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den spätern Jahren wurde die offizielle Ausbildungszeit von zwei auf drei Jahre verlängert.

      Zur Absicherung der Technikausbildung bekam Kohren im Sommer 1958 eine werksneuen Traktor vom Typ RS14/​30 Famulus.

      Der Traktor RS14 mit dem Markennamen Famulus, in manchen Regionen auch scherzhaft „Pflaumenmus“ genannt, wurde als Nachfolger des RS04 von 1956 bis 1967 im VEB Schlepperwerk Nordhausen in der DDR gebaut. Am Anfang wurde dieser Traktor noch unter dem Namen „Favorit“ vertrieben, doch 1958 nach Rechtsstreitigkeiten über den Namen„Favorit“ bekam dieser Traktor dann den Beinamen „Famulus“.

      Das Besondere an diesem Schlepper war die moderne Hydraulikanlage und die Dreipunktaufhängung für den Anbau der Arbeitsgeräte.

       Technische Beschreibung der Hydraulik

      Hydraulik:

      Zahnradölpumpe: Fördermenge Q max = 24 l/​min Drehzahl n = 655 - 2450 U/​min

      Arbeitszylinder: Anzahl: 1 Hub: 155 mm Kolben ∅ D = 80 mm

      Ölbehälter: max. Fassungsvermögen 14 Liter Einfüllmenge 6 l

      Der Kraftheber wird hydraulisch betätigt. Die Zahnradölpumpe ist im Schaltgetriebe eingebaut und wird fahrkupplungsunabhängig angetrieben. Das Steuerorgan ist für Heben und Drücken eingerichtet. Wahlschieber zur wahlweisen Inbetriebnahme des Arbeitszylinders der Kraftheberanlage oder aber von Arbeitszylindern angebauter Geräte.

      Den modernsten Traktor im VEG Kohren-Sahlis hatten nun die Lehrlinge.

      Im Frühjahr 1959 war trotz dieses Traktors auch für die Lehrlinge das Düngerstreuen mit der Hand angesagt. Das war im Ausbildungsprogramm und auch eine Prüfungsaufgabe.

      Dünger streuen von Hand wird auf einer Betonfläche oder einer Straße mit Sand geübt. Es sieht einfach aus, ist es aber nicht. Das Laufen, Greifen und Streuen muss in einen ganz bestimmten Rhythmus erfolgen. Wenn das linke Bein vorn ist wird der Dünger gegriffen.

       Eine Werksaufnahme von Nordhausen

      Geht das rechte Bein nach vorn wird gestreut. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Dünger auf der zugewiesenen Fläche, meist eine Drillspurbreite, gleichmäßig verteilt und der Anschluss nach links und rechts gehalten wird. In Abhängigkeit von der Düngerart und der vorgesehenen Streumenge pro ha ist, wie viel man mit der Hand greifen muss. Es ist körperlich anstrengend, man läuft den ganzen Tag und hat bei voller Düngermuhle eine Last von 25 bis 30 kg zu tragen. Außerdem ist man dem Düngerstaub ausgesetzt, den man zwangsläufig einatmet und der in alle Ritzen der Kleidung kriecht.

      Eine Düngermuhle oder auch Molle genannt

      Wenn im Frühjahr die Hochsaison im Düngerstreuen war, wurden in Kohren alle mit einbezogen. Streukolonnen wurden von den Männern des Feldbaus, den Kutschern, den Traktoristen und auch von den Lehrlingen gebildet. 10 bis 12 Mann gehörten zu einer Streubrigade. Die Streuer stellten sich in einer Reihe auf und marschierten auf und ab. Der Wagen mit dem Dünger fuhr im rechten Winkel dazu.

      Die Lehrlinge vom zweiten Lehrjahr waren die Streuer, vom dritten Lehrjahr kam der Fahrer des Famulus, der vor den Düngerhänger gespannt war und auch die zwei „Einschaufler“ auf dem Hänger waren Dreijährige. Diese Truppe war gemeinsam mit einem Lehrausbilder auf dem Feldgrasschlag in Walditz eingesetzt.

      Dieser Schlag hatte das stärkste Gefälle von allen Feldern des Betriebes. An diesem Hang kam der Famulus etwas in das Rollen. Der Fahrer hat wahrscheinlich vor Schreck auch noch die Kupplung getreten. Das Gespann, Traktor und Hänger wurde immer schneller und geriet außer Kontrolle. Der Famulus schleuderte nach links und rechts, so dass der Fahrer im hohen Bogen herausgeschleudert wurde. Die Hängerbesatzung sprang geistesgegenwärtig ab. Der RS 14 kippte um, alle vier Räder schauten nach oben, das Dach war völlig zusammengedrückt, das Lenkrad abgebrochen und die Lenksäule steckte im Boden. Der Hänger hatte sich regelrecht über den Schlepper gewickelt. Unvorstellbar, wenn die Lehrlinge nicht heraus- bzw. herunter gekommen wären. Der materielle Schaden war erheblich, Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt.

      Nun noch einmal zurück zur Düngermuhle.

      Sie wurde auch zum Kartoffeln stecken und Steine lesen benutzt. Gern wurde sie auch von Spezialisten für die Aussaat von Feinsämereien genommen. Die Drillmaschinen der damaligen Zeit waren technisch nicht in der Lage, die Feinsämereien, wie zum Beispiel Klee, auszubringen. Dafür gab es verschiedene Handschleudern und ähnliche Geräte. Die absoluten Spezialisten waren die Männer, die den Klee mit der Hand säten. Mit dem Dreifingersystem, d. h. die Minikörner wurden nur mit drei Fingern gegriffen und dann mit Schwung auf der Fläche verteilt. Es ist schwer zu verstehen, wie diese Leute es fertig gebracht haben, 20 bis 25 kg Kleesamen auf einer Fläche von 10 000 m2 gleichmäßig zu verteilen.

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