In den nächsten drei Jahren versuchte ich zu meditieren und lernte die Übungen, wie ich mich mit meinem Geistführer verbinden kann, doch ich machte kaum Fortschritte, da ich die Gefühle um mich herum nicht verstand, wenn ich mit der feinstofflichen Welt kommunizieren wollte. Das Ganze frustrierte und verwirrte mich nur. Ich fühlte mich auch einsam, weil ich mit niemandem außer meiner Mutter und meinen Schwestern darüber reden konnte. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich im Abseits.
Eines Morgens wachte ich wütend auf und dachte, wenn ich schon Geistführer hatte, dann sollten sie auch einen Weg finden, sich mir zu zeigen. Ich rief: „Wenn ich schon einen Geistführer habe, dann führt mich auch, verdammt noch mal!“ Ich war so frustriert, dass ich meinen Turnschuh durchs Zimmer schleuderte. Ich fühlte mich alleingelassen, weil ich keinen Schritt weiterkam.
Drei Stunden später kam meine Mutter vom Einkaufen nach Hause und ließ eine Zeitung auf meinen Schoß fallen. „Hier“, sagte sie, „das ist doch dein Ding. Ich hab die Zeitung gefunden.“
Ich warf einen Blick darauf und las den Titel „Psychic News“ (Übersinnliche Nachrichten). Es haute mich um, als ich sie aufschlug und eine Liste aller spiritistischen Kirchen in meiner Gegend fand. Es gab sogar Anzeigen für Kurse, in denen man sein inneres Medium weiterentwickeln konnte.
Als ich meine Mutter fragte, wo sie die Zeitung her habe, sagte sie, sie habe ein Zeitungsfach, in dem ihr eine Monatszeitschrift für meine Nichte zugestellt werde. Irgendjemand hatte die Zeitung aus Versehen in ihr Fach gelegt und ihr war das erst auf dem Heimweg aufgefallen. Ich fragte mich, was für ein „Versehen“ das wohl gewesen sein könnte. Nur drei Stunden, nachdem ich um Hilfe gebeten hatte, bekam ich Antworten und einen Wegweiser.
Dank der „Psychic News“ fand ich meinen ersten Entwicklungskurs. Und kurz darauf lernte ich Gordon Smith kennen. Das Schicksal hat mich dahin gebracht, wo ich sein soll.
Auch wenn ich mich überall umhörte, fand ich leider niemanden, der die Art von medialem Zirkel leitete, an dem Steven teilnehmen wollte. Zwar wusste er um seine Gabe – an jenem ersten Abend in Margate sagte er zu mir: „Ich werde verdammt noch mal megagut darin sein!“ –, doch es würde nicht einfach sein, mit ihm zu arbeiten, weil er buchstäblich zu schüchtern war, sich mitzuteilen, sobald man an seiner toughen Oberfläche kratzte. Zu diesem Zeitpunkt würde er nie ein Gespräch beginnen. Ich musste erspüren, was er brauchte, um sich zu einer Antwort provozieren zu lassen. Meistens versteckte er sich hinter der Maske des coolen Typen aus dem Süden Londons. Das wirkte mitunter abschreckend. Dennoch steckte in dem harten Kerl ein liebenswert unschuldiger junger Mann, der wirklich Anleitung brauchte. Wie mir klar wurde, wäre es besser, wenn ich selbst mit ihm arbeitete, als ihn zu anderen Leuten zu schicken. Also begannen ich und mein Partner Jim, der seit fast zwanzig Jahren in meinem Zirkel ist, ihn zu fördern. Und so bildete sich eine neue Gruppe …
Aller Anfang ist langsam
Vergiss nicht: Lehrer und Schüler verwenden das gleiche Buch und nutzen dasselbe Klassenzimmer. Es ist ihr Sitzplatz, der sie definiert.
Master Chi
Auch wenn ich schon seit Jahren Zirkel leitete und die Arbeit als Medium lehrte, war es etwas ganz anderes, mich auf einen Schüler zu konzentrieren, vor allem, da mein Schüler schon viele unterschiedliche Meinungen gehört hatte, die ihn in Hinsicht auf seine Gabe verwirrten. Obwohl Steven schon mediale und spirituelle Erlebnisse gehabt hatte, wusste er nicht, was er davon halten sollte oder wie er beides unterscheiden könnte. Ich war daher sicher, es würde eine echte Herausforderung werden.
Statt ihm den Kopf mit noch mehr Lehren vollzustopfen, beschloss ich, ihn zurück auf null zu setzen und wieder ganz von vorne anzufangen.
Anfangs sollte man nicht danach streben, rasch Beweise für andere zu produzieren. Natürlich konnte auch Steven es kaum abwarten, seine Begabung unter Beweis zu stellen. Es ist zwar menschlich, an das zu glauben, was man tut, und auch, dass andere daran glauben. Häufig liegt jedoch genau hier der Hase im Pfeffer, denn dadurch glaubt man an Dinge, nur weil man daran glauben will – Dinge, die dem eigenen Geist entspringen und die weder medialer noch sensitiver Natur sind.
