Wenn das alles erledigt ist, wird alles geradezu akribische ausgewertet: Wer von möglichen 100 Punkten nur 10 bis 15 Punkte erreicht, für den reicht ein einfaches Schweizer Taschenmesser locker aus, das ist für ihn (und auch für uns) schon gefährlich genug. Ab 25 Punkten gibt es dann schon einen kompletten Schraubenzieher- und Schraubenschlüsselsatz und sogar eine handbetriebene Bohrmaschine. Auch einfache Laubsägearbeiten (die jedes Schulkind zu Tode langweilen würden), dürfen schon probiert werden. Ab 45 Punkten darf jeder sich so Hochqualifizierte eine Heckenschere kaufen, muss dafür aber eine Probearbeit abliefern, um eine letztgültige Berechtigung zu erstehen. Dafür stelle ich, gutmütig wie ich bin, immer meine eigene Hecke völlig kostenlos zur Verfügung.
So geht es sukzessiv hoch bis zu einer erreichten Quote von mindestens 90 Punkten. Ab dieser Punktezahl darf jeder Bewerber, vorausgesetzt er kann es sich leisten, alles kaufen, was ihm in den Sinn kommt.
Bei solchen Einkaufsfahrten bin ich natürlich selber dabei und berate vor Ort. Ich traue zwar einem Verkäufer alles Mögliche zu, aber nicht mehr Kompetenz als ich sie haben sollte. Außerdem, aber das bleibt jetzt unter uns, bekomme ich meistens eine saftige Provision. Natürlich wird es dann immer nur eine Bohrmaschine, aber es soll ja auch andere Bastler (Heinz z. B.) geben, die 14 Bohrmaschinen ihr Eigen nennen. Sobald der Kauf abgeschlossen ist, muss nur noch ein genügend großer Kleinlaster gefunden werden, und schon geht es ab nach Hause in den Hobbykeller. Selbstverständlich habe ich darauf geachtet, dass mein Klient neben dem Werkzeug auch die nötigen Arbeitstische, Lochwände, Bohrständer, etc. nicht vergessen hat.
Bei meiner ersten Beratungsfahrt ging dann doch einiges schief. Bei ihm zuhause angekommen, wartet auch schon das erste Problem. Ich hatte auf dem Fragebogen doch leider eine nicht unwichtige Frage vergessen, nämlich, besitzen Sie einen Hobbyraum oder wohin sonst mit dem ganzen Werkzeug. In welchem Raum sollen die zukünftigen Verstümmelungen bzw. das Herstellen der kommenden Bausünden stattfinden. Mein erster Klient hatte leider keinen. Es eröffneten sich also mehrere Möglichkeiten. Die erste, der Idealfall, er besitzt tatsächlich einen eigenen Hobbykeller, fiel schon mal aus. Macht nichts, sagte ich zu ihm, jetzt kommt Möglichkeit zwei in Betracht. Deine Frau gibt das Bügelzimmer auf und bügelt ab sofort nur noch am Balkon. Das geht mit einer entsprechend warmen Daunenjacke auch im Winter ganz gut. Weil aber seine Frau plötzlich mit der Flutung des Bügelzimmers drohte und von Haus aus stärker ist als ihr Mann, kam nur noch Variante Drei in Frage. Ich riet ihm, stelle statt dem Bügelbrett und Wäschekorb den Schlafzimmerschrank auf den Balkon und bastele für deine Liebe und dich selbst ein Doppelstockbett. Dann noch eine Zwischenwand eingezogen, die Frisierkommode samt Spiegel auf den Flur rausgeschoben und schon habt ihr nicht nur eine Schlafkoje, nein, auch einen Hobbyraum. Auch wenn ab jetzt, wegen der übereinander angebrachten Betten, eure zwischenmenschlichen Beziehungen auf der Waschmaschine wahrgenommen werden müssen, das Vibrieren dieser, bei eingeschaltetem Modus, gibt euch vielleicht sogar den zusätzlichen Kick, auf den ihr schon immer gewartet habt. Toll, was?
Zur Not könnt ihr euch noch ab und zu ein Hotelzimmer nehmen, wenn die Kinder zu neugierig werden.
Leider hat seine Frau das Ganze aber doch nicht so gut gefunden und ließ ziemlich deutlich anklingen, sie werde ihrerseits den Scheidungsplaner zu Rate ziehen und drohte ihm gleichzeitig damit, die Kinder und den Kanarienvogel mitzunehmen. Ich blieb cool, sagte nur, ertrage es mit Humor, endlich hast du wirklich genug Platz.
Mein Klient hat sich trotzdem anders entschieden. Der Laster wurde gar nicht abgeladen, sondern das Ganze (inklusive Bohrmaschine Nr. 15) in den Baumarkt zurückgebracht. Ich gab auf.
Das Ergebnis meiner Geschäftsidee: Ich besitze nach wie vor nur vierzehn Bohrmaschinen, einen Klienten weniger, dafür einen Feind mehr. Ich glaube, ich muss den Fragenkatalog noch einmal gründlich überarbeiten.
