnittlich drei- bis viermal pro Woche an Veranstaltungen teil, welche die Firma organisiert. Es ist auch keine Seltenheit, dass sich Japaner Arbeit mit nach Hause nehmen. Japaner wissen oft mit ihrer Freizeit wenig anzufangen. Die Freizeitbeschäftigung reduziert sich zumeist auf Restaurantbesuche, Shoppen und Gamblen. Die Karriereleiter nach oben folgt in Japan immer noch stark dem Senioritätsprinzip. Wenn man das Unternehmen wechselt, fängt man meist von vorne wieder an. Dazu kommt, dass die Firmen in Japan alle ziemlich ähnlich strukturiert sind und somit ähnlich ticken. Wer bei Canon nicht glücklich ist, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit bei Minolta auch nicht werden.

      Wenn sich ein Japaner vorstellt, passiert es immer noch häufig, dass er zuerst den Firmennamen nennt, dann seine Funktion und zum Schluss seinen Namen. Man liest immer wieder davon, dass Japaner sich zu Tode arbeiten, vor Erschöpfung am Arbeitsplatz sterben. Oder, wenn das Unternehmen in Konkurs geht, den Freitod wählen. Gott sei Dank sind das aber nur Ausnahmen. Ich habe die Japaner in beruflichen Situationen zumeist als sehr glücklich und ausgeglichen wahrgenommen. Ist diese Art von Loyalität, wie sie von Japanern weitgehend immer noch gelebt wird, in unserer dynamischen Welt überhaupt erstrebenswert? Viele Gründe sprechen dagegen, da die Flexibilität und vor allem die Kreativität stark darunter leiden. Dies ist sicherlich auch ein Grund, warum die japanische Wirtschaft bereits seit zwei Jahrzehnten stagniert, wenngleich das Niveau der Wirtschaftsleistung immer noch unglaublich hoch ist.

      Solidarität wiederum ist mehr nach außen gerichtet. Solidarität steht oftmals in einem politischen oder ethischen Kontext und spiegelt eine gemeinsame (äußere) Haltung wider. Sich solidarisch erklären, verweist häufig auf ein Mitgefühl oder zumindest hohes Verständnis jemand anderem gegenüber. Solidarität drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen, Gruppen oder Organisationen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus. „Die Solidarität der Streikenden war ungebrochen“, ein Satz, der die Geschichte geprägt hat. Welche Kraft und Energie von Solidarität ausgehen können, beweist die Bewegung, welche Lech Wałęsa in den 80er Jahren in Polen ins Leben gerufen hat. Unter dem Begriff „Solidarnosc“, was nichts anderes bedeutet als Solidarität, hat er im tief kommunistischen Polen eine Gewerkschaft gegründet. Ein einfacher Elektriker aus einer Danziger Schiffswerft wurde später Ministerpräsident und erhielt in weiterer Folge den Friedensnobelpreis. Gedanklich weitergesponnen, hat er sogar die ehemalige Sowjetunion (UDSSR) in die Knie gezwungen und zu Fall gebracht. Vielleicht klingt dies etwas weit hergeholt, aber wenn wir uns den Verlauf der Geschichte ansehen, kann man diesem Gedanken etwas abgewinnen. Die Aufstände in den Schiffswerften an der Ostsee und die anhaltenden Demonstrationen gegen das Regime waren so stark, dass dies auf andere Städte in Polen übergriff und letztlich einen Flächenbrand ausgelöst hat. Das Verlangen nach Freiheit und Demokratie fand immer mehr Anhänger und wurde auch vom damaligen – aus Polen stammenden – Papst Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) stark unterstützt. 1989 wurden dann als Erstes die Grenzen in Ungarn geöffnet. Kurz darauf fiel die Berliner Mauer. Etwa zur selben Zeit kam Michail Sergejewitsch Gorbatschow an die Macht, und mit Glasnost und Perestroika begann der Zerfall der Sowjetunion. Ich hatte vor einigen Jahren die große Ehre, mit Lech Wałęsa in Danzig ein Interview zu führen. Auf die Frage, wie er als einfacher Elektriker einer Schiffswerft diesen gewaltigen Stein ins Rollen gebracht hat, gab er mir sehr bescheiden zur Antwort: „Die Zeit war reif, ich hatte ein gutes Timing. Fünf Jahre vorher hätte ich es nicht überlebt und ein paar Jahre später hätte es jemand statt mir gemacht.“ Ich bin heute noch tief beeindruckt von diesem Gespräch und von Wałęsas charismatischer Ausstrahlung.

      Ist eine jahrzehntelange Unternehmenszugehörigkeit das einzige Kriterium, welches die Loyalität von Mitarbeitern unter Beweis stellt? Dieser Frage ist das renommierte Jobportal Karrierebibel.de nachgegangen. Mit über vier Millionen Zugriffen ist es eine der größten Plattformen zum Thema Job, Karriere und Weiterbildung.

       Loyale Mitarbeiter …

      »teilen die Ziele des Unternehmens.

      »bringen sich aktiv ein, um diese zu erreichen.

      »reden nach außen nicht schlecht über ihren Arbeitgeber.

      »zeigen große Motivation.

      »vertreten ein positives Bild der Firma – auch nach außen.

      »tragen mit eigenen Ideen zur Entwicklung und Verbesserung bei.

      »sind bereit, mehr als das Nötigste zu tun.

      »teilen ihre Wechselpläne rechtzeitig mit.

      Umgekehrt gibt es aber auch ein paar Hinweise darauf, wie loyal ein Arbeitgeber zu seinen Mitarbeitern steht und wie ernst die Organisation die (langfristige) Mitarbeiterbindung nimmt.

      Loyale Unternehmer …

      »zeigen regelmäßig (!) Wertschätzung und Anerkennung für geleistete Arbeit.

      »bleiben auch bei Fehlverhalten oder Fehlleistungen fair.

      »geben ein ehrliches und konstruktives Feedback.

      »schaffen eine transparente Kommunikation und vermitteln klare Ziele.

      »erzeugen eine positive Atmosphäre auf Basis von Fairness und Vertrauen.

      »belohnen überdurchschnittliche Leistungen – auch monetär.

      »kümmern sich auch um schwächere Mitarbeiter und fördern deren Potenziale.

      »sorgen im Fall von Personalabbau für sozial gerechte Lösungen.

      Insbesondere der letzte Punkt ist ein Klassiker, an dem die (verbleibende) Belegschaft gut erkennen kann, ob ein Unternehmen in Schieflage sich auf Kosten der Mitarbeiter kuriert. Deshalb betonen Experten regelmäßig, wie wichtig eine sogenannte Trennungskultur ist.7

      Betrachten wir diese Frage aus der Sicht des Arbeitgebers an einem Beispiel, das ich in meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe. Im Zuge einer Firmenübernahme war ein Notariatsakt mit Eintragung im Firmenbuch etc. erforderlich. Der von mir beauftragte Notar erfüllte diese Aufgaben zu meiner vollsten Zufriedenheit. Jedoch bekam ich keine Rechnung für seine Leistung. Ich sagte zu meiner Buchhalterin, sie solle bei der Kanzlei nachfragen, was mit der Rechnung sei. Darauf gab sie mir zur Antwort: „Nein, da fragen wir nicht nach, vielleicht vergessen sie darauf!“ Worauf ich ihr erwiderte, sie möge doch dort anrufen, denn ich möchte für die erbrachte Leistung meine Schuld begleichen. Sie schaute mich mit großen Augen an und meinte, das habe noch kein Chef zu