Als Erstes brachte ich Steven bei, in der Stille zu sitzen und nichts zu erwarten. Diese Form der Meditation in spiritistischen Kreisen nennen wir „die Stille“. Sie ist die Grundlage unserer Arbeit, denn wenn wir wissen, wie es sich anfühlt, ohne irgendwelche Erwartungen in Ruhe dazusitzen, können wir uns wirklich auf der geistigen Ebene mit uns selbst identifizieren/spüren. Das sage ich meinen Schülern ständig: Bevor man irgendetwas anderes tut, muss man erst seinen eigenen Geist kennenlernen und herausfinden, was er manifestieren kann. Man formt sonst zu leicht Gedanken, die einen etwas fühlen lassen – und bevor man sich versieht, redet man über alle möglichen Visionen und Erlebnisse, die zwar real wirken, jedoch nicht medialer oder sensitiver sind als der Stuhl, auf dem man sitzt.
Diesen Anfang hatte Steven nicht erwartet:
„Als Gordon mir diese Übung aufgab, war ich sehr überrascht, dass ich nicht versuchen sollte, eine Botschaft zu empfangen oder eine Verbindung zur feinstofflichen Welt herzustellen. Bisher hatte man mir beigebracht zu versuchen, Geistwesen durch Hellsicht zu sehen und eine Botschaft für die, die mit mir zusammensaßen, zu erhalten. Es war ein komisches Gefühl, stillzusitzen und nichts zu tun. Ich gebe zu, dass ich es (anfangs) nicht verstehen konnte, aber da Gordon mein neuer Lehrer/Lehrmeister war, gab ich mein Bestes. Jetzt halte ich es für die wichtigste Lehre in meiner Entwicklung; ohne sie wäre ich nie weitergekommen.“
In der Stille zu meditieren ist äußerst wichtig. Es klingt zwar einfach, aber wenn Sie es noch nie ausprobiert haben, stellen Sie womöglich fest, dass Ihr Geist/Verstand ein sehr aktiver, lauter Ort ist. Durch Übung und Entspannung kann er jedoch ein kraftvoller Zustand der Ruhe sein, der zu Ihrem Zentrum der Kontrolle werden kann.
Dies ist immer die erste Übung, die ich meinen Teilnehmern beibringe, weil sie eine Meditationsform ist, die man jederzeit anwenden kann, um zur Ruhe zu kommen oder in einer kniffligen Situation Klarheit zu bekommen. Man braucht dafür kein Medium zu sein; jeder kann sie anwenden. Durch sie werden zwar keine Geistwesen Sie aufsuchen, aber sie ist eine Starthilfe für Ihre mediale Reise, die im Grunde bei Ihnen selbst beginnt.
Übung 1: In der Stille meditieren
Nehmen Sie als Erstes eine bequeme Sitzhaltung ein. Entspannen Sie sich und fühlen Sie die Ruhe. Sorgen Sie dafür, dass Sie keine enge, unbequeme Kleidung tragen.
Schließen Sie die Augen.
Achten Sie bewusst auf Ihre Körperhaltung. Versuchen Sie, so gerade wie möglich zu sitzen. Halten Sie den Kopf so gerade und ruhig wie möglich. Wenn Sie merken, dass er nach vorne oder zur Seite sackt, dann stellen Sie sich vor, dass ein dünner Faden an Ihrer Scheitelkrone befestigt ist, der Ihren Kopf nach oben zieht.
Atmen Sie nun so tief wie möglich durch die Nase ein. Das entspannt den Körper und lässt ein erstes Gefühl der Ruhe aufkommen.
Nehmen Sie, während Sie tief in den Körper einatmen, wahr, wie sich Ihre Lunge mit Sauerstoff füllt, der Ihren Bauch anschwellen lässt. Entspannen Sie sich, während Sie – wieder durch die Nase – ausatmen, und lassen Sie die Luft aus dem Körper strömen.
Werden Sie sich des natürlichen Rhythmus Ihres Körpers bewusst, während Sie weiter ein- und ausatmen. Fühlen Sie, wie der natürliche Rhythmus Ihres Atems den Körper anschwellen und abflachen lässt.
Richten Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Luft, die in Ihren Körper gezogen wird und wieder aus dem Körper entweicht.
Fühlen Sie, wie konzentriert und ruhig Sie durch diese einfache Übung werden.
Seien Sie sich Ihres Körpergewichts bewusst.
Stellen Sie sich nun ein üppiges klares weißes Licht direkt über Ihrer Scheitelkrone vor.
Lassen Sie das Licht durch den Kopf tief in den Körper strömen und sich im ganzen Körper