Hunde sind die besseren Menschen
Der beste Freund des Menschen ist der Hund. Sagen die einen. Die anderen wiederum behaupten dasselbe vom Alkohol. Beide Theorien sind leider nicht wissenschaftlich abgesichert. Sie entspringen dem Bauchgefühl. Wenn man jetzt etwas schräg über das Bauchgefühl nachdenkt, dann müsste jeder dicke Mensch eigentlich ein Wahrsager sein, oder? Egal, Tatsache ist nur, der Alkohol kann besser lügen als ein Hund. Wenn dich ein Hund anlächelt, dann meint dieser das immer ehrlich. Die Flasche mit dem Sliwowitz lächelt dich nicht an, sondern aus, weil sie schon genau weiß, wie es dem ergeht, der sie austrinkt. Und die intensive Bekanntschaft mit „Kollege Hochprozentig“ geht immer zu Ungunsten des Homo Sapiens aus. Denn nach drei Maß Bier muss man auch ohne Hund einmal Gassi gehen. Man kann heutzutage nicht mehr alles, was der Alkohol auf dem Weg vom Gasthof ins traute Heim nicht über die Blase, sondern meistens über die Speiseröhre wieder zurückschickt, einfach irgendwo deponieren. Der aufmerksame Leser ahnt es schon, die Sorgen und Probleme kommen beim Entsorgen der Probleme.
Viele Personen, die vom Alkohol und seinen scheinbaren Versprechungen schon zu oft enttäuscht wurden, wenden deshalb ihre ganze Aufmerksamkeit nur noch dem Hund zu. Das ist fast immer die richtige Entscheidung. Zumindest aus der Sicht des Menschen. Hunde sind bei weitem dankbarer als die eigenen, lieben Kinder, treuer als die meisten Partner und klüger als man selbst. Aber auch wieder dumm genug, sich dem Menschen unterzuordnen. Da haben sie aus der Sicht des Mannes, den Frauen doch einiges voraus. Trotzdem spalten sie die Menschheit in zwei große Lager, die eine Hälfte kann ohne Hund nicht leben und die anderen 70 Prozent (Sie merken schon, rechnen dürfte in meiner Schulzeit kein Lieblingsfach von mir gewesen sein) nicht mit ihm. Diese Menschen sehen in ihm nur den Parkscheißer, Sabberer und Kläffer.
Man muss stets auf der Hut sein, wenn man auf einen Hundebesitzer trifft. Manche verzeihen es weder ihrem Hund noch sonst jemandem, dass sie von ihrem Bello bereits um fünf Uhr früh schon aus dem Bett geworfen und in den bitterkalten Morgen gezerrt werden. Denen ist es egal, wo er sein Geschäft macht, wichtiger ist, dass er es so schnell wie möglich verrichtet und wenn es vor der Haustür des nächsten Nachbarn ist. Wenn sich der Hund aber auf seinen eigenen Anstand besinnt und nicht den des Herrn verwendet, kann das dauern. Da kann man leicht zum Opfer ihrer Wut werden. Nicht alles was einen Hund hat, liebt diesen auch. Meist wurde der vom Partner angeschafft, um den anderen wenigstens für ein paar Minuten von der Couch herunter zu bringen. Schon wieder ein Motiv, welches mit Tierliebe weniger zu tun hat als mit geschickter Taktik.
Aber auch bei einem Chinesen, der behauptet, er habe Hunde zum Fressen gerne, ist Vorsicht geboten. Der meint das so, wie er es gesagt hat. Ein Hund, der auf ein ausgehungertes Tigerweibchen statt einem esslustigen Chinesen trifft, hat bessere Chancen, den nächsten Sonnenaufgang noch zu erleben. In vielen Straßen von Shanghai hängen die Hunde an der Leine, aber mit dem Kopf nach unten und mit abgezogenem Fell. Der chinesische Speiseplan weicht doch beträchtlich von unserer Vorstellung eines gesunden Essens ab.
Die lieben Chinesen haben noch nicht kapiert, was der Hund alles für den Menschen leistet. Er hilft dem Blinden über die Straße, dem Sonntagsjäger (noch ein Blinder) wieder aus dem Wald heraus, und den Einbrechern zeigt er den Weg in die Zelle. Er bewacht das Haus und die Kinder, unterstützt die Katze bei ihrem Weg auf den Baum. Die wiederum würde ohne ihn gar nicht auf den Baum flüchten müssen.
Noch eine gute Eigenschaft hat er: Er stellt für sein Frauchen das Herrchen in der Stammkneipe und eskortiert es nach Hause. Ein echter Freund eben.
Warum er gerade die Briefträger nicht mag, dazu gibt es viele Theorien. Früher schrieb man das der Lederkleidung zu. Ich glaube, er riecht nur die anderen Hunde, welche dem Postboten schon vorher ans Bein gepinkelt haben. Vielleicht hat der neugierige Bello aber auch nur gesehen, wie der Briefträger im Schlafzimmer seinem Frauchen die Kleider weggenommen hat.
Wenn Sie abends nach Hause kommen und der Hund vor Ihrer Frau steht und mit dem Schwanz wedelt, dann will er Ihnen damit was sagen.
Hunde sind, wie wir Menschen, unheimlich kindische Wesen. Sie können einem Hund tausendmal den Stock wegnehmen und in den Teich schmeißen, er wird ihn immer wieder holen und Sie dabei freundlich anlächeln. Probieren Sie das einmal mit Ihrer Katze, es wird nicht so gut