Im Alter litt sie an Schwäche der Augen und des Gehörs, stellte aber ihre schriftstellerische Tätigkeit trotzdem nicht ein, sondern diktierte ihre Romane. Im Herbst 1818 übersiedelte sie nach Leipzig; dort starb sie am 12. Jänner 1819 an Lungenlähmung.
Sie wird übereinstimmend als außerordentlich liebenswürdige Persönlichkeit geschildert. Für alles Schöne und Gute soll sie Liebe empfunden haben und freundlich und herzenswarm gewesen sein18); dabei wird ihre Festigkeit hervorgehoben. Uns ist kein Bild von ihr erhalten19, doch wird sie als zart und mittelgroß beschrieben; es heißt, daß ihre Stimme fest und weich war; meist soll sie sich weiß gekleidet haben.“
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Diese Informationen zu Christiane Benedikte Naubert, hier im Vorwort zur nunmehr bereits elften Neuauflage der Bücher von Naubert (vgl. Übersicht auf der letzten Seite), sind dem Buch „Der deutsche Frauenroman des 18. Jahrhunderts“20 entnommen, einer großartigen Arbeit von Christine Touaillon21, (geb. 27.2.1878, gest. 15.4.1928), österreichische Literaturhistorikerin und Schriftstellerin.
Dr. Christine Touaillon war eine der ersten Frauen, die in Österreich studieren konnten, im Wintersemester 1897/1898 schrieb sie sich als außerordentliche Hörerin neben ihrer Unterrichtstätigkeit als Volksschullehrerin ein. Im Sommer 1902 holte sie ihr Abitur nach und wurde im Herbst ordentliche Hörerin der Universität Wien. 1905 promoviert sie. Im Herbst 1910 begann ihre Arbeit an der ersten Gesamtdarstellung des deutschen Frauenromans des 18. Jahrhunderts. Die Geschichte, wie sie an das Papier für den Druck kam, ist schon fast eine Anekdote22. 1919 wurde ihr Werk veröffentlicht. Am 11. Juli des Jahres stellte sie das Buch der philosophischen Fakultät in Graz als Habilitationsschrift vor. Dort verschleppte man das Verfahren bewusst, zweifelte die Kompetenz einer Frau an: „Das Kollegium trägt starke Bedenken, ob Frauen überhaupt im Stande sind, auf junge Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren, in dem bestimmte spezifisch männliche Eigenschaften am stärksten hervortreten, den erforderlichen pädagogischen Einfluss zu nehmen. Mittelschüler der oberen Klassen durch Frauen unterrichten zu lassen, hat man bisher nicht gewagt. Ob das bei Hochschülern ersprießlich, ja überhaupt möglich sein wird, ist als recht fraglich anzusehen. Umso mehr muss das zweite in Betracht kommende Moment einer über die gewohnten Anforderungen hinaus festgestellten Fachbeherrschung betont werden.“
Christine Touaillon habilitierte am 10. Juli 1921 als zweite weibliche akademische Lehrkraft an der Universität Wien. Von nun ab war sie Privatdozentin für deutsche Literatur. „Am 15. April starb nach kurzem Leiden im Alter von 50 Jahren Dr. Christine Touaillon, Dozentin an der Wiener Universität. Mit ihr verliert Wien eine der hervorragendsten und sympathischesten Erscheinungen unter den Frauen geistigen Berufes.“23
Im Jahr 2012 wurde in Wien Donaustadt die Christine-Touaillon-Straße nach ihr benannt.
Wenn man die Bedenken des Kollegiums der Universität Graz vom Anfang des 20. Jahrhunderts liest - erklärt sich mit nachfolgendem Zitat aus der Zeit von Christiane Benedikte Naubert (100 Jahre früher), warum Naubert lieber anonym veröffentlichte:
Johann Gottfried Herder (1744-1803): „Sie haben Recht, daß ich auf das gelehrte Frauenzimmer vielleicht zu sehr erbittert bin; aber ich kann nicht dafür: es ist Abscheu der Natur. Eigentliche Gelehrsamkeit ist dem Charakter eines Menschen, eines Mannes schon so unnatürlich, daß wir ihr nur aus Noth uns unterziehen müßen, und dabei doch schon immer verlieren; in dem Leben, in der Seele, in dem Munde eines Frauenzimmers aber, die noch die Einzigen wahren Menschlichen Geschöpfe, auf dem Politischen und Exercierplatz unsrer Welt sind, ist diese Unnatur so tausendmal fühlbarer, daß ich immer sehr fürs Arabische Sprüchwort bin 'eine Henne, die da krähet, und ein Weib, das gelehrt ist, sind üble Vorboten: man schneide beiden den Hals ab!'“24
Oder wie Benedikte Naubert selbst schrieb – nach der Aufhebung ihrer Anonymität in der „Zeitung für die elegante Welt“ 1817 – in einem Brief an Friedrich Kind am 20. Mai 1817: „Sollte jene unbefugte Ausstellung in der eleganten Welt, die ach so sehr schmerzte, und mir ganz unbewußt geschahe, mich Ihnen in einem widrigen Licht gezeigt haben.“25
Doch nun zum Roman „Der Bund des armen Konrads. Getreue Schilderung einiger merkwürdigen Auftritte aus den Zeiten der Bauernkriege des sechszehnten Jahrhunderts.“ Merkwürdig bedeutet hier übrigens „des Merkens würdig“ und nicht, wie im 21. Jahrhundert „seltsam“.
„Jahrhunderte lang schien das Thema des deutschen Bauernkrieges vergessen. Das hatte gute Gründe. Politik und somit auch die Kunst wurde lange Zeit von der feudalen Übermacht bestimmt. Die Feudalherren, der Adel und der Klerus, entschieden über Wohl und Wehe der Kunst und der Künstler. … In Deutschland meldet sich das Thema des Bauernkrieges zuerst wieder in der Literatur. Intellektuelle Anstöße zur Diskussion der nationalen Frage im deutschen Kleinstaatenwesen bot der Deutsche Bauernkrieg mit Goethes Götz von Berlichingen 1773 geschrieben, fand das Drama mit der Weimarer Aufführung von 1804 weitläufigeres Interesse. 1795 erschien in Leipzig Der Bund des armen Konrads. Getreue Schilderung einiger merkwürdiger Auftritte aus den Zeiten der Bauernkriege des 16. Jahrhunderts‘.“26