»Dann hast du ja jetzt die Adresse deines Vaters!«
Klara stutzt. Soweit hat sie überhaupt nicht gedacht!
»Ja, das stimmt, aber das interessiert mich nicht!«
Daheim kommt ihr Marianne in den Sinn: Du wirst geführt und wenn es sein soll, dann wirst du deinen Vater finden. Aber sie möchte ihn nicht finden!
Sie nimmt den Brief noch einmal in die Hand. Was hat ihre Mutter dem Vater wohl nach so langer Zeit geschrieben? Oder ist das gar nicht der erste Brief, den sie an ihren Mann geschickt hat? Diese Fragen lassen Klara nicht in Ruhe. Am liebsten würde sie den Brief lesen. Ich könnte ihn über Wasserdampf öffnen. Die Versuchung ist groß, doch die Skrupel überwiegen.
Die nächsten Tage ist sie viel unterwegs, besucht Künstler und besucht ihre Galerie in München. Ihre Mitarbeiterin möchte die Galerie gerne ganz übernehmen. Klara ist erstaunt, doch sie verspricht, es sich zu überlegen. Sie nimmt sich vor, mit Margo darüber zu sprechen. Vielleicht wäre eine Reduzierung der Arbeit nicht schlecht und sie müsste nicht dauernd nach München fahren. Je länger sie darüber nachdenkt, desto besser gefällt ihr der Gedanke, die Galerie aufzugeben.
Doch der Brief und die Fragen, die er aufwirft, lassen sie nicht in Ruhe. Sobald sie allein in ihrer Wohnung ist, tauchen die Gedanken daran auf wie lästige Besucher, die man nicht mehr loswird. Vielleicht sollte sie ihren Vater in Sorrent doch besuchen. Dieser Gedanke geht ihr nicht mehr aus dem Sinn. Als sie Margo in der Galerie trifft, schneidet sie das Thema an.
»Ich überlege, ob ich meinen Vater doch besuche.«
Margo nickt zustimmend.
»Ich würde das gut finden und vielleicht kann er deine Fragen beantworten.«
Immer wieder überlegt sich Klara, ob sie nun fahren soll, oder nicht. Als sie merkt, wie ihre Gedanken wieder zu kreisen beginnen und die Angst wiederkehrt, ruft sie Marianne an. Sie schildert ihr Problem.
»Klara, hast du Zeit? Kannst du herkommen?«
Klara bejaht freudig. Ein Wochenende bei Marianne ist genau das, was sie gerade braucht! Die Tage am Bodensee sind diesmal zwar verregnet und kühl, doch die Gespräche mit Marianne nehmen ihr den Druck und bringen ihr Klarheit. Sie möchte endlich Antworten auf ihre vielen Fragen erhalten! Im Herbst wird sie ihren Vater in Sorrent besuchen!